Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag betrachtet den Übergang von Schule in Ausbildung und Arbeit als eine für junge Menschen mit Migrationshintergrund strukturell besonders erschwerte Statuspassage. Fokussiert wird damit nicht die spezifische Situation von jugendlichen Migrantinnen und Migranten mit einer formal attestierten Behinderung im Sinne einer Beeinträchtigung geistiger, körperlicher oder psychischer Art. Vielmehr wird „Behinderung“ als Effekt gesellschaftlicher Barrieren konzeptualisiert, welche in die Gefahr einer „Sonderpädagogisierung“ von jungen Menschen mit Migrationshintergrund münden (vgl. Thielen 2007). Damit ist eine spezifische Form institutioneller Diskriminierung gemeint, die Mechthild Gomolla und Frank-Olaf Radtke (2002) an der Überweisung auf Sonderschulen für Lernbehinderte aufzeigen: Die signifikant häufigere Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs bei Migrantinnen und Migranten erklärt sich auch dadurch, dass migrationsspezifische Sozialisationsdefizite geltend gemacht und als Risikofaktoren im Hinblick auf die weitere Lernentwicklung interpretiert werden.
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Thielen, M. (2014). Behinderte Übergänge in die Arbeitswelt. In: Wansing, G., Westphal, M. (eds) Behinderung und Migration. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19401-1_11
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