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Neither Strange nor Familiar. Vermittlung, Aneignung und Transformation in transnationalisierten Lebensentwürfen junger Erwachsener

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Zusammenfassung

Die Frage nach Identität, Zugehörigkeit und Verortung ist in Bezug auf und an junge Erwachsene mit „Migrationshintergrund“ schnell gestellt, und zwar in erster Linie die Frage nach eindeutiger nationaler Zugehörigkeit.

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Notes

  1. 1.

    Alle hier verwendeten Namen sowie Zeit- und Ortsangaben zu den Interviewpartner_innen wurden anonymisiert. Die aufgeführten Interviewausschnitte werden für eine bessere Lesbarkeit ohne Transkriptionszeichen und Doppelungen dargestellt.

  2. 2.

    Für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff des Migrationshintergrundes vgl. Hamburger/Stauf 2009.

  3. 3.

    Da es sich bei der vorliegenden Analyse um die Rekonstruktion biographischer Muster handelt, greife ich die verwendeten Termini der interviewten Personen auf und markiere sie mit Anführungszeichen.

  4. 4.

    Das empirische Datenmaterial stammt aus meinem Dissertationsprojekt und setzt sich aus 20 biographisch-narrativen Interviews mit jungen Erwachsenen sowie Beobachtungsprotokollen zusammen, die u. a. bei Besuchen in den Familien, bei der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen mit den Interviewten und der Begleitung einer Interviewpartnerin nach Südindien erstellt wurden. Die Auswertung der Materialien erfolgte vergleichend mit der dokumentarischen Methode.

  5. 5.

    Ich verwende die Begriffe Vermittlung, Aneignung und Transformation hier in ihrem alltagsweltlichen Kontext und beziehe mich nicht auf eine an die Bildungstheorien angelehnte Rezeption, wo diese Begrifflichkeiten vor allem im Umgang mit der Kategorie „Wissen“ diskutiert werden.

  6. 6.

    Die klassischen stereotypen Bilder von einer sogenannten zweiten Generation, die „zwischen den Stühlen“ sitzt (vgl. u. a. Schräder 1976), die heimatlos, ohne Identität und Zugehörigkeitsgefühl einem ständigen Kulturkonflikt ausgesetzt ist, sind immer noch oder wiederkehrend Teil der migrationswissenschaftlichen Diskurse und prägen die öffentliche Wahrnehmung (vgl. kritisch zum Begriff „zweite Generation“ Hamburger 2011). Sicherlich kann das Gefühl des Zerrissen-Seins für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund in bestimmten Phasen zutreffend sein, Fragen der Positionierung stellen jedoch insgesamt ein zentrales Charakteristikum der Adoleszenz dar.

  7. 7.

    Zum Konzept der „simultaneity“ vgl. ausführlich Levitt/Glick Schiller 2004.

  8. 8.

    Bei der „transnationalen Migration“ handelt es sich nicht um ein neues Phänomen, das Konzept der Transmigration weist historische Analogien auf, die sich unter anderem in den Phänomenen wie Kolonialismus, Imperialismus, Missionierung oder der Arbeitsbewegung wiederfinden lassen. Angebrachter wäre es, von einer neuen Perspektive zu sprechen, mit der grenzüberschreitende Prozesse stärker in den Blick genommen werden können (Kaghram/Levitt 2007).

  9. 9.

    Studien, die Fragen der Zugehörigkeit und subjektiven Verortung aufgreifen, verweisen auf den jenseits des nationalen Containers ausgerichteten Bezugsrahmen (vgl. u. a. Badawia 2002, Mecheril 2003, Riegel 2004, Fürstenau/Niedrig 2007, Riegel/Geisen 2010).

  10. 10.

    In der gesamten Untersuchung zeigen sich sowohl Orientierungsmuster der Affirmation und Identifikation, wie im Fall von Sona, als auch Muster, die als Differenzsetzung und Suspendierung beschrieben werden können.

  11. 11.

    In der thematisch gerahmten Erzählaufforderung signalisiert die Interviewerin ihr Interesse an den Lebensgeschichten und bittet die Interviewten, diese von Anfang an zu erzählen.

  12. 12.

    An dieser Stelle wird nicht eindeutig, ob Sona mit „unsere“, sich und ihre Geschwister einbezieht, oder generell auf die Gruppe der zweiten Generation verweist. Es stellt sich die Frage, ob die Formulierung eher auf der individuellen, persönlichen und somit familiären Ebene zu verorten ist, oder ob Sona hier schon auf eine allgemeine Ebene verweist und eine imaginierte Gruppe der zweiten Generation konstruiert.

  13. 13.

    Mit dem Erlernen des Tanzes verbindet Sona ein Eintauchen in eine hinduistisch orientierte Tanzkultur, was mit weitreichenden Bildungsprozessen einhergeht. Ihre Selbstverortung als Christin verstärkt den Fremdheitsgehalt des indischen Tanzes, markiert die Distanzierung zum Hinduismus und legitimiert den Lernprozess, dem sie sich aussetzen muss, um „alles zu verstehen“. Wie jede andere Person auch kann Sona hier nicht auf Ressourcen und Wissensbestände zurückgreifen – auch nicht durch die Migrationsgeschichte der Eltern. Um die Praxis des indischen Tanzes ausüben zu können, muss sie sich neues Wissen aneignen.

  14. 14.

    Vgl. Fürstenau 2004.

  15. 15.

    An dieser Stelle ist es richtig anzumerken, dass sich die hier erwähnten jungen Erwachsenen durch einen erfolgreichen Bildungs verlauf auszeichnen und als sozial anerkannte Mitglieder der Gesellschaft betrachtet werden können. Nicht für alle jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund ist dies zutreffend, es gibt ebenso Personen, die ihre Mehrsprachigkeit beispielsweise als Handicap erleben und nicht über Ressourcen verfügen, die als transnationales Kapital einsetzbar wären.

  16. 16.

    Auch in der Interviewsituation selbst sitze ich als „weiße Forscherin“ diesem Bias auf. Obwohl es mir um die Lebensgeschichten der jungen Erwachsenen geht, bringe ich sie in eine Situation, in der sie auch ihren Migrationshintergrund verhandeln müssen. Auch durch meine Person, als mögliche Repräsentantin der Mehrheitsgesellschaft, fühlen sie sich damit konfrontiert, sich eindeutig zu positionieren oder zumindest mir gegenüber deutlich machen zu müssen, dass sie sich eben nicht eindeutig verorten möchten.

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Klein-Zimmer, K. (2013). Neither Strange nor Familiar. Vermittlung, Aneignung und Transformation in transnationalisierten Lebensentwürfen junger Erwachsener. In: Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., Romaner, E. (eds) Migrationsforschung als Kritik?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19144-7_12

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