Vom Kohle- zum Dekarbonisierungspfad? Transformationen südafrikanischer Energiepolitik

Zusammenfassung

Südafrikas Energiepolitik ist ein klassisches Beispiel für ein Politikfeld, das durch extreme Pfadabhängigkeit geprägt ist. Im historischen Verlauf hat das Zusammenspiel politischer, sozioökonomischer und geopolitischer Faktoren bewirkt, dass Südafrikas Energiewirtschaft von Kohlekraftwerken dominiert wird und sich der seit Jahrzehnten recht konstante Energiemix nur zögerlich in Richtung einer Dekarbonisierung oder dezentralisierter Energieversorgung verändern lässt. 2013 betrug der Anteil von Kohle an der Stromerzeugung 93 %, Kernenergie lag bei 5 %, gefolgt von Wasserkraft mit 2 %, während Öl bzw. erneuerbare Energien noch weniger als 1 % am Energiemix ausmachten. Zwischen 1992 und 2012 haben sich die CO₂-Emissionen Südafrikas um 45 % erhöht. Sie liegen damit auf einem ähnlichen Niveau wie die Emissionen Saudi-Arabiens, Brasiliens und Mexikos und haben das Emissionsvolumen Frankreichs, Italiens oder Spaniens sogar überschritten. Weltweit gesehen bewegt sich Südafrika damit beim Pro-Kopf-Ausstoß von CO2-Äquivalenten zwischen Rang 10 und 15 und ist für 40 % der CO₂-Emissionen Subsahara-Afrikas verantwortlich. Gleichzeitig hat Südafrika als eine der ersten emerging powers konkrete Klimareduktionsziele beschlossen und strebt an, bis 2020 34 % seiner Emissionen zu reduzieren und bis 2013 42 % seiner Energie aus erneuerbaren Energien zu beziehen.