Manipulationen bei Großprojekten und ihre gesellschaftliche Funktion

Zusammenfassung

Infrastrukturgroßprojekte stürzen moderne Gesellschaften in Konflikte. Aus Sicht eines Teils der Bevölkerung, mindestens aber aus Sicht einer Lobbygruppe sind sie sinnvoll. Aus Sicht eines anderen Teils der Bevölkerung sind sie mit Lasten verbunden, welche die Vorteile nicht aufwiegen. Üblicherweise wird bei streitigen Projekten mit Hilfe von Gutachten versucht, eine Klärung der gesellschaftlichen Vorteilhaftigkeit herbeizuführen. Wie sich am Beispiel des Flughafens Frankfurt zeigt, werden dabei aber erhebliche Manipulationen vorgenommen, welche zu einer verzerrten Darstellung der Vorteilhaftigkeit führen. An Manipulationen ist eine Phalanx aus Gutachten, Wirtschaftslobbyisten, Politik und Gerichten beteiligt.

Die Manipulationen sind derart häufig und auch derart offensichtlich, dass es sich fragt, ob sie nicht eine bestimmte gesellschaftliche Funktion besitzen? Es wird argumentiert, dass durch ein System aus Manipulationen der in der Öffentlichkeit diskutierten Informationen und das Darüber-Hinwegsehen das Entstehen ordnungsbedrohender Widersprüche in einer Gesellschaft verhindert werden kann.

Das System stabilisiert eine Gesellschaft kurzfristig. Es birgt aber die Gefahr, dass der wahre Wert eines Projektes nicht mehr erkennbar ist. Es besteht das Risiko, dass sich kleine Gruppen Ressourcen aneignen, welche die Gesellschaft diesen Gruppen bei Kenntnis der wahren Verhältnisse nicht überlassen hätte. Eine Gesellschaft sollte sich daher gut überlegen, wann sie das Ritual der Manipulationen einsetzt.