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Der „objektive Gegner“. Zwei biographische Abrisse zu einer Denkfigur Hannah Arendts

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Intellektuelle Emigration
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Zusammenfassung

Wenige Tage nach dem 28. Aug. 1941 stand die zwölfjährige Lydia Hermann in ihrer von den Truppen des NKWD, des Volkskommissariats des Inneren der UdSSR, verwüsteten Schule im Dorf Mariental und suchte unter den über die Fußböden verstreuten Papieren nach Bildern von sich und den Mitschülern. Sie wusste, dass sich diese Bilder an einer Wandzeitung befunden hatten, instinktiv begriff sie, dass eine bis zu diesem Zeitpunkt relativ sorglose Zeit ein Ende gefunden hatte. Und nicht nur das, denn auch die Geschichte des Dorfes als die einer deutschen Siedlung wurde in diesen Tagen beendet. Mariental, gelegen am Ufer des Karaman, einem Nebenfluss der Wolga, war im Zusammenhang mit den Manifesten der Zarin Katharina II. aus der Zeit von 1764–1773, mit denen sie deutsche Bauern und Handwerker nach Russland einlud, schon 1766 von Siedlern aus Rheinland-Pfalz und dem Schwabenland gegründet worden. Mehrheitlich katholisch geprägt, überstand das Dorf auch die turbulenten Jahre der Revolution von 1917 und des sich daran anschließenden Bürgerkriegs. Ab 1924 gehörte Mariental als ein Kantonzentrum zu der in diesem Jahr gegründeten „Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“. Das Dorf brachte es zu einem bescheidenen Wohlstand, Lydia, die später in Dörfern anderer Sowjetrepubliken leben musste, meinte, dass das mit dem deutschen Charakter Marientals zusammenhing.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Hermann (2011).

  2. 2.

    Reichsbund jüdischer Frontsoldaten(1932, S. 1).

  3. 3.

    Ebd., S. 3.

  4. 4.

    Vgl. Klemperer (1996, Bd. 1, S. 222 und Bd. 2, S. 105).

  5. 5.

    Vgl. Klemperer (1996, Bd. 1, S. 438).

  6. 6.

    Klemperer (1995, Bd. 1, S. 438).

  7. 7.

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  9. 9.

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  11. 11.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Abel, W. (2012). Der „objektive Gegner“. Zwei biographische Abrisse zu einer Denkfigur Hannah Arendts. In: Schale, F., Thümmler, E., Vollmer, M. (eds) Intellektuelle Emigration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19658-9_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19657-2

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