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Begriff und Phänomen Wirtschaftskriminalität

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Zusammenfassung

Den folgenden beiden Unterpunkten liegen jeweils unterschiedliche Definitionen von Wirtschaftskriminalität zugrunde. Dies scheint unglücklich, ließ sich jedoch nicht vermeiden, da die statistischen Auskünfte über das Ausmaß der Wirtschaftskriminalität regelmäßig nach § 74 c Abs. 1 des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) abgegrenzt werden (2.2). Für das Forschungsprojekt war es hingegen sinnvoll, diese Deliktgruppe nach sozialwissenschaftlichen Kriterien einzugrenzen (2.1).

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Notes

  1. 1.

    Boers 2010: 18; Boers et al. 2004: 470; Karliczek 2007: 19. Techmeier ohne Jahr a. Diese Definition wird in einer ökonomischen Terminologie weiter präzisiert, nachdem die dafür notwendigen Begriffe entwickelt wurden, vgl. 7.2.2.1.

  2. 2.

    Feuerstein 2007: 9; Friedrichs 2007: 55.; Yeager 2007: 54; Coleman 2001: 2 ff.; Simpson 2001: 6f.; Ruggiero 1996: 11f.; Opp 1975: 40 ff. Für eine Diskussion der Begriffe White Collar Crime und Wirtschaftskriminalität vgl. Boers 2001: 338 ff. mit weiteren Nachweisen.

  3. 3.

    Nestler, Salvenmoser (2005) verzichten auf eine Definition des Begriffes Wirtschaftskriminalität, jedoch kann aus der Darstellung auf eine Deliktgruppe geschlossen werden, deren Merkmal die Schädigung eines Unternehmens ist. In Bussmann, Salvenmoser (2006) wird zwar Bezug auf den Deliktkatalog des § 74 GVG genommen (ebenda: 203, Fn. 5) jedoch sind die Ausführungen auf das geschädigte Unternehmen (ebenda: 205 f.) bezogen.

  4. 4.

    BMI/BMJ 2001: 133.

  5. 5.

    Geis, Goff 1983: ix; Wheeler 1995: 96.

  6. 6.

    Sutherland 1983 [1949]: 7. Tatsächlich hatte Sutherland einige wenig beachtete Vorläufer: Edwin C. Hill (1872), Edward A. Ross (1907), Albert Morris (1935), vgl. Wittkämper et al. 1996: 20. Die Arbeit von Ross zeichnet sich unter anderem durch eine stellenweise poetische Sprache aus („Villainy must be staged with blue lights and slow music“, derselbe 1907: 32) und genügt aufgrund des Fehlens von Quellen- und Literaturangaben keinen wissenschaftlichen Kriterien.

  7. 7.

    Geis, Goff 1983: ix.

  8. 8.

    Sutherland hatte daher zwei Absichten: Er wollte aufzeigen, dass zwar einzelne Delikte schichtspezifisch sein können, doch das Kriminalität schichtübergreifend praktiziert wird. Doch ebenso wollte er belegen, dass die gängigen Erklärungsmuster für deviantes Verhalten wie Armut, kaputte Elternhäuser und freudsche Zuschreibungen untauglich sind, um dem Phänomen der Delinquenz gerecht zu werden, vgl. Geis, Goff 1983: ix.

  9. 9.

    Sutherland 1983 [1949]: 9.

  10. 10.

    Braithwaite 2000: 37.

  11. 11.

    Coleman 2001: 2. Sutherland war sich dessen natürlich bewusst, vgl. Sutherland 1983 [1949]: 46.

  12. 12.

    Ebenso Friedrichs 2007: 5; Coleman 2001: 6 f.; Braithwaite 2000: 44 f.

  13. 13.

    Sutherland nennt das Beispiel eines Armen, der zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, da er sich durch Übertreibung seines haftungsfähigen Vermögens einen Kredit erschlichen hat, ebenda 1983: 51.

  14. 14.

    Coleman 2001: 6 f.; Friedrichs 2007: 5.

  15. 15.

    Reiman 2007: 60 ff. Vgl. Fn. 959.

