Zusammenfassung
Am 10. Januar 2007 übernahm die FSLN die Geschicke des nach Haiti zweitärmsten Landes Lateinamerikas. In nackten Zahlen bedeutet das: rund die Hälfte der Nicaraguaner lebt in Armut, das sind mehr als 2,5 Millionen Menschen, die mit weniger als einem US$ pro Tag auskommen müssen; rund 45 % der arbeitsfähigen Bevölkerung ist arbeitslos oder unterbeschäftigt; von Tausend Neugeborenen sterben rund 25, bevor sie das 5. Lebensjahr erreichen; von Hunderttausend Neugeborenen sterben rund 100 Mütter bei der Geburt; rund 20 % der schulpflichtigen Kinder besuchen keine Grundschule und rund 60 % der Erwachsenen haben keine Sekundärschulbildung erhalten; rund 50 % der ländlichen und rund 22 % der städtischen Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser; in dem Index menschlicher Entwicklung der Vereinten Nationen nimmt Nicaragua den 124. Platz ein; und nach Schätzungen der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika weist Nicaragua eine Einkommens- und Vermögensverteilung auf, die in ihrer Ungleichheit ihres Gleichen in der Welt sucht. Das ist das soziale – zutreffender gesagt, das unsoziale – Gesicht eines Landes, das nach der Erklärung seiner Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialmacht im Jahre 1821 zumeist „von Oligarchen und Tyrannen regiert worden ist“, wie David Close in seinem Buch „Los años de Doña Violeta“ schreibt; das unsoziale Gesicht eines Landes, das allein in den letzten zwei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts und in den ersten sechs Jahren dieses Jahrhunderts zwei extreme politische Experimente durchlitt: sozialistische Revolution gefolgt von radikalem Marktliberalismus. Nach gängigen Indikatoren für internationale Vergleiche von Entwicklungsniveaus ist also Nicaragua ein armes, unterentwickeltes Land, das sehr weit davon entfernt ist, die Schwelle zum Entwicklungsstadium am Horizont ausmachen zu können. Im Gegenteil, sogar im Vergleich zu seinen mittelamerikanischen Nachbarländern, die noch Ende der 1970er Jahre vergleichbare Ausgangsbedingungen und Entwicklungsniveaus aufwiesen, fiel Nicaragua bis heute immer mehr zurück.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Gómez Pomeri, R. (2012). Politische Akteure: Spieler, Gegenspieler und politische Spiele. In: Nicaragua. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19562-9_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19562-9_2
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-19561-2
Online ISBN: 978-3-531-19562-9
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)