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Theorien der Informationsgesellschaft

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Bankrott der Bildungsgesellschaft
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Zusammenfassung

Gerade einer solchen und weiteren analogen Perspektivenverkürzungen soll in der vorliegenden Arbeit massiv entgegengewirkt werden. Dafür ist es zunächst notwendig, der Genese gerade dargestellter Gedankenkonstrukte nachzugehen. D. h. die Frage zu beantworten, woher die Idee der Informationsgesellschaft stammt, auf der jene der Bildungsgesellschaft aufbaut. V.a. gilt e zu untersuchen, wie sie sich bis zum Höhepunkt des Informationalismus entfaltete, als das darauf basierende Gesellschaftskonzept zur alles beherrschenden (Meta-) Ideologie avancierte.

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Notes

  1. 1.

    Die dahingehende Bedeutung Umesaos wird u.a. von Steinbicker (2001, S. 17f) hervor gestrichen und kann auch z. B. von Aussagen von Castells (2001, S. 22) abgeleitet werden. Der Stellenwert Machlups wird dagegen daraus ersichtlich, dass sich die frühesten in diesem Buch behandelten Theoretiker der Informationsgesellschaft – Peter Drucker (1969, S. 331f) und Daniel Bell (1976, S. 175f; S. 212) – bei der Verankerung ihrer eigenen Konzeptionen auf ihn berufen. Ausführlich zur dieser Diskussion siehe Schaal (2006, S. 36 ff), der in dem Kotext auch Robert E. Lane erwähnt (zu Letzterem siehe Abschnitt. 3.1.1).

  2. 2.

    Wie z. B. jeder der „Technopols“ von Neil Postman, der „Risikogesellschaft“ von Ulrich Beck (1986), der „Posthistorie“ von Arnold Gehlen (z. B. 2007), der „Massenmedienrealität“ von Niklas Luhmann (1995) u.v.m. (Kurze Zusammenfassung zentraler entsprechender Positionen siehe Abschnitt 4.2.3.)

  3. 3.

    vgl. z. B. Kumar 2005, S. 62; Schaal 2006, S. 62f und S. 107; zu den Wurzeln des Marxismus in Bells Werk siehe Webster 2006, S. 120; Aufarbeitung von bzw. Abgrenzung zum Marxismus in Bells Hauptwerk The Coming of Post-Industrial Society (1976) siehe z. B. S. 54 ff und S. 152 in Bells Buch.

  4. 4.

    Nico Stehr zeigt in seiner viel beachteten Aufarbeitung der Theorien der Wissensgesellschaft auf, dass der Terminus der post-industrielle Gesellschaft – wie scheinbar alle Begriffe, die mit Bell verbunden werden (vgl. Schaal 2006, S. 64f) – nicht von ihm stammt, sondern auf Arbeiten anderer Autoren, die zum Teil Anfang des 20. Jh. verfasst wurden, zurückgeführt werden kann (Stehr 1994, S. 42). Nichtsdestotrotz geht auch Stehr (genauso wie die meisten Analytiker/innen, die sich mit entsprechenden Prozessen auseinandersetzen) bei seiner Darstellung des Konzepts der post-industriellen Gesellschaft in erster Linie von den Theorien von Daniel Bell aus (vgl. ebd. S. 42 ff).

  5. 5.

    Aufarbeitung dieser Kritik siehe Abschnitt 4.1.2. der vorliegenden Arbeit.

  6. 6.

    Markus Kurt Schaal betont in seiner Dissertation Zur Konzeption von sozialem Wandel in den Theorien der Informationsgesellschaft, dass es grundsätzlich kaum zulässig ist, Bell als einen Theoretiker der Informationsgesellschaft zu betrachten, da er sich lediglich in einem einzigen Artikel aus dem Jahre 1979 mit diesem Thema intensiver auseinandersetzte. Schaal (2006, S. 65) zufolge wurde „Daniel Bell vor allem durch seine Rezeptionsgeschichte von anderen nachträglich zum Theoretiker der Informationsgesellschaft gemacht. Die Häufigkeit, mit der er in diesem Zusammenhang erwähnt wird, macht ihn nachgerade zu einem der wichtigsten Autoren auf diesem Gebiet.“

  7. 7.

    Laut Krishan Kumar (2005, S. 34f) wird dieser Begriff zum ersten Mal im Jahre 1952 von Kurt Vonnegut in seiner düsteren Since-Fiction Novelle Player Piano ausgearbeitet.

  8. 8.