  16. 16.

    Eine ähnliche Kritik am White Collar Crime-Konzept findet sich bei Braithwaite 1985: 4.

  17. 17.

    Feuerstein 2007: 8; Dannecker 2004: 16; Boers 2001: 338.

  18. 18.

    Dannecker 2004: 16.

  19. 19.

    Feuerstein 2007: 9; Friedrichs 2007: 55.; Yeager 2007: 54; Coleman 2001: 2 ff.; Simpson 2001: 6f.; Ruggiero 1996: 11f.; Opp 1975: 40 ff. Techmeier ohne Jahr b. Für eine Diskussion der Begriffe White Collar Crime und Wirtschaftskriminalität vgl. Boers 2010: 18 ff. und 2001: 338 ff. mit weiteren Nachweisen.

  20. 20.

    Boers 2001: 339.

  21. 21.

    Interessanterweise beschreibt Janke in seiner thematischen Einführung das Unternehmen ausschließlich als Opfer, obwohl er im weiteren viele typische Beispiele für Unternehmenskriminalität gibt, vgl. derselbe 2008: 5.

  22. 22.

    Die Untersuchung Wirtschaftskriminalität 2005 von Nestler, Salvenmoser (2005) wird von der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg herausgegeben. Auch das Consulting-Unternehmen KPMG veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Erhebungen zu dem Thema Wirtschaftskriminalität. Definiert als „Straftaten, die sich im Wirtschaftsleben unter Missbrauch des dort herrschenden Vertrauensprinzips ereignen“, vgl. KPMG 2003: 8. In einer jüngeren Veröffentlichung beziehen sich Bussmann, Salvenmoser (2006: 203, Fn. 5) dagegen explizit auf den § 74 GVG.

  23. 23.

    Nestler, Salvenmoser (2005: 44) definieren Wirtschaftskriminalität als Oberbegriff für folgende Handlungen zum Nachteil von Unternehmen: Betrug, Falschbilanzierung, Geldwäsche, Industriespionage, Korruption, Produktpiraterie, Unterschlagung und Veruntreuung.

  24. 24.

    Strasser, van den Brink 2004: 245; Gutsche, Thiel 2001: 60. Daheim 1993: 62. Für Durkheim (1995 [1895]: 160) kann das Verbrechen auch „eine Antizipation der zukünftigen Moral sein“.

  25. 25.

    Boers 2001: 339.

  26. 26.

    Wirtschaftskriminalität gehört neben den politischen Delikten und den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz zu einer Deliktgruppe, die durch eine geringe Anzeigenbereitschaft gekennzeichnet ist und daher vor allem zur so genannten Kontrollkriminalität gehört, vgl. Hanak et al. 1989: 3; BMI/BMJ 2001: 160. Eine Studie der Unternehmensberater KMPG schätzt das Dunkelfeld auf 80 %, KMPG 2006: 6.

  27. 27.

    BMI/BMJ 2006: 221; BMI/BMJ 2001: 136; Boers 2001: 336 f. Auch im angelsächsischen Raum sind die über Wirtschaftskriminalität verfügbaren Daten unzureichend, Friedrichs 2007: 33.

  28. 28.

    Polizeiliche Daten im Bereich der Wirtschaftskriminalität gelten als besonders lückenhaft, vgl. Dörmann 2004: 304.

  29. 29.

    BMI/BMJ 2006: 221, BMI/BMJ 2001: 136

  30. 30.

    BMI/BMJ 2001: 137; in Liebl 1984a liegen die Ergebnisse für die Jahre 1974 bis 1981 vor.

  31. 31.

    Vgl. Liebl 1984a: XXXVI.

  32. 32.

