Zusammenfassung
„Nein zur ökonomischen Apartheid“ war einer der Slogans, mit dem der südafrikanische Gewerkschaftsdachverband Congress of South African Trade Unions (COSATU) am 7. März 2012 zu einem eintägigen landesweiten Generalstreik für ein Verbot von Leiharbeit und gegen die Einführung einer Autobahnmaut in der Provinz Gauteng mobilisiert hat. Dem Aufruf zum Generalstreik folgten die Beschäftigten zu Tausenden und legten das Wirtschaftsleben Südafrikas weitgehend lahm. Die vom African National Congress (ANC) geführte Regierung setzte die geplante Einführung der Straßenmaut vorübergehend aus, aber implementierte sie gegen den gewerkschaftlichen Widerstand Ende 2013.
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Notes
- 1.
Demokratische Gewerkschaften steht als Überbegriff für Gewerkschaften, die entweder ihrem Selbstverständnis nach primär schwarze ArbeiterInnen organisierten oder sich explizit als gemischte Gewerkschaften verstanden. Ihnen ist gemein, dass sie das Apartheidsystem bekämpften. Sie waren in Südafrika bis 1979 bzw. 1981 verboten.
- 2.
Gewerkschaften bewegen sich zwischen inklusiver und exklusiver Solidarität: So können sie zum einen die Reichweite ihrer Repräsentation eng fassen und sich primär als Arbeitsmarktpartei im Interesse ihrer Mitglieder verstehen (exklusive Solidarität). Demgegenüber folgt inklusive Solidarität einem Gewerkschaftsmodell, das die Reichweite der Repräsentation weit fasst und den Anspruch verfolgt, auch gesellschaftliche Fragen aufzugreifen (vgl. Kurz-Scherf und Zeuner 2001).
- 3.
Siehe dazu auch der Artikel von Vink zu Agrarpolitik in diesem Band.
- 4.
Die Freedom Charter wurde 1955 in Kliptown von tausenden ApartheidsgegnerInnen beschlossen und stellte ein gesellschaftliches Gegenprogramm zur Apartheid sowie das zentrale Dokument der Befreiungsbewegungen um den ANC dar. Sie beinhaltet u.a. Forderungen nach Demokratie, Gleichberechtigung, der Verwirklichung von Menschenrechten und sozialen Rechten, der Verstaatlichung von Schlüsselindustrien sowie einer Landreform. Bis heute bildet die Freiheitscharta in Diskussionen und Forderungen der Gewerkschaften einen zentralen Bezugspunkt.
- 5.
Black Counsciousness (BC) bezeichnet eine Strömung in der Befreiungsbewegung, dessen prominentester Vertreter Steve Biko war. Sie zielte auf Selbstbestimmung und ein neues Selbstbewusstsein schwarzer SüdafrikanerInnen und damit auf das Infragestellen der zur Norm erklärten weißen Werte als einem Mittel der Unterdrückung (vgl. Biko 1978). Der Schüleraufstand von Soweto 1976, der sich gegen Afrikaans als allgemeine Unterrichtssprache wandte, war maßgeblich von den Ideen des BC beeinflusst.
- 6.
Mit der 1985 gegründeten UDF entstand ein breites, dezentral organisiertes Anti-Apartheid Bündnis, bestehend unter anderem aus Jugendverbänden, Gemeindevertretungen, kirchlichen Organisationen und einigen Gewerkschaften (vgl. Schmidt 1989, S. 112 f.).
- 7.
Section 77 des Labour Relations Act sieht ein politisches Streikrecht zur Verfolgung sozio-ökonomischer Ziele vor.
- 8.
Interview Gewerkschaftsvertreter National Union of Metalworkers of South Africa (NUMSA), 12.7.2012.
- 9.
Interview Gewerkschaftsvertreter Federation of Unions of South Africa (FEDUSA), 18.9.2012, vgl. auch Webster und Buhlungu 2004, S. 231.
- 10.
Interview Gewerkschaftsvertreter FEDUSA, 18.9.2012.
- 11.
Shop stewards nehmen im Betrieb eine vergleichbare Funktion wie Betriebsräte wahr. Sie werden jedoch nur von den Gewerkschaftsmitgliedern im Betrieb gewählt und als legitimierter Repräsentant der Gewerkschaften vom Management anerkannt. Zu ihren Aufgaben gehört die Vermittlung zwischen Mitgliedern, Gewerkschaften und Management, Mitgliedergewinnung, Verhandlungen mit dem Management.
- 12.
Interview Gewerkschaftsvertreter FEDUSA, 18.9.2012.
- 13.
Interview Gewerkschaftsvertreter FEDUSA, 18.9.2012.
- 14.
Pan-Afrikanismus zielt auf das Herstellen von Solidarität und Einheit aller Afrikaner weltweit, davon ausgehend dass das Schicksal der afrikanischen Länder und Menschen miteinander verbunden ist.
- 15.
Interview Gewerkschaftsvertreter FEDUSA, 18.9.2012.
- 16.
Interview Gewerkschaftsvertreter South African Municipal Workers’ Union (SAMWU), 9.11.2012.
- 17.
Das entspricht knapp 300 €, Zahlen aus 2011.
- 18.
Die Arbeitslosigkeit wird in Südafrika in zwei verschiedenen Quoten angegeben. Die engere Definition erfasst die Personen, die in den vergangenen 14 Tagen aktiv nach Arbeit gesucht haben und die hier verwendete, weite Definition schließt alle Arbeitslosen ein.
- 19.
Interview Gewerkschaftsvertreter South African Municipal Workers’ Union (SAMWU), 9.11.2012.
- 20.
Als ungeschützte Streiks werden diejenigen Streiks bezeichnet, die nicht den Vorgaben des Labour Relations Act folgen. In 2012 ist der Anteil an ungeschützten Streiks auf 45 % gestiegen (vgl. DoL 2013, S. 9).
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Ludwig, C. (2017). Gewerkschaften und ihre Strategien in Südafrika: Zwischen Widerstand und Regierungsbeteiligung. In: de la Fontaine, D., Müller, F., Hofmann, C., Leubolt, B. (eds) Das politische System Südafrikas. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19067-9_11
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