Zusammenfassung
Die Praxis der dokumentarischen Interpretation wird nun zunächst anhand von leitfadengestützten Interviews aufgezeigt, um dann im nächsten Kapitel anhand von biographisch angelegten narrativen Interviews vertiefend dargestellt zu werden. Wie Leitfadeninterviews dokumentarisch interpretiert und wie hieraus empirische Ergebnisse erzielt werden können, zeige ich in vier Schritten: Zunächst wird es darum gehen, wie man geeignete Abschnitte aus leitfadengestützten Interviews im Zuge der Erstellung eines thematischen Verlaufs identifiziert (5.1). Dann werden diese ausgewählten Stellen transkribiert und formulierend (fein-) interpretiert (5.2), um schließlich einer reflektierenden Interpretation (5.3) unterzogen zu werden. Die reflektierende Interpretation ist bereits weitgehend durch die komparative Analyse gerahmt und mündet in eine sinngenetische Typenbildung (5.4), mit der dieses Kapitel endet.
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Notes
- 1.
Wie im vorangegangenen Kapitel gezeigt, kann die dokumentarische Interviewinterpretation bis zur soziogenetischen Typenbildung gehen. Diese wird allerdings nicht in diesem Kapitel, sondern erst im folgenden anhand eines weiteren Forschungsbeispiels gezeigt.
- 2.
Dieses und die folgenden Transkripte sind Ausschnitte aus längeren Interviewtranskripten, die notwendig waren, weil nicht nur die Abschnitte zu Mitarbeitern, sondern auch andere Themen für die Forschung relevant waren. Aus diesem Grund beginnen die Abschnitte nicht mit der Zeilennummer 1, sondern mit der jeweiligen Zeilennummer aus dem Gesamttranskript. Wenn pro Interview mehrere Transkripte angefertigt werden, sollten diese jedoch immer wieder mit der Zeilennummer 1 beginnen, dann aber mit einer Abschnittsüberschrift gekennzeichnet werden.
- 3.
Wortwörtlich aus dem Interviewtext übernommene Formulierungen sollten in der formulierenden wie in der reflektierenden Interpretation mit Anführungszeichen als solche markiert werden.
- 4.
So aufschlussreich die präzise Textsortentrennung für die Rekonstruktion von verschachtelten Erzähl- und Sinnstrukturen sein kann, so aufwendig kann sie werden. Die Forschenden müssen hier selbst entscheiden, bei welchem Detaillierungsgrad die Textsortentrennung nicht mehr durch ihren interpretativen Ertrag gerechtfertigt erscheint. Unabdingbar ist es aber festzustellen, ob die Schilderung im Vordergrund durch eine Erzählung oder aber durch andere Textsorten strukturiert wird.
- 5.
Im Zuge der reflektierenden Interpretation unterschiedlicher Fälle ist es sinnvoll, derartige, auf spezifische Themen und Problemstellungen bezogene Vergleiche vorzunehmen und zu explizieren. Auf diese Weise wird, je mehr Fälle ausgewertet wurden, die Vergleichsbasis immer breiter.
- 6.
Wie sich eine sinngenetische Typenbildung mitsamt den dazugehörigen Transkripten im Rahmen einer Publikation darstellen lässt, kann am Beispiel der vorliegenden Untersuchung nachvollzogen werden. Siehe dazu Nohl/Schondelmayer 2006.
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Nohl, AM. (2013). Die Praxis der dokumentarischen Interpretation von leitfadengestützten Interviews: Ein Beispiel von der formulierenden Interpretation bis zur sinngenetischen Typenbildung. In: Interview und dokumentarische Methode. Qualitative Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19421-9_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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