Zusammenfassung
Dieses Kapitel analysiert die Geschichte von Literatur, Malerei, Musik und Tanz auf der Folie der Entwicklungspsychologie. Es ist klar, dass angesichts der Fülle des Materials und der Vielzahl der Aspekte nur ein begrenzter Ausschnitt beleuchtet werden kann. Es liegt natürlich auf der Hand, dass die Geschichte der Kunst in besonderer Weise die Geschichte des menschlichen Geistes widerspiegelt. Die Entwicklungspsychologie müsste auch in diesem Bereich natürlich die grundlegende Wissenschaft sein. Nun gibt es niemanden, der nicht die Entstehung der Ockerbemalung vor 100.000 Jahren und von Muschelperlenketten vor Jahrzehntausenden aus einem Entwicklungssprung des Geistes erklären würde. Was für den Anfang der Kunst gilt, muss aber auch auf ihren weiteren historischen Verlauf zutreffen.
Die Alten handeln wie Kinder, aber ins Grandiose gesteigert, und zeitigen kaum überbietbare Würdeformen, prall an Sinngehalt. (Emma Brunner-Traut, Frühformen des Erkennens. Aspektive im alten Ägypten, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1996, S. 3) So fein z. B. die Illuminationen in mittelalterlichen Handschriften auch ausgeführt sein mögen – die dort gezeigten Menschen sind keine wirklichen Menschen im modernen Sinne, sondern allgemeine Typen ohne Individualität. Die Erklärung scheint ganz einfach, dass die individuelle Persönlichkeit in all ihren vielfältigen, unendlich fein verästelten Variationsmöglichkeiten noch gar nicht gesehen wurde. (Walter Ullmann, Individuum und Gesellschaft im Mittelalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1974, S. 35 f.) Denn Kinder, wie primitive Völker, reagieren nur auf einzelne Episoden oder Ereignisse, aber nicht auf den Gesamtzusammenhang der Geschichte in einem Schauspiel. (Don LePan, The cognitive revolution in Western culture, London: Macmillan Press 1989, S. 181, übersetzt von G. O.)
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Oesterdiekhoff, G. (2012). Kunst und Literatur. In: Die Entwicklung der Menschheit von der Kindheitsphase zur Erwachsenenreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_19
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