Zusammenfassung
Wie ist es möglich, dass erwachsene Menschen glauben, es gäbe eine muslimische Verschwörung zur Eroberung Europas? Wie ist es möglich, dass erwachsene Menschen glauben, der Holocaust hätte nie stattgefunden und die Vernichtungslager wären von Amerikanern nachträglich aufgebaut worden?
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Notes
- 1.
Realitätskongruenz meint hier die Erhöhung der Kontrollchancen über natürliche oder soziale Prozesse. Es geht nicht um eine Realität jenseits von menschlicher Wahrnehmung, Deutung und Geltung.
- 2.
Es ist für das Verständnis der folgenden Ausführungen nicht unwesentlich, sich zu vergegenwärtigen, dass das heterodoxe ebenso wie das orthodoxe Wissen durch destruktive Tendenzen zu einem unheilvollen Sinn werden können. Insofern unterscheiden sich die beiden Denkprozesse nur in ihrem Inhalt, aber nicht in ihrer Form.
- 3.
Zur Problematik von Menschenbildern in den Sozialwissenschaften siehe vor allem Norbert Elias (1997, S. 52 ff.).
- 4.
Dabei geht es im Folgenden um die Probleme der Idealisierung und Ideologisierung der „Vernunft“ und nicht um eine neue Dichotomisierung.
- 5.
Inwiefern tatsächlich das limbische System die entscheidenden Prozesse bedingt, ist in den Neurowissenschaften noch nicht geklärt. Hier ist es auch weniger wichtig, welche Teileinheiten des Gehirns am Bewertungsprozess beteiligt sind, als vielmehr die Tatsache, dass es diesen affektiven Bewertungsprozess gibt (vgl. LeDoux 2006, S. 278 ff.).
- 6.
Affektive Bewertung meint hier die Koppelung mit Gefühlen. Emotionale Bewertung meint die Koppelung von Situationen mit Reaktionsmustern.
- 7.
„Institutionalisierung findet statt, sobald habitualisierte Handlungen durch Typen von Handelnden reziprok typisiert werden. Jede Typisierung, die auf diese Weise vorgenommen wird, ist eine Institution.“ (Berger und Luckmann 1991, S. 58). Anders ausgedrückt: Institutionalisierung ist ein Prozess der normsetzenden Regelung entpersonalisierter, verallgemeinerter habitueller Standards, die sich im Miteinander, abhängig von den Machtbalancen, herausbilden.
- 8.
Wundervoll be- und umschrieben hat dies Paul Feyerabend in „Wider den Methodenzwang“ (1986).
- 9.
Ausnahmen stellen z. B. Jaworski (2001, S. 24) und Anton (2011, S. 80 ff.) dar, die zwar die Besonderheiten des Verschwörungsdenkens herausstellen, gleichzeitig aber auf die Gemeinsamkeiten mit anderen „Denkweisen“ und „Wissensbeständen“ abzielen.
- 10.
Vgl. das so genannte Thomas-Theorem: „Wenn Menschen Situationen als real interpretieren, dann sind diese in ihren Folgen real“ (Thomas und Thomas 1973).
- 11.
Zur spekulativen Kommunikation siehe äußerst fruchtbar O. Kuhn (2010).
- 12.
Insofern hat Phantasiewissen und damit auch der Glaube an Unsinn durchaus Funktionen eines Erkenntnisinstruments (wenn auch eines vorwissenschaftlichen).
- 13.
Der Name wirkt heute sehr befremdlich, ist aber eng am ursprünglichen Wortsinne als Furcht-Verarbeitungs-Strategie oder Schreckens-Verarbeitungs-Strategie gedacht.
- 14.
Mark, Alexander (2005). Call them what they are – TRAITORS… http://patriotpost.us/ alexander/2982/print. Zugegriffen: 20. Mai 2013.
- 15.
