Zusammenfassung
Dieser Sammelband hat den Anspruch, fußballinteressierten Sozialwissenschaftler_ innen eine Erklärung für die Beliebtheit des Fußballs zu bieten. Gleichermaßen will er dem an sozialen Prozessen interessierten Fußballfan sozialwissenschaftliche Einblicke in seine Sportart eröffnen. Die dazu in der Einleitung vorgestellten Thesen können für die ungeübte Leser_innenschaft wissenschaftlicher Literatur bisweilen unverständlich wirken. Für die beweisorientierte akademische Gemeinde mangelt es eventuell an einem evidenten Praxisbezug der theoretischen Annäherung. Beide Probleme der Leser_innen mit dem Einleitungskapitel sollen mit dem vorliegenden Beitrag gelöst werden. Am Beispiel des schottischen und besonders des Glasgower Fußballs soll die Lebensnähe der theoretischen Annäherungen veranschaulicht werden.
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Notes
- 1.
Für die vorliegenden Zwecke reicht eine verkürzte Darstellung des Nordirland-Konflikts aus. Eine aufschlussreiche Vertiefung des hochkomplexen Sachverhalts bietet etwa Kandel (2005).
- 2.
James I. (*1566 †1625) war seit 1567 König von Schottland und ab 1603 in Personalunion zusätzlich König von England und Irland (Maurer 2008: 325).
- 3.
Seit 1946 wurden 65 Meisterschaften ausgetragen. 12 davon gingen nicht an die beiden Glasgower Großvereine. Zuletzt war das 1985 mit dem CF Aberdeen der Fall. Die eigentliche Scottish Premier League (SPL) gibt es erst seit 13 Jahren – gewonnen wurde sie ausschließlich von Celtic oder den Rangers (Scottish Football League 2010).
- 4.
Einen Eindruck dieser lebhaften Kunstszene verschafft der Kulturüberblick Glasgow Life (2011).
- 5.
Gleichzeitig wird Glasgow aber in unterschiedlichen Quellen auch als eine konfessionell und fußballerisch geteilte Stadt dargestellt. Dies ist eine ungenaue Beschreibung, weshalb wir zur Realität des Old Firm im abschließenden Abschnitt Stellung beziehen.
- 6.
In Edinburgh hatte es bereits zwischen 1824 und 1841 einen Football Club gegeben. Doch dieser spielte noch nicht nach ‚modernen‘ Regeln (National Archives of Scotland 2007).
- 7.
Der zuvor genannte James I. (*1566 †1625) darf nicht mit dem hier erwähnten James I. (*1394 †1437) verwechselt werden. Beide waren König von Schottland. Erster war dies zunächst mit dem Zusatz VI. 1603 wurde er auch König von Irland und England. Als solcher war er der erste James (Maurer 2008: 325).
- 8.
Dieser Begriff geht auf Alfred Radcliff-Brown zurück. Ein weiterer Theoretiker ist Bronislaw Malinowski, der sich mit dem Funktionalismus beschäftigte. Ersterer gab seiner theoretischen Konzeption den Namen Struktur-Funktionalismus. Beide Theorien sind tatsächlich aber sehr miteinander verwoben (Barnard 2000: 61ff.; 66.). In diesem Kapitel verwenden wir beide Begriffe gleichrangig.
- 9.
Gegründet wurde der Orange Order 1795 als religiöser Bund. Er benannte sich nach seinem Idol William of Orange, ruht auf den Säulen Protestantismus und Loyalität zu Großbritannien. Ziel des Orange Order ist gemäß seinen Statuten „[…] by all lawful means to withstand the spread of Roman Catholicism […] and to spread the Protestant faith“ (Cecil 1993: 156). Die Red Hand symbolisiert Nordirland und wird von protestantischen Terroreinheiten als Erkennungszeichen benutzt (Elliott/Flackes 1999: 417f.).
- 10.
Im Internet finden sich noch weiere Erklärungen. Etwa die, dass das Britische Königshaus, mit dem die Rangers-Fans sich identifizieren, aus Hannover stammt (http://www.Rangersfansvcelticfans.com 2003).
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Brandt, C., Hertel, F. (2012). Fußballbegeisterung in Schottland. In: Brandt, C., Hertel, F., Stassek, C. (eds) Gesellschaftsspiel Fußball. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19677-0_8
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