    Bell selbst distanziert sich von den meisten seiner Nachahmer/innen. So bezeichnet er im Jahre 1995 einen der erfolgreichsten von ihnen – Alvin Toffler – als „Guru“, seine Theorien als „Star-Trek-Soziologie“ und sein Hauptwerk The Third Wave (1981) als eine enorme Simplifizierung soziologischer Theorien, die bereits vor über 20 Jahren (von Bell selbst) formuliert wurden, „but presented in a hopped-up prose that leaves one breathless“ (Bell 1995).

  9. 9.

    Diese Metapher wurde vom Begründer der klassischen Wirtschaftslehre Adam Smith (1723–1790) in seinem Hauptwerk Der Wohlstand der Nationen (1776) eingeführt, um die Angst des Adels und v. a. des Klerus (z. B. wurde sein Buch in Spanien von der Inquisition verboten) davor zu lindern, dass die freie Entfaltung der Märkte („laissez faire“) in Anarchie und Chaos münden könnte. Der freie Markt wäre laut Smith nicht vollkommen unreguliert, sondern im Hintergrund von einer Art göttlicher Vorsehung geleitet. Auch jemand, der einzig auf den eigenen Vorteil bedacht wäre, müsse für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss die Interessen des Geschäftspartners berücksichtigen. Somit würden sogar die egoistischsten Menschen auf Dauer zum allgemeinen Wohl beitragen. (vgl. Willke 2006, S. 76ff; Willke 2003, S. 67 ff)

  10. 10.

    Bereits in The Coming of Post-Industrial Society (1976, S. 148 ff) erklärte Daniel Bell den Klassenkampf für beendet, da es in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der fast alle Beschäftigten zu hoch qualifizierten Expert/innen aufsteigen, keine „Arbeiterschicht“ im klassischen Sinne mehr gibt. Somit würden auch Gewerkschaftsbewegungen ihre Existenzberechtigung einbüßen.

  11. 11.

    In seinem viel beachteten Artikel zum Ende der Geschichte (siehe auch Abschnitt 7.3.6.) aus dem Jahre 1989 schrieb Francis Fukuyama, die zeitgenössischen Ereignisse wären nicht nur gleichbedeutend mit dem Ende der Ideologien, sondern ebenso mit „an unabashed victory of economic and political liberalism“.

  12. 12.

    In den letzten Jahren hat dieser Begriff bzw. die Gegenüberstellung Fordismus/ Post-Fordismus im wissenschaftlichen sowie öffentlichen Diskurs bedeutend an Attraktivität verloren. Krishan Kumar (2005, S. 15) erklärt diesen Umstand v. a. damit, dass die Auswirkungen der mit diesen Termini implizierten Entwicklungen heute so offensichtlich sind, dass es kaum Sinn macht, sich auf dahinter stehende Theorien zu berufen. „Post-Fordism may have been killed by ist own success“ (ebd.).

  13. 13.

    Ein klassisches Beispiel für Franchising ist McDonalds: Die einzelnen Restaurants dieser Kette werden von selbstständigen Unternehmer/innen geführt, die von der Stammfirma Geräte und einige Grundprodukte beziehen sowie ihr für die Nutzung der Marke (inklusive zentraler Werbung etc.) Lizenzgebühren entrichten.

  14. 14.

    Castells (2005a, S. 85f) veranschaulicht einen solchen Prozess am Beispiel des bereits oben wegen seines enorm schnellen Produktionszyklus angesprochenen Bekleidungsherstellers Zara folgenderweise: An den Geschäftskassen der tausenden Zara-Filialen auf der ganzen Welt werden alle Einkäufe elektronisch erfasst, mit Kundenprofilen abgeglichen, gesammelt und täglich ans Designzentrum weitergeleitet. Dort werden softwarebasiert notwendige Änderungen bzw. Neuentwicklungen vorgenommen und an computerisierte Laser-Schneidmaschinen im Hauptwerk übermittelt, wo die Stoffe (zumeist mit Hilfe nahe gelegener Subunternehmer/innen) zusammengenäht und an die jeweiligen Filialen verschickt werden. Das ist bereits sehr nahe an einer Vision dran, die Bill Gates in seinem Der Weg nach vorn. Die Zukunft der Informationsgesellschaft im Jahre 1995 formulierte (vgl. Gates 1997, S. 264).

  15. 15.

