Zusammenfassung
Mit der Reorganisation der westdeutschen Gewerkschaften nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Einheits- und Industriegewerkschaften bildete sich eine spezifische Struktur und Arbeitsteilung in der Arbeitnehmerinteressenvertretung heraus, die unter dem Begriff des deutschen Gewerkschaftsmodells noch heute international als Bezugs- und Referenzpunkt dient. Immerhin ist das deutsche Gewerkschaftsmodell nicht nur ein wichtiger Pfeiler des deutschen Modells der industriellen Beziehungen, sondern auch der sozialen Marktwirtschaft. Man kann deshalb von einem System der industriellen Arbeitsbeziehungen sprechen, weil es aufeinander eingestellte Akteure gibt, die – auf der Basis gesetzlicher Rahmenbedingungen – ihre Handlungskompetenzen im Kontext einer lose verkoppelten Akteurskonstellation wahrnehmen. Dabei sind vier Punkte von besonderer Prägnanz für das deutsche Modell der industriellen Beziehungen: 1. Es sind nicht die Schemata des Klassenkampfes, die das Verhältnis der Kombattanten beschreiben können. Es gibt aber auch keine friedliche Konsenskultur. So existieren ausgefeilte Regularien, die den Modus sozialpartnerschaftlicher Konfliktregulierung ermöglichen. 2. Träger der Interessenkonflikte sind mitgliederstarke und verpflichtungsfähige Verbände auf der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. 3. Zwischen der betrieblichen und der überbetrieblichen Ebene gibt es sowohl Abschottungen als auch Verbindungen.
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Literatur
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Schroeder, W. (2014). Struktur und Entwicklung des deutschen Gewerkschaftsmodells: Herausforderung durch Sparten- und Berufsgewerkschaften. In: Schroeder, W. (eds) Handbuch Gewerkschaften in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19496-7_6
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