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Experimente zur repressiven Inhibierung

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Zusammenfassung

Während mit den bisher vorgestellten Experimenten 1 bis 4 der Prozess der sensitiven Aufrechterhaltung belegt werden sollte, widmen sich die folgenden vier Experimente dem Prozess der repressiven Inhibierung. Wie im Rahmen der Explikation des Zwei-Prozess-Modells bewältigungsspezifischer Erinnerungsunterschiede dargelegt (vgl. Abschnitt 5.4), wird angenommen, dass Represser im Vergleich zu Sensitizern deswegen mehr bedrohliche Inhalte vergessen, weil sie bedrohliche oder allgemein ungewollte Erinnerungen, die ins Bewusstsein treten, wiederholt stoppen bzw. inhibieren. In Abschnitt 3.2.3 wurden verschiedene Paradigmen zum motivierten Vergessen vorgestellt und es wurde gefolgert, dass das Think-/No-Think (TNT)-Paradigma dasjenige experimentelle Vorgehen ist, das den Prozess der spontanen Gedankenunterdrückung im Alltag am besten nachbildet. Dabei sprachen zwei wesentliche Argumente, die auf die anderen Paradigmen nicht in gleicher Weise zutreffen, für die Verwendung des TNT-Paradigmas. Das erste Argument war, dass es auch zum „Vergessen“ im realen Leben vermutlich wiederholter Unterdrückungsversuche bedarf und nicht zu erwarten ist, dass der einmalige Wunsch (wie beispielsweise im Kontext von Erklärungen zum Directed-Forgetting-Effekt angenommen wird), etwas zu vergessen, bzw. das einmalige Nicht-daran-Denken ausreicht, damit sich substantielles Vergessen manifestiert. Das zweite Argument betrifft die Dauer, für welche die Inhibition eines Gedankens aufrechterhalten werden muss. Beim TNT-Paradigma sind dies wenige Sekunden, was vermutlich mehr den spontanen Inhibitionsprozessen im Alltag (bei klinisch unauffälligen Personen) entspricht als beispielsweise die 5 Minuten, wie sie im Rahmen des White-Bear-Paradigmas üblicherweise realisiert werden.

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Notes

  1. 1.

    Da davon auszugehen ist, dass sich Sprachkenntnisse und auch frühkindliche Spracherfahrungen auf das Paarassoziationslernen auswirken können (vgl. z. B. Näätänen, 2001), wurde als Teilnahmekriterium festgelegt, dass die Probanden spätestens ab dem dritten Lebensjahr mit Deutsch als primärer Sprache aufgewachsen waren.

  2. 2.

    Da alle Probanden in der Lernabfrage, in der sie das Lernkriterium erreichten, stets auch noch einmal die Möglichkeit hatten, nicht gekonnte Wortpaare zu lernen, sollte beim Übergang in die TNT-Phase die Abrufbarkeit der Reaktionswörter stets besser ausfallen als das Ergebnis der letzten Lernabfrage, die der Proband durchlaufen hat. Folglich ist anzunehmen, dass beispielsweise ein Proband, der in der letzten Lernabfrage 52% der Wortpaare konnte, zu Beginn der TNT-Phase vielleicht 60% der Wortpaare beherrscht. – Dieser Aspekt wurde bei der Festlegung des Lernkriteriums auf 50% bereits berücksichtigt.

  3. 3.

    Als sich abzeichnete, dass die Abbrecherquote recht hoch ausfallen würde, wurden auch von den Abbrechern demographische Daten erfasst. Allerdings liegen somit nur für etwa die Hälfte der Abbrecher derartige Daten vor, so dass eine Auswertung wenig sinnvoll ist.

  4. 4.

    Da sich herausgestellt hatte, dass Probanden in der Einschätzung der Geläufigkeit von Wörtern eine sehr geringe Interrater-Reliabilität aufweisen, wurde auf die Erfassung der Geläufigkeit durch Probandenurteile verzichtet. Stattdessen wurde mittels der CELEX-Datenbank (Baayen et al., 1995) überprüft, dass keine ungebräuchlichen Wörter verwendet wurden.

  5. 5.

    Eine Aufnahme des dreistufigen Methodenfaktors Wortzuordnung erbrachte keine relevanten Effekte, weshalb auf die Darstellung einer ANOVA mit diesem Faktor verzichtet wird. Analoges gilt für den folgenden Abschnitt der differentiellen Effekte.

  6. 6.

    Ich danke Prof. Dr. Michael C. Anderson für die Überlassung des von ihm verwendeten Reizmaterials sowie weiterer ausführlicher unveröffentlichter Details zur Prozedur seiner TNT-Experimente.

  7. 7.

    M. C. Anderson und Green (2001) beschreiben die Assoziiertheit ihres Stimulusmaterials lediglich mit dem Satz: „The stimulus and response members of each pair had a weak preexperimental relationship“ (S. 368).

  8. 8.

    Bei insgesamt acht weiteren Probanden wurde – den Kriterien der TNT-Studien von M. C. Anderson (persönl. Mitteilung, 14.06.2010) folgend – ein Ausschluss aus den folgenden Gründen erwogen: Eine Person gab in der Nachbefragung an, erst seit ihrem 10. Lebensjahr Deutsch zu sprechen, womit sie das Kriterium der Muttersprachlichkeit (bzw. dass Deutsch ab dem 3. Lebensjahr die primäre Sprache war) nicht erfüllte. Drei weitere Probanden gaben an, Medikamente (z. B. Diazepam) zu nehmen, welche die Aufmerksamkeit beeinflussen könnten, und/oder an einer psychischen Störung (Depression und posttraumatische Belastungsstörung) zu leiden. Für fünf weitere Probanden ergaben sich aus der Nachbefragung Hinweise, dass sich diese möglicherweise instruktionswidrig verhalten haben könnten – nach dem Vorgehen von M. C. Anderson wären diese Probanden ausgeschlossen worden. – Da jedoch eine Analyse nach Ausschluss dieser acht Probanden keine substantiell anderen Resultate erbrachte als bei Einschluss dieser Personen, wurden sie für die folgenden Darstellungen in der Stichprobe belassen.