    Liebl 1984a: 460 f. Dort wurde zwischen den einzelnen Staatsanwaltschaften unterschieden, beispielsweise für die Erledigungen nach § 170 II StPO: Allgemeine Staatsanwaltschaften (24,0 %), Schwerpunktstaatsanwaltschaften (38,5 %), reine Schwerpunktstaatsanwaltschaften (39,3 %) und Einzige Schwerpunktstaatsanwaltschaften (33,0 %). Bei der Zusammenfassung im Text wurden die Einzigen Staatsanwaltschaften nicht berücksichtigt. Angesichts der heute spärlichen Daten über die Entwicklung von Hellfeld und Strafverfolgung der Wirtschaftskriminalität ist die Arbeit von Liebl von fortdauernder Bedeutung, vgl. Richter 2006: 148.

  33. 33.

    BMI/BMJ 2006: 237.

  34. 34.

    Ich bin Herrn Prof. Dr. Wolfgang Heinz ebenso zu Dank verpflichtet wie Carlina Ordanel-Fritsch vom Statistischen Bundesamt, die mir die nicht separat veröffentlichten Daten des Sachgebiets 40 „Wirtschaftsstrafsachen“ zur Verfügung gestellt haben.

  35. 35.

    Es handelt sich hier um „Vergehen im Sinne des § 74c Abs. Nrn. 1 bis 3, 5 und 6 des GVG oder Vergehen gemäß §§ 266a, 283b StGB, jedoch ohne die Anklagen und Strafbefehle, die lediglich vor einem Strafrichter gelangen, Statistisches Bundesamt 2003b: 6.

  36. 36.

    Es wurden nur die Bundessländer berücksichtigt, für die über den gesamten Zeitrahmen die „Besonderen Wirtschaftsstrafsachen“ vorliegen: Bayern, Berlin, Bremen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Statistischen Bundesamt (verschiedene Jahrgänge — b).

  37. 37.

    Die Erhebung der besonderen Wirtschaftskriminalität erfolgt über ein Automationssystem, das im Jahre 2002 in 13 Bundesländern abgeschlossen war, vgl. Heinz 2004: 363, Fn. 8. Schleswig-Holstein kam als letztes Land 2005 hinzu.

  38. 38.

    Statistisches Bundesamt 2003b: 6

  39. 39.

    So beeinflusst beispielsweise die besonders hohe Anklagequote Bayerns — sie lag im Jahr 2004 bei 36,5 % — die Daten in Tabelle 1 stärker als in Tabelle 2 (Statistisches Bundesamt ohne Jahr c).

  40. 40.

    Wie die für das Jahr 2005 vorliegenden Daten Schleswig-Holsteins zeigen, senken diese die bundesweite Anlagequote lediglich von 26,9 % auf 26,5 %, obwohl die Schleswig-Holsteinische Anklagequote mit 16,6 % deutlich unter dem durchschnittlichen Wert liegt (Statistisches Bundesamt ohne Jahr c).

  41. 41.

    BMI/BMJ 2006: 219.

  42. 42.

    Zum Begriff „Absprache“ und alternative Benennungen, vgl. Altenhain et al. 2007: 17 ff.

  43. 43.

    BMI/BMJ 2006: 235; Heinz 2004: 363 f.; Dannecker 2004: 31; BMI/BMJ 2001: 154, Fn. 465.

  44. 44.

    BMI/BMJ 2006: 235. Zum Stand der empirischen Forschung, vgl. Altenhain et al. 2007: 33 ff.

  45. 45.

    Schünemann 1992: 368.

  46. 46.

    Braun 1998: 19.

  47. 47.

    Altenhain et al. 2007: 79. Es wurden insgesamt 42 Richter und jeweils 50 Staatsanwälte und Strafverteidiger, die an Landgerichten Nordrhein-Westfalens tätig sind, befragt, dieselben 2007: 49 ff.

  48. 48.

    So Boers (2001: 343) in Rekurs auf Braithwaite. Inzwischen sind einige Arbeiten seitens der Forschungsgruppe veröffentlicht worden: Boers 2001; Boers, Nelles, Nippert 2002; Boers, Theile, Karliczek 2003; Karliczek 2004 und 2007; Theile 2010a, 2010b, 2009, 2005a, 2005b, 2004; Techmeier 2010a, 2010b, 2008 und 2006.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Techmeier, I. (2012). Begriff und Phänomen Wirtschaftskriminalität. In: Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19255-0_2

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