Zusammenfassung
Das Thema dieses Beitrages ‚Von der Fürsorge zur Dienstleistung‘ markiert zwei für die Kinder- und Jugendhilfe (KJH) zentralen Begriffe (Fürsorge und Dienstleistung) und es umfasst eine zeitliche Entwicklung, die ungefähr vom Beginn der öffentlichen Erziehung als eine staatlich organisierte Aufgabe in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts bis in die Gegenwart hinein eingegrenzt werden kann. Aktuell stellt sich die KJH als ein sozialer Dienstleistungssektor dar, der mit einer Vielzahl von Angeboten das Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden unterstützt. Diese umfassen sowohl eine öffentliche Infrastruktur der Förderung von Pflege, Entwicklung, Erziehung, Bildung und Sozialisation für alle jungen Menschen als auch Hilfen und Unterstützungsmaßnahmen in individuellen Krisen- und Problemsituationen bis hin zur Intervention und dem Wahrnehmen des staatlichen Wächteramtes. Im Folgenden Beitrag werden die gesellschaftlichen Entwicklungen unter der Perspektive, wie sich das Bild der öffentlich organisierten KJH von jungen Menschen und deren Familien im Zeitverlauf wandelte, nachgezeichnet. Es geht um eine grobe Rekonstruktion der gesellschaftlichen Rahmensetzungen und der damit einher gehenden fachlichen Entwicklungen der KJH. Anliegen dabei ist, unterschiedliche Konstruktionen von zentralen Begriffen sowie Veränderungen der Aufgaben und Funktionen der KJH nachvollziehen und verstehen zu können.
Ich danke Prof. Dr. C. Wolfgang Müller für die intensiven Gespräche und vielfältigen Anregungen sowie unterstützenden Beratungen während der Entstehung dieses Beitrages.
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Rätz, R. (2018). Von der Fürsorge zur Dienstleistung. In: Böllert, K. (eds) Kompendium Kinder- und Jugendhilfe. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19096-9_2
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