  9. 9.

    In der zweiten und dritten Sitzung wurden Directed-Forgetting-Experimente durchgeführt, die jedoch für die vorliegende Arbeit nicht relevant sind.

  10. 10.

    Zur Kontrolle von Materialeffekten wurden die Wortpaare in den Studien von M. C. Anderson (persönl. Mitteilung, 14.06.2010) randomisiert drei Wortsets zugeordnet, die nach einem lateinischen Quadrat mit den TNT-Bedingungen ausbalanciert wurden. Dies entspricht dem Vorgehen, das – allerdings zusätzlich zur Parallelisierung des Wortmaterials zwischen den drei Wortsets – bereits in den Experimenten 6 und 7 der vorliegenden Arbeit angewendet wurde.

  11. 11.

    In Experiment 7 war das Lernkriterium von 50% auf 60% angehoben worden, da die bisherigen TNT-Experimente eine im Vergleich zu den Originalstudien von M. C. Anderson relativ schlechte Erinnerungsleistung der Probanden in der Baseline-Bedingung erbracht hatten (vgl. S. 318). Da sich in der Vorstudie zu Experiment 8 aber herausstellte, dass das Wortmaterial dieser Studie recht einfach zu erlernen war, wurde das Lernkriterium wieder auf 50% zurückgesetzt.

  12. 12.

    Wurde in Varianzanalysen zusätzlich der Methodenfaktor Wortzuordnung (vgl. Abschnitt 8.5.2.2) aufgenommen, ergaben sich weder hinsichtlich der allgemeinpsychologischen noch hinsichtlich der im Folgenden dargestellten differentiellen Effekte irgendwelche Haupt- oder Wechselwirkungen mit diesem Faktor. Daher wird auf diesen Methodenfaktor in der weiteren Darstellung nicht mehr eingegangen.

  13. 13.

    Studien zur kognitiven Leistungsfähigkeit bzw. auch speziell zur inhibitorischen Kontrolle lassen zwar die begründete Annahme zu, dass es – mit dem Lebensalter variierende – tageszeitliche Unterschiede hinsichtlich der optimalen Leistungsfähigkeit gibt (für einen Überblick siehe C. Schmidt, Collette, Cajochen & Peigneux, 2007). Aufgrund starker individueller Unterschiede und auch von Unterschieden in Abhängigkeit von dem zur Erfassung der Inhibition verwendeten Paradigma lässt sich aus diesen Befunden allerdings nicht zuverlässig ableiten, dass bei jungen Erwachsenen die kognitive Inhibitionsfähigkeit (auch nur im Durchschnitt) am Nachmittag besser als am Vormittag ausfällt (vgl. z. B. Hasher, Zacks & May, 1999).

  14. 14.

    Auch in den Experimenten 5 bis 8 der vorliegenden Arbeit gaben die Probanden in der Nachbefragung an, welche Strategien zur Inhibierung sie verwendet hatten. Zwar gab es interindividuelle Unterschiede in den verwendeten Strategien (z. B. an etwas anderes denken vs. an nichts denken), allerdings fanden sich keine Zusammenhänge mit der Stärke des TNT-Effekts und/oder mit der Angstbewältigungsdisposition.

  15. 15.

    Nicht auszuschließen ist eine sogenannte File-Drawer-Problematik (Rosenthal, 1979), d. h., dass Studien, die den TNT-Effekt nicht replizieren konnten, im Vergleich zu Studien, die den Effekt belegen, häufiger nicht publiziert wurden.

  16. 16.

    Wie Levy und Anderson (2008) anmerken, ist bei der Einschätzung der Größe des TNT-Effekts auch zu beachten, dass in den üblichen TNT-Studien die No-Think-Reaktionswörter maximal 16 Mal für je 4 Sekunden inhibiert werden, die gesamte Inhibierungszeit also nur 64 Sekunden beträgt. Bei dieser niedrigen Gesamtinhibierungsdauer seien keine großen Effekte zu erwarten. Im realen Leben (z. B., wenn reale traumatische Erlebnisse vergessen werden sollen) sei hingegen von einer wesentlich längeren Gesamtinhibierungszeit auszugehen.

  17. 17.

    6.4% von 12 No-Think-Reaktionswörtern sind 0.768 Wörter.

  18. 18.

    Fujiwara et al. (2008) verwendeten den Weinberger-Ansatz zur Einteilung der Bewältigungsgruppen.

  19. 19.

    Barnier et al. (2004) verwendeten den Weinberger-Ansatz zur Einteilung der Bewältigungsgruppen.

  20. 20.

    Anders als z. B. in Experiment 2, in dem die Probanden für alle Wörter angeben mussten, wie bedrohlich diese auf sie wirken, wurde in den TNT-Experimenten kein derartiger Versuch der Selbstrelevanz-Induktion unternommen. Dies sollte jedoch in künftigen Studien erfolgen.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Peters, J.H. (2012). Experimente zur repressiven Inhibierung. In: Angstbewältigung und Erinnerung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19526-1_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19526-1_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19525-4

  • Online ISBN: 978-3-531-19526-1

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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