An dieser Stelle kann nicht weiter auf die Dialektik der Aufklärung eingegangen werden. Im Versuch, die Furcht zu überwinden und den Menschen als Herren, als vernunftgeleiteten Herrscher über die Natur, vor allem auch die Natur des Menschen, also seiner Gefühle einzusetzen und damit einer Abspaltung der Gefühle Vorschub zu leisten, die eher an Schizophrenie denken lässt, denn an Aufklärung, entfernt sich die Menschheit vom ursprünglichen Ziel. Plakativ: Ohne das grundlegende Verständnis der humana conditio ist jeder Versuch der Beherrschung und Abspaltung der Gefühle ein Schritt in die Barbarei.
- 16.
In diesem Sinne kann auch das „Grundlagenwerk“ von Daniel Pipes (1998) verstanden werden. Pipes setzt am Klischee an und bietet somit affektive Anknüpfungspunkte. Im deskriptiven Bereich mit einigem Informationswert, doch im Bereich der Erklärung und Modellbildung desinformativ und weit hinter den Erkenntnissen der Menschenwissenschaft zurückbleibend. Vielmehr ist Pipes Werk ein Beispiel für den Versuch, den Diskurs hegemonial zu bestimmen.
- 17.
Laut FIM-Studie 2011 (S. 81) nutzen gerade einmal 12 % der über 45jährigen Deutschen, 6 % der 35-44jährigen und lediglich 4 % der unter 35jährigen das Internet um Nachrichten zu lesen. Informationen werden kaum selbst gesucht, geschweige denn recherchiert, sie werden meist lediglich konsumiert in Form kurz aufbereiteter Neuigkeiten im Fernsehformat. Und das bei einer durchschnittlichen Nutzung des Fernsehens von etwa vier Stunden pro Tag. http://www.mpfs.de/fileadmin/FIM/FIM2011. pdf. Zugegriffen: 20. Mai 2013.
- 18.
Selbstverständlich werden die gesellschaftlich vorgegebenen Muster individualisiert und damit verändert, doch ist es nicht möglich den Bezugsrahmen der Erfahrung zu weit zu überschreiten, zu verrücken, da man ansonsten Gefahr läuft, unverstanden zu werden bzw. als „verrückt“ zu gelten.
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„[…]Our country has won a great victory and we are entitled to beproud. This nation had the resolution to do what it knew had to be done—to do what it knew was right. […]When we started out, there were the waverers and thefainthearts. The people who thought that Britain could no longer seize the initiative for herself. The people who thought we could no longer do the great things which we once did. Those who believed that our decline was irreversible—that we could never again be what we were. There were those who would not admit it—even perhaps some here today—people who would have strenuously denied the suggestion but—in their heart of hearts—they too had their secret fears that it was true: that Britain was no longer the nation that had built an Empire and ruled a quarter of the world. Well they were wrong. The lesson of the Falklands is that Britain has not changed and that this nation still has those sterling qualities which shine through our history. [.] We have ceased to be a nation in retreat. [.] That confidence comes from the re-discovery of ourselves, and grows with the recovery of our self-respect. And so today, we can rejoice at our success in the Falklands and take pride in the achievement of the men and women of our Task Force. […]".Thatcher, Margaret (1982). Speech to Conservative Rally at Cheltenham. In: Thatcher Archive: CCOPR 486/82. [Hervorhebung S.P.]: http://www.margaretthatcher.org/speeches/dis- playdocument.asp?docid = 104989. Zugegriffen: 20. Mai 2013.
- 20.
Um sich die Komplexität moderner Gesellschaften vor Augen zu führen und damit die Relationen intentionaler Handlungen besser einordnen zu können, empfiehlt sich das Kapitel „Spiel-Modelle“ von Elias (1998a). Um es noch einmal zu verdeutlichen: Soziale Prozesse haben keinen Anfang, keine Ursache und keinen Verursacher. Soziale Prozesse entstehen aus sozialen Prozessen und bedingen selbst wieder soziale Prozesse. Jede Interpunktion auf einen Verursacher ist willkürlich bzw. reduktionistisch.
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Das sagt nichts darüber aus, ob diese Situationen tatsächlich total sind. Die Erfahrungsdimension der Involvierten, das Erleben des Unentrinnbaren ist hierbei entscheidend.
- 22.
Siehe auch die Ausführungen oben zu Hillary Clintons Totalitarismus.
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