    „Beta“-Version ist eigentlich eine Bezeichnung für eine noch nicht für den öffentlichen Verkauf bestimmte Probevariante eines Programms, die von ausgewählten „Betatestern“ hinsichtlich eventueller Fehler und Optimierungsmöglichkeiten analysiert wird. In der heutigen Zeit von manchmal bereits schon täglichen Softwareupdates entwickelt es sich zunehmend zum Normalfall, dass solche Versionen (mit einem entsprechenden Warnhinweis) dem Endkunden zur Verfügung gestellt werden. O’Reilly (2005) spricht in diesem Zusammenhang vom „ewigen Beta“.

  16. 16.

    „Entfremdung“ ist eines der Hauptbegriffe des Frühwerks von Karl Marx. Für ihn ist jede Lohnarbeit im Endeffekt mit Zwangsarbeit gleichzusetzen, da sie die Beschäftigten, die Produkte nicht für sich selbst sondern zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts erzeugen, von den Früchten der eigenen Tätigkeit entfremdet, sie damit „entwirklicht“ (ihrer kreativen Potenziale beraubt) und folglich zu Sklaven des Kapitals degradiert. (vgl. Marx 2000; siehe auch Marx 2004, S. 147 ff)

  17. 17.

    Detaillierte Darstellung diesbezüglicher Entwicklungen anhand von „la Terza Italia“ siehe Kumar 2005, S. 62 ff.

  18. 18.

    Aufgrund der Besonderheit dieser Aussage folgt hier die Wiedergabe des Originalzitats: „The computer is thus a machine that meets Marx’s definition of an artisan’s tool: it is an instrument that responds to and extends the productive capacities of the user. (…) The advent of the computer restores human control over the production process; machinery again is subordinated to the operator“ (Piore; Sabel 1984, S. 261).

  19. 19.

    Laut Krishan Kumar (vgl. 2005, S. 192) spiegelt der postmoderne sozialwissenschaftliche Diskurs die Diskrepanzen des von ihm analysierten Gegenstands – der postmodernen Gesellschaft – in einem solchen Ausmaß wider, dass der Versuch der Zusammenfassung dieser Konzeptionen wegen der Vielfalt divergierender Ansätze, mit einander unvereinbarer Definitionen und sich selbst widersprechender Grundaussagen einen Alptraum für Sozialtheoretiker/innen darstellt. Diese Problematik zeigt sich bereits daran, dass kaum ein/e Theoretiker/in, die/der allgemein dem Postmoderne-Diskurs zugeordnet wird, sich auch tatsächlich zu diesem Etikett bekennt (vgl. ebd. S. 160).

  20. 20.

    Ausführliche Gegenüberstellung und Abgrenzung postmoderner Positionen mit/von denen eines „technologischen Zeitalters“ aus der Perspektive von Welsch siehe ders. 2002, S. 215 ff.

  21. 21.

    Genau genommen kann nicht einmal in Bezug auf diese Aussage Einigkeit konstatiert werden. So wollen einige der Hauptvertreter/innen die Postmoderne keinesfalls als eine Anti-Moderne sondern im Gegenteil als Einlösung der Desiderate der Moderne „in der Breite der Wirklichkeit“ verstanden sehen (vgl. Welsch 2002, S. 4; siehe auch Kumar 2005, S. 161 ff).

  22. 22.

    Hans Magnus Enzensberger prägte mit der Einführung dieses Begriffs den Diskurs der ‚Kritischen Theorie‘ in den 1960er Jahren massiv mit. Jedoch grenzte er sich bereits Anfang der 1970er Jahre überdeutlich von der ‚Frankfurter Schule‘ und seinen Hauptvertretern ab (vgl. Enzensberger 1997, S. 119).

  23. 23.

    An einer anderen Stelle (1998, S. 162) spricht Baudrillard in diesem Kontext vom „schizophrenen Rausch von seriellen Zeichen, die keine Imitation, keine Sublimierung kennen, die in ihrer Wiederholung eingeschlossen sind – wer könnte sagen, wo die Realität dessen ist, was sie simulieren?“

  24. 24.

    Der englische Begriff „cultural industries“ subsumiert Ähnliches wie der deutsche Terminus „Kulturindustrie“ (siehe oben zum Thema ‚Frankfurter Schule‘/ ‚Kritische Theorie‘), ist jedoch im soziologischen Diskurs bedeutend weniger negativ besetzt.

  25. 25.

