Zusammenfassung
Dass in der deutschen Erziehungswissenschaft erregt über das eigene Selbstverständnis diskutiert und die disziplinäre Zukunft eher krisenhaft skizziert wird, ist weder neu (vgl. Helsper 1998, Giesecke 2004, Krüger 2007) noch im Vergleich zu anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern sonderlich bemerkenswert (vgl. z. B. Fritz-Varnahme 1996). Auch dass innerhalb der Erziehungswissenschaft unterschiedliche Forschungsansätze existieren, die wissenschaftstheoretisch weitgehend als inkompatibel zu beschreiben sind, ist keine neue Diagnose (vgl. z. B. das Themenheft 6/2011 der Pädagogischen Rundschau). Bemerkenswert ist vielleicht die verbandspolitische Zuspitzung des Jahres 2011, in dem die Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF) der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft beschlossen hat, eine neue Fachgesellschaft zu gründen, die in Konkurrenz zu ihrer bisherigen organisatorischen Heimat treten soll.
Der folgende Text basiert auf einem Vortrag auf der DGfE-Sektionstagung Allgemeine Erziehungswissenschaft in Bremen am 17. 03. 2011. Für diesen Band erfolgte eine vorsichtige Umarbeitung, bei der insbesondere die veränderten Anforderungen einer schriftlichen statt einer mündlich vorgetragenen Argumentation berücksichtigt wurden. Ich danke meiner ehemaligen Mitarbeiterin Angela Janssen für ihre Hinweise zu früheren Fassungen des Manuskripts.
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Rürup, M. (2013). Praxis der Theorie – Anregungen für eine erziehungswissenschaftliche Wissenschaftsforschung. In: Ricken, N., Koller, HC., Keiner, E. (eds) Die Idee der Universität - revisited. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19157-7_15
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