Zusammenfassung
Völker, die auf dem anthropologischen Entwicklungsstand von Kindern sind, interagieren anders und haben andere Sitten, Gewohnheiten und Moralvorstellungen. Sie haben höhere Schwellen des Empfindens von Scham und Peinlichkeit und interagieren mehr direkt, impulsiv und emotional. Ihr Sozialverhalten ist lebendiger und bunter, es tendiert mehr zu extremen und merkwürdigen Ausdrucksformen und ist weniger durch Rationalität und Reflexivität kontrolliert (Elias 1976; Tylor 2005; Oesterdiekhoff 1997, 2000, 2006a, b, 2009a, b, 2012).
Wir können, denke ich, den oft angewandten Vergleich zwischen Wilden und Kindern sehr gut sowohl auf ihre moralischen wie auf ihre intellektuellen Verhältnisse ausdehnen. (Edward Tylor, Die Anfänge der Kultur, Bd. 1, Hildesheim: Georg Olms Verlag 2005, S. 31)
Wie schon die generelle Atmosphäre der Gewalt nahelegt, war die mittelalterliche Gesellschaft primitiver als unsere und erscheint uns kindgleich… Wie Kinder waren mittelalterliche Menschen emotional unbeständig, sie weinten schneller als wir, sprangen schneller vom Weinen zum Lachen und wieder zurück, waren starrköpfig und unbeständig, schnell bereit, zu sündigen und dies herzlich zu bereuen, um dann wieder zu sündigen und wieder zu bereuen. (L. F. Salzmann, English life in the middle ages, Oxford university press 1924, S. 32 f., übersetzt von G. O.)
In solchen Gesellschaften herrschen auch ganz andere Formen der zwischenmenschlichen Interaktion als in unserer Gesellschaft vor. (Christopher R. Hallpike, Grundlagen primitiven Denkens, München: DTV 1994, S. 45)
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Oesterdiekhoff, G. (2012). Gewalt und Moral. In: Die Entwicklung der Menschheit von der Kindheitsphase zur Erwachsenenreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_22
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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