    Baudrillard war grundsätzlich und auch unter den postmodernen Theoretiker/innen höchst umstritten. Wolfgang Welsch behandelt ihn zwar in seinem „Panorama philosophischer Postmoderne-Positionen“ (Welsch 2002, S. 135 ff) gemeinsam mit den anderen Größen dieser Strömung, bezeichnet ihn jedoch andererseits nicht als einen „Denker der Postmoderne“, sondern der „Posthistoire“ (ebd. S. 152). Letztere geht laut Welsch (ebd. S. 17f) davon aus, dass die Gesellschaft heute „neue Konzepte, neue Werte, überhaupt neue Impulse weder braucht noch, wenn sie denn auftreten, beachten könnte. (…) Die Posthistorie ist passiv, bitter oder zynisch und allemal grau.“

  26. 26.

    In der vorliegenden Arbeit werden Castells Schriften, zu denen es deutsche Übersetzungen gibt, nach diesen zitiert. In Bezug auf die Trilogie Das Informationszeitalter: Band I Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft 2001; Band II Die Macht der Identität 2002; Band III Jahrtausendwende 2003.

  27. 27.

    Z. B. leiten Bell sowie die meisten seiner Nachfolger ihre universelle Geltung beanspruchenden Gesellschaftstheorien fast ausschließlich von US-amerikanischen Entwicklungen ab und die Vertreter/innen des Post-Fordismus ihre Konzeptionen von einzelnen spezifischen regionalen Prozessen in höchst divergierenden Umgebungen, deren Interdependenz kaum nachvollziehbar ist (zu Letzterem vgl. Kumar 2005, S. 82).

  28. 28.

    Weitere hymnische Kritiken führender Kommentator/innen zu Castells Trilogie können unter folgender URL abgerufen werden: http://sociology.berkeley.edu/faculty/castells/trilogy–reviews.html [30.03.2007]. Siehe ebenso Schaal 2006, S. 13f; Auch im einleitend zusammengefassten UNESCO-Weltbericht werden aktuelle Grundparameter der Informationsgesellschaft hauptsächlich von Castells Postulaten aus dargestellt (vgl. UNESCO 2005a, S. 19f; S. 45).

  29. 29.

    Diese Frage ist besonders schwer zu beantworten, da Castells (2001, S. 26) gleich zu Beginn der Trilogie betont, „kein Buch über Bücher“ schreiben zu wollen. Daraus resultiert, dass er die Quellen, auf denen sein Denken basiert, oft unzureichend oder überhaupt nicht angibt.

  30. 30.

    Castells Gebrauch und Abgrenzung der Begriffe „Informationalismus“ und „informationeller Kapitalismus“ ist nicht ganz schlüssig. Meistens verwendet er „Informationalismus“ als einen lediglich auf die Produktionsweise bezogenen Teilaspekt der neuen Wirtschaftsform (vgl. z. B. 2001, S. 83), die er als „informationellen Kapitalismus“ bezeichnet (vgl. ebd. S. 19; S. 101). Auf der anderen Seite postuliert er immer wieder, dass auch alle anderen Teilaspekte einer solchen Ökonomie sich nur auf der Basis der „informationellen Revolution“ bzw. des „Paradigma[s] der Informationstechnologie“ entfalten konnten (vgl. z. B. ebd. S. 1, S. 83; S. 75 ff). Da es auf diesem Hintergrund als wenig zielführend erscheint, zwischen „Informationalismus“ und „informationellen Kapitalismus“ zu unterscheiden, werden diese Begriffe in der vorliegenden Arbeit synonym gebraucht.

  31. 31.

    Auch in Bezug auf den Zeitpunkt für den Beginn der Ausbreitung des Informationalismus sind Castells Aussagen nicht stringent. An der oben zitierten Stelle, schreibt er vom „letzten Viertel des 20. Jahrhunderts“ – d. h. Mitte der 1970er Jahre. In einem früheren Kapitel konstatiert er, dass sich die „fundamentale Neustrukturierung des kapitalistischen Systems“ seit den 1980er Jahren vollzieht (ebd. S. 13). Gleich zwei Seiten weiter rückt er die „Neustrukturierung der kapitalistischen Produktionsweise“ wieder nach vorne – auf den „Ausgang des zwanzigsten Jahrhunderts“ (ebd. S. 15). Diese Abweichungen können jedoch folgenderweise mit Castells Worten erklärt werden: „In den späten 1990er Jahren war es soweit, dass die Keime der informationstechnologischen Revolution, die in den 1970er Jahren gesät worden waren, in einer Welle neuer Prozesse und neuer Produkte Früchte zu tragen schienen“ (ebd. S. 157).

  32. 32.

