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Die Entstehung der Wissenschaften

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Zusammenfassung

Der Sachverhalt der Kindnatur des vormodernen Menschen muss sich natürlich auch auf das Phänomen Entstehung und Entwicklung der Wissenschaften ausgewirkt haben. Das Fehlen von Wissenschaften in primitiven Gesellschaften resultiert aus dem Fehlen des formal-operationalen Denkens in den Köpfen der Menschen dieser Gesellschaften. Die zaghaften Anfangsgründe der Wissenschaften insbesondere in der kurzen hellenistischen Epoche der Antike müssen sachlogisch zwingend mit einer operationalen Entwicklung in Verbindung gebracht werden. Die Entstehung der Wissenschaften „im eigentlichen Sinne“ vor 300 Jahren in Europa ist das direkte Resultat der noch über den Hellenismus hinausgehenden Anhebung des anthropologischen Entwicklungsniveaus der Bildungselite.

In den Anfängen der Wissenschaft, zu einer Zeit, als die Physik noch in den Kinderschuhen steckte und noch nicht das war, was sie seit Newton geworden ist, findet man Entwicklungsstufen, die erstaunliche Entsprechungen zu den Stadien bieten, die ich bei Kindern beobachtet habe. (Jean Piaget in: Jean-Claude Bringuier, Jean Piaget. Im Allgemeinen werde ich falsch verstanden, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1996, S. 143)

Ein Denker wie Aristoteles, der einen herausgehobenen Platz in der Geschichte des menschlichen Geistes einnimmt, ist im Hinblick auf das physikalische Denken mit einem Kind vergleichbar. Piagets Theorie legt dar, warum die Entwicklung der Logik und Mathematik derjenigen der Physik vorangegangen und weshalb das Denken des Aristoteles so und nicht anders ist. In der Art und Weise, wie Aristoteles die Kraftübertragung, die Bewegung eines Wurfgeschosses und den freien Fall der Körper erklärt, kann man die gleiche Sicht wie die des kindlichen Denkens erkennen.

(Rolando Garcia in: Jean-Claude Bringuier, Jean Piaget. Im Allgemeinen werde ich falsch verstanden, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1996, S. 153)

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Notes

  1. 1.

    Netz und Noel sehen in der Arbeit von Dijksterhuis (1952) über Archimedes immer noch die grundlegendste Arbeit über ihn.

  2. 2.

    „Der Schwerpunkt unseres Interesses hat sich ganz nach der materiellen Wirklichkeit zu verschoben, das Altertum bevorzugte ein Denken, das sich mehr dem phantastischen Typus annäherte. Neben einer seitdem nie mehr erreichten sinnlichen Anschaulichkeit des Kunstwerkes suchen wir in der Antike vergebens nach jener präzisen und konkreten Denkweise moderner Natur- und Geisteswissenschaft. Wir sehen den antiken Geist nicht Wissenschaft schaffen, sondern Mythologie.“ (Jung 1991, S. 34) Von Ausnahmen im Hellenismus abgesehen, liegt Jung mit seinem Urteil über die antike Geisteswelt ganz richtig. Auf die Zahl 50 kommt man bei der Bilanzierung des durchdringenden Buches von Russo über den Hellenismus. Darin sind nicht berücksichtigt die Zahl der Gelehrten, die dazu in der Lage waren, die Top-Theorien zu verstehen und die Zahl der Gelehrten, die auf Grund der verlorenen Schriften heute gar nicht mehr bekannt sind.

  3. 3.

    Eratosthenes berechnete 252.000 Stadien für den Meridian. Die Länge eines Stadion ist heute mit 157,5 eingeschätzt worden, so dass der Fehler, wenn er denn vorliegt, nur zwischen 0,8 und 2,4 % schwankt. Der Fehlerquotient der Messung von 1669 liegt bei 0,1 %. (Russo 2005, S. 312).

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Oesterdiekhoff, G. (2012). Die Entstehung der Wissenschaften. In: Die Entwicklung der Menschheit von der Kindheitsphase zur Erwachsenenreife. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_18

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19727-2_18

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19726-5

  • Online ISBN: 978-3-531-19727-2

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