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„Das ist ein Geben und Nehmen“. Mit einem privaten Newsmacher unterwegs. Methodische Probleme bei der Analyse von Feldaufenthalten und erste Überlegungen zum Zusammenspiel von Videojournalisten und Polizisten/Feuerwehrleuten

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Tat-Ort Medien

Part of the book series: Medien - Kultur - Kommunikation ((MKK))

Zusammenfassung

Der hier vorgelegte Text versucht gleichzeitig (und das ist eher unüblich) die Reflexion methodischer Probleme und eine erste Auswertung der in einer Feldstudie erhobenen Daten. Erst wird über die Probleme des Feldzugangs berichtet, dann über die Qualität der so erhobenen Daten nachgedacht und schließlich eine erste Verdichtung der Interpretationsergebnisse vorgestellt. Die Verschränkung von methodischer Reflexion und Auswertung soll die methodischen und methodologischen Probleme nicht nur nennen, sondern deutlich zeigen. Denn bei Feldstudien sind Datenerhebung und Datenauswertung nicht wirklich getrennte Prozesse: Schon während der Erhebung wird ausgewertet und auch bei der Auswertung wird immer noch und immer wieder neues Material erhoben. Feldforschung besteht immer aus „gleitender“ Auswertung und „gleitender“ Datenerhebung: Man kann die Phasen der Forschung zwar analytisch voneinander trennen, aber nicht praktisch. Das versucht der Beitrag zu zeigen. Ob der Versuch gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt.

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Notes

  1. 1.

    Campbells Überlegungen beziehen sich zwar, wie alle Arbeiten im Rahmen der „Securitizsation“-Forschung, auf die „Äußere Sicherheit“ von Staaten. Dennoch sind viele Überlegungen zur sozialen Konstruktion von Sicherheit durch die Schreibenden (Medien) auch für die Beschreibung der Inneren Sicherheit fruchtbar.

  2. 2.

    Eine sehr praxisnahe Beschreibung der Lebenswelt der Videojournalisten findet sich in den Kriminalromanen des Duos Karr und Wehner (1994 ff). Die beiden lassen den freien Videoreporter Heinrich „Gonzo“ Gonschorek in Essen wiederholt erfolglos guten Bildern hinterher jagen und dabei Verbrechen aufklären. Erfolgreich wird er dadurch jedoch nie. Hektik, Geldnot und die Angst vor der schnelleren Konkurrenz sind das tägliche Brot von Gonzo.

  3. 3.

    Alle Angaben sind so anonymisiert, so dass ein Erkennen der wirklichen Personen und des Unternehmens nicht möglich sein sollte.

  4. 4.

    Einwenden könnte man an dieser Stelle, ein solches Unternehmen sei hoffnungslos, weil zirkulär. Was wer als Datum akzeptiere, und was die Daten jeweils repräsentierten, sei Ergebnis und Ausdruck der jeweiligen impliziten/expliziten Vorab-Theorien über die Beschaffenheit der Welt. Der Einwand trifft, wenn auch die Lage nicht ganz so misslich ist. Auch wenn es nicht möglich ist, Konsens über eine Theorie zu erzielen, was als Datum gelten und was es repräsentieren soll, so erreicht man doch eins: die Prämissen des Interpretierens werden sichtbar und für den Leser einer Studie kalkulierbarer. Kurz: Man weiß selbst besser, was man tut und andere, also die Leser/innen der Analyse, auch.

  5. 5.

    Diese Geschichte wäre, wenn sie denn stimmt, ein schönes Beispiel für weitreichende unintendierte Folgen von Handeln: Aufgrund der hohen Konkurrenz und dem permanenten Versuch, sich gegenseitig auszustechen, entsteht ein neues Medienangebot für eine spezifische Zielgruppe. Da jedoch der Zugang zu dem Medienangebot jedem freisteht, weitet sich die Nutzung aus und erlangt eine andere Funktion als anfangs geplant und diese unbeabsichtigte Funktion wird zum Hauptgeschäft. Über diese Homepage können jetzt nicht nur weltweit die Berichte aus X-Stadt abgerufen werden, sondern Pfeiffer erhält über diesen Kanal auch aktuelle Informationen von den Nutzern.

  6. 6.

    Hier übertreibt Pfeiffer erheblich, was die Höhe der Honorare für Leserfotos angeht – ausführlich zu den Lesereportern und deren Bedeutung bei der Newsproduktion siehe Bidlo (2011a) (allgemein dazu Bidlo, Englert + Reichertz 2011). Diese Mitteilung Pfeiffers ist ein gutes Beispiel für den Wunsch der Interviewten, über den Interviewer mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, ihn also (ohne dass er es bemerkt) als Vertreter der eigenen Interessen zu nutzen.

  7. 7.

    Diese Tauschlogik steht in starkem Kontrast zum oft vorfindbaren Selbstverständnis der Medien, sie seien eine kontrollierende „Vierte Gewalt“. Insbesondere in den ersten Jahrzehnten nach Etablierung einer bürgerlichen Presse, also zu Beginn des 19. Jahrhunderts, verstand sich diese als eine kontrollierende Instanz, deren Aufgabe es war, die anderen gesellschaftlichen Kräfte genau zu beobachten und gegebenenfalls im Interesse der Öffentlichkeit zu kritisieren. Insbesondere in den USA des 19. Jahrhunderts bildete die Presse, deren prinzipielle Freiheit seit 1791 durch die Verfassung gesichert war, ein festes und institutionalisiertes Gegengewicht zur Regierung (vgl. l. Osterhammel 2009, S. 65). Sie war damit eine in der amerikanischen Kultur verankerte Kraft innerhalb der politischen Meinungsbildung der Gesellschaft („fourth estate“). In England brachte erst die Abschaffung der „stamp duty“ (1855) die Freiheit der Presse und damit die Möglichkeit, sich ebenfalls als eine unabhängige gesellschaftliche Kraft zu verstehen. So äußerte Henry Reeve, der Leiter der außenpolitischen Abteilung der Times im Jahre 1855 über seinen Berufsstand: „Der Journalismus ist nicht das Instrument, mit dessen Hilfe sich die verschiedenen Teile der herrschenden Klasse ausdrücken. Vielmehr ist er das Instrument, mit dessen Hilfe die vereinigte Intelligenz der Nation sie alle kritisiert und kontrolliert. In der Tat ist er der ‚Vierte Stand‘ des Reiches – nicht bloß das geschriebene Gegenstück und die Stimme des sprechenden ‚Dritten Standes‘ “ (zitiert nach Figes 2010, S. 228). Ausführlich zur Rolle der Medien siehe Kap. 7 – Beitrag Bidlo.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Reichertz, J. (2012). „Das ist ein Geben und Nehmen“. Mit einem privaten Newsmacher unterwegs. Methodische Probleme bei der Analyse von Feldaufenthalten und erste Überlegungen zum Zusammenspiel von Videojournalisten und Polizisten/Feuerwehrleuten. In: Tat-Ort Medien. Medien - Kultur - Kommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19457-8_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19457-8_2

  • Published:

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19456-1

  • Online ISBN: 978-3-531-19457-8

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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