Zusammenfassung
Moderne Gesellschaften verdanken ihre spezifischen Dynamiken – neben vielen anderen Faktoren – auch den so genannten sozialen Bewegungen (Giddens 1992: 37). Zu diesen gehört – neben der Arbeiterbewegung – auch die Frauenbewegung, die in der Geschichtsschreibung bekanntlich in eine Alte und eine Neue Frauenbewegung unterteilt wird. Im Unterschied zur Frauenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die zwar auch für das „Frauenwahlrecht“ stritt, in Deutschland jedoch insgesamt eher als „Frauenbildungsbewegung“ zu verstehen ist, die weiblichen Menschen den Zugang zum höheren Schulwesen, zum Abitur und zur Universität eröffnete, zeichnet sich die Neue Frauenbewegung in der Bundesrepublik wesentlich durch die die Forderung „Das Private ist politisch“ aus. Mit dieser Perspektive geraten vor allem Geschlechterverhältnisse in den Lebensformen, die sozialen Praxen von Männern und Frauen in ihren Alltagswelten sowie die darin eingelagerten Machtverhältnisse in den Blick. Die Alte Frauenbewegung hingegen habe, so Ilse Lenz, die Geschlechterdifferenz nicht grundlegend in Frage gestellt (Lenz 2010: 385).
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Literatur
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Baader, M.S. (2012). „Wir streben Lebensverhältnisse an, die das Konkurrenzverhältnis von Männern und Frauen aufheben.“ Zur Kritik von Frauen an Männlichkeitskonstruktionen im Kontext von 1968. In: Baader, M.S., Bilstein, J., Tholen, T. (eds) Erziehung, Bildung und Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19112-6_5
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