Zusammenfassung
Die Opposition von Scheitern und Erfolg erscheint im Licht historischer Reflexionen als moderne Konstellation. Erfolg wurde jedoch in vormoderner Zeit nicht einfach bestritten. Es war auch hier ohne Zweifel geboten, erfolgreich zu sein. Das hieß aber vor allem, glücklich zu leben. Doch dieser Erfolg war immer eng begrenzt durch eine gegenwärtige Welt der Vergänglichkeit, die eingespannt in den Horizonten bekannter Vergangenheit und Zukunft gedacht war. Bildung und Streben richteten sich erst mit der christlichen Hoffnung auf dauerhafte, wenn auch jenseitige Erfüllung. Insofern waren Scheitern und Erfolg keine Oppositionsbegriffe, sondern beide erschienen als Modi des Glücks, das teils von Fortunas Fügung, vor allem aber von der Selbstfügung in die Welt abhing.
All of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Samuel Beckett: Worstward Ho)
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Notes
- 1.
Zum Wandel von Aufstieg und Niedergang als Sukzessionsbegriffe in der Antike und zum Fortschrittsbegriff der Seele, aus dem dann Bildung folgte vergleiche Koselleck (2010, S. 159–181).
- 2.
Rescher (1996, S. 142) bemerkt dazu, dass das Glücksspiel in Frankreich, Italien und den Niederlanden in der Frühmoderne an enormer Popularität gewann und vor allem in den Niederlanden auch mit dem Aufstieg der kapitalistischen Wirtschaftsweise verbunden war.
- 3.
- 4.
In Hinsicht auf Blumenbergs Zuschauer (1979) sollten diese natürlich anderes sehen, nämlich bloß die Katastrophe.
- 5.
Etwa wenn Bierce (2003) Erfolg definiert als „(t)he one unpardonable sin against one’s fellows“.
- 6.
Darin erkennt Krähnke (2012) eine Bedingung für Innovation.
Literatur
Bauman, Zygmund (2004): Wasted Lives. Modernity and its Outcasts. Cambridge: Polity.
Bierce, Ambrose (2003): The Devilʼs Dictionary. London: Bloombury.
Blumenberg, Hans (1979): Schiffbruch mit Zuschauer. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
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Braun-Thürmann, Holger (2010): Innovative Praktiken, instabile Werte: Zur Ontologie des globalen Klimawandels: In: John, René/Rückert-John, Jana/Esposito, Elena (Hg.): Ontologien der Moderne. Wiesbaden: Springer VS: 167–187.
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Koselleck, Reinhart (2010): Begriffsgeschichten. Frankfurt (Main): Suhrkamp.
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Moeller, Hans Georg (2010): Universale Grundwerte oder Differenz der Kulturen: Eine unergiebige Frage. In: John, René/Rückert-John, Jana/Esposito, Elena (Hg.): Ontologien der Moderne. Wiesbaden: Springer VS: 75–83.
Popper, Karl R. (1996): Alles Leben ist Problemlösen. München/Zürich: Pieper.
Rescher, Nicolas (1996): Glück. Die Chancen des Zufalls. Berlin: Berlin Verlag.
Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Spellerberg, Annette (2004): Lebensstile von Gescheiterten oder gescheiterte Lebensstil? Empirische Informationen zum Zusammenhang von Lebensstilen, sozialer Schicht und Anomiesymptomen. In: Junge, Matthias/Lechner, Götz (Hg.): Scheitern. Aspekte eines sozialen Phänomens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften: 79–96.
Villa, Paula-Irene (2010): Rohstoffisierung: Zur De-Ontologisierung des Geschlechtskörpers. In: John, René/Rückert-John, Jana/Esposito, Elena (Hg.): Ontologien der Moderne. Wiesbaden: Springer VS: 225–239.
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John, R., Langhof, A. (2014). Einsichten ins Scheitern als Motor des Erfolgs. In: John, R., Langhof, A. (eds) Scheitern - Ein Desiderat der Moderne?. Innovation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19181-2_17
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