    Wie auch bei einigen anderen essentiellen Termini und Metaphern, die Castells benutzt, ohne ihre Genese zu explizieren, spielte der Begriff Netzwerk bzw. seine Synonyme in früheren Gesellschaftstheorien bereits eine zentrale Rolle. V.a. ist das in den Arbeiten der Postmoderne zugerechneter Analytiker/innen der Fall – wie z. B. bei Foucault (vgl. o. J.), der das heutige Welterleben weniger als eine lineare Entwicklung sondern vielmehr als ein verschiedene Punkte verbindendes Netzwerk beschrieb, oder bei Lyotard (nach Kumar 2005, S. 157) der die „Atomisierung“ des Sozialen in flexible Netzwerke von Sprachspielen hervorhob, sowie auch bei Poster (1992, S. 8), der die elektronische Kommunikation als ein Netzwerk sozialer Beziehungen bezeichnete, das auf die in ihm operierenden Subjekte umformend zurückwirkt. Am bekanntesten ist die von Gilles Deleuze und Félix Guattari (1977) in den postmodernen Diskurs eingeführte Rhizom-Metapher (Wurzelstengelwerk, bei dem die Wurzel und der Trieb nicht zu unterscheiden sind und welches gleichzeitig spaltet und öffnet), die sie als Symbol für die heutige zugleich differenzierende als auch synthetisierende unhierarchisch organisierte Gesellschaftsform nutzten (vgl. Welsch 2002, S. 142).

  33. 33.

    Hier lehnt sich Castells an den Terminus der „schöpferischen“ bzw. „kreativen Zerstörung“ an, der vom Wirtschaftshistoriker sowie Sozialwissenschaftler Joseph Schumpeter (1883–1950) in den Kapitalismusdiskurs eingeführt wurde. Damit beschrieb er die der dynamischen Marktwirtschaft innewohnenden Kräfte des „unablässigen Kampfzustands“: „Der Wettbewerb verdrängt die nicht mehr konkurrenzfähigen Produkte, Verfahren und Betriebe (…). Darin geht unter, was nicht mehr wettbewerbsfähig ist, während sich das ökonomisch Effizientere durchsetzt.“ (Willke 2006, S. 119)

  34. 34.

    In diesem Punkt– wie auch in einigen anderen – werden Castells prophetische Gaben nachgesagt. Schließlich veröffentlichte er den ersten Band seiner Trilogie 1996– d. h. vier Jahre vor dem Platzen der „Dotcom-Blase“ und über zehn Jahre vor der aktuellen Weltwirtschaftskrise, die durch den Zusammenbruch des Finanzmarktes ausgelöst wurde.

  35. 35.

    Bill Gates (1997, S. 80) schreibt zur entsprechenden Praxis auch gegenüber fix angestellten Mitarbeiter/innen seines eigenen Unternehmens Microsoft: „Miteigentum durch Aktienbezugsrechte, die Microsoft der Mehrheit seiner Angestellten angeboten hat, hat sich als so bedeutsam und erfolgreich erwiesen, wie es niemand hätte vorhersehen können. Den Mitarbeitern sind buchstäblich Milliardenwerte zugewachsen.“

  36. 36.

    Letztere Aussagen Castells führten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zur Diskussion, ob Castells diese Ereignisse in seinem Jahre zuvor (im englischen Original) erschienenen Werk vorhergesagt hätte. In einem Interview dazu widerspricht Castells dieser Annahme, da er es nicht als das Ziel seiner Analysen betrachtet, die Zukunft vorauszusagen. Seine Arbeit würde jedoch durchaus belegen, dass „die globalisierte Netzwerkgesellschaft zugleich der Ursprung des Widerstands ist, der sich gegen sie richtet“ (Assheuer; Thadden 2001).

  37. 37.

    Solche Feststellungen von Castells oder auch anderer führender Wissenschaftler/innen, wie z. B. der Harvardprofessorin und UNO-Beraterin Pippa Norris (vgl. 2001), führen mancherorts zur Forderung, den allgemeinen Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien ein grundlegendes Menschenrecht zu betrachten und entsprechend zu verankern (vgl. z. B. Brown 2003).

  38. 38.

    Technikdeterminismus hat nichts mit einer positiven oder negativen Bewertung sozio-technologischer Prozesse zu tun, sondern damit, wem dabei die aktive bzw. gestaltende Rolle zugeschrieben wird – der Gesellschaft oder den Technologien. D. h., dass Analytiker/innen, deren Meinung nach die Technologien die Menschheit in den Abgrund reißen werden, nicht weniger technikdeterministisch denken als jene, die uns im Zusammenhang mit dem technologischen Fortschritt paradiesische Zustände versprechen.

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Pasuchin, I. (2012). Theorien der Informationsgesellschaft. In: Bankrott der Bildungsgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19638-1_2

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