Zusammenfassung
Der Gebrauch des Kulturbegriffs in der Migrationsforschung ist umstritten. Einerseits ist „Kultur“, wenn sie verdinglicht verwendet wird, die Basis für die Essenzialisierung von Differenz, die Festschreibung von Nicht-Zugehörigkeit und Entfremdung (vgl. Hamburger ). Andererseits liefert die Bezugnahme auf „Kultur“ und „Kulturdifferenz“ Erklärungsmöglichkeiten für die Herstellung von Unterschieden in Schule und Unterricht.
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Notes
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Wobei Deutschland im Vergleich zu anderen sich als „modern“ verstehenden Nationen, schlechter abschneidet. Das Benachteiligungsrisiko scheint in Deutschland größer zu sein als anderswo.
- 2.
Der Begriff „weltkulturell“ wurde hier in Anführungszeichen gesetzt, um dem Bewusstsein über die eurozentristische Gebundenheit des Konzeptes der „Weltkultur“ Ausdruck zu verleihen. Wir nehmen an, dass solche Konzepte den dominanten Diskurs und die Ausgestaltung symbolischer Ordnungen prägen, folgen aber dem normativen Impetus des Konzeptes nicht. Vielmehr ist es gerade unser Bestreben, die Besonderungen herauszuarbeiten, die vor dem Hintergrund dieses dominanten Diskurses entstehen.
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Hummrich, M. (2013). Kulturvergleichende Migrationsforschung? Der Umgang mit Differenz und Bildung in Deutschland und den USA. In: Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., Romaner, E. (eds) Migrationsforschung als Kritik?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19145-4_5
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