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Die Narrationsstrukturanalyse und ihre Kritik

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Interview und dokumentarische Methode

Part of the book series: Qualitative Sozialforschung ((QUALSOZFO))

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Zusammenfassung

Viele Interviewarten umfassen nicht nur Erhebungs-, sondern auch Auswertungsverfahren. Gerade die Ansätze des Experteninterviews (Meuser und Nagel 2002a) und des problemzentrierten Interviews (Witzel 1982) erstrecken sich dezidiert auch auf die Interpretation der jeweiligen Daten. Die genannten Autor(inn)en lehnen sich hier vornehmlich an Klassiker, insbesondere an die „Grounded Theory“ von Barney Glaser und Anselm Strauss (1969), an (vgl. Meuser und Nagel 2002a, S. 81; Witzel 2000, S. 2). Demgegenüber hat Fritz Schütze, wenngleich auch er sich bisweilen auf die Grounded Theory beruft, mit der Narrationsstrukturanalyse ein eigenständiges Auswertungsverfahren entwickelt. Dieses behandelt Interviews nicht als eine unter anderen Datenquellen, sondern wird den in Interviews zu Tage kommenden Erzählungen in besonderer Weise gerecht.

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Notes

  1. 1.

    Für einen weiteren Vergleich zwischen Narrationsstrukturanalyse und dokumentarischer Methode, der allerdings zu durchaus kritikwürdigen Ergebnissen kommt, s. Franz und Griese 2010.

  2. 2.

    Die Betonung der Einzelfallanalyse mag Schützes Hinwendung zum biographischen Interview geschuldet sein, ohne jedoch durch diesen Gegenstandsbezug begründet zu werden. Am Anfang seiner Beschäftigung mit narrativen Interviews stand demgegenüber noch „die vergleichende Erforschung von Gemeindezusammenlegungen mit den methodischen Mitteln der Erzählanalyse“ (1976, S. 218) im Zentrum, ohne dass Schütze den vergleichenden Aspekt dieser (auf narrativen Leitfadeninterviews basierenden) Untersuchung weiter ausgearbeitet hätte.

  3. 3.

    Auf neuere Arbeiten von Anselm Strauss, die er teilweise zusammen mit Juliet Corbin verfasst hat, gehe ich hier deshalb nicht ein, weil sie auch von Fritz Schütze nicht herangezogen werden.

  4. 4.

    Interessanter Weise hat auch der Urheber des narrativen Interviews selbst bisweilen auf die dokumentarische Methode zurückgegriffen – allerdings wird hier eine ähnliche einzelfallanalytische Verengung deutlich, wie ich sie oben bei der Narrationstrukturanalyse gezeigt und kritisiert habe. Wird in einer frühen Veröffentlichung Schützes noch ausschließlich auf die von Garfinkel vorangetriebene, ethnomethodologische Fassung der dokumentarischen Methode rekurriert (vgl. Schütze 1976, S. 165 ff), so schlägt Schütze in neueren Arbeiten die dokumentarische Methode als ein Mittel für die sozialpädagogische Fallanalyse (Schütze 1993) wie auch für die Interpretation „rätselhafter Stellen im narrativen Interview“ (Schütze 2001) vor. Der dokumentarischen Methode komme, so heißt es in beiden Aufsätzen, das besondere Verdienst zu, „erstmalig a) zwischen typisierten kulturellen Gebilden…, die jedem Kulturangehörigen (und z. T. sogar Fremdkulturellen) zugänglich sind, b) den subjektiven Handlungsintentionen und Ausdrucksgebärden und c) verdeckten zugrundeliegenden kulturellen Mustern und psychosozialen Konstellationen zu unterscheiden, die das Leben, das Handeln und Erleiden der Menschen mehr oder weniger unbewußt mitdirigieren. Die zugrundeliegenden Muster und Konstellationen werden von den Akteuren zwar gefühlt und bemerkt, aber nicht reflektiv-begrifflich erfaßt“ (1993, S. 198; 2001, S. 12). Während diese Charakterisierung der dokumentarischen Methode, mit der Schütze den „Objektsinn“, den „intentionalen Ausdruckssinn“ und den „dokumentarischen Sinngehalt“ von kulturellen Gebilden (vgl. Mannheim 1964) unterscheidet (siehe dazu Kapitel 1), noch konsensfähig ist, wird in Schützes weiteren Ausführungen sein spezifisches Verständnis dieses Auswertungsverfahrens deutlich. So erwähnt Schütze zwar die Notwendigkeit des Vergleichs, um die kulturellen Muster in unterschiedlichen Fällen zu erfassen (vgl. 1993, S. 198; 2001, S. 13), hebt aber die Bedeutung einer „singulär-fallanalytischen“ (ebd.) Vorgehensweise hervor.

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© 2013 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Nohl, AM. (2013). Die Narrationsstrukturanalyse und ihre Kritik. In: Interview und dokumentarische Methode. Qualitative Sozialforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19421-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19421-9_3

  • Published:

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-19420-2

  • Online ISBN: 978-3-531-19421-9

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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