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Familien in der Migration – zur Bedeutung kultureller Einbindungs- und Ablösungsprozesse für die Entwicklung des Selbst in der Adoleszenz

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Zusammenfassung

Der Umgang mit Familienkulturen und -traditionen wird in Familien oft erstdann explizit oder implizit thematisch, wenn eine bis dahin mehr oder minderselbstverständlich erscheinende Praxis in eine Krise gerät, also (zum Beispiel zwischenden Generationen oder den Geschlechtern) fraglich wird

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Notes

  1. 1.

    Die autobiographischen Texte der Elterngeneration entstanden 1940 im Kontext eines wissenschaftlichen Preisausschreibens der Harvard University unter dem Titel ,Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933’ und waren bereits Gegenstand eines biographietheoretischen Forschungsprojekts (vgl. dazu z. B. Garz 2003 und 2005).

  2. 2.

    Für eine ausführliche Darstellung vgl. Oevermann 2004; Kirsch 2010.

  3. 3.

    Der Begriff der Bewegung ist nicht im Sinne von bloßer motorischer Aktivität, sondern als psychische Bewegung der Bedeutungskonstruktion, für Kegans Modell zentral (vgl. Kegan 1994: 31). Auch bei Piaget kommt der Bewegung als Ermöglichung von Bedeutungsbildung von Beginn an, nämlich bereits im sensomotorischen Stadium, zentraler Stellenwert zu.

  4. 4.

    Kegan spricht allerdings durchgängig vom ,Selbst’ statt vom ,Ich’ oder von ,(Ich-)Identität’, was in seiner unterschiedliche Ansätze synthetisierenden Theorie begründet liegter versteht sich weder als Ich-Psychologe noch als Objekttheoretiker, sondern interessiert sich für einen umfassenderen Entwicklungsansatz, der kognitive und moralische Aspekte mit einschließt und insofern die Entwicklung des Selbst in seinem Verhältnis zur Welt in ganz unterschiedlichen Dimensionen erfassen soll.

  5. 5.

    Es handelt sich um insgesamt sechs Stufen: Stufe 0: das einverleibende Selbst, Stufe 1: das impulsive Selbst, Stufe 2: das souveräne Selbst, Stufe 3: das zwischenmenschliche Selbst, Stufe 4: das institutionelle Selbst, Stufe 5: das überindividuelle Selbst. – Ich verzichte hier auf eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Entwicklungsstufen (und verweise diesbezüglich auf ihre Darstellung in Kegan 1994 3), weil es mir erstens auf die Herausarbeitung des ,Grundzuschnitts’ des Keganschen Modells ankommt und dabei zweitens insbesondere auf die Funktion der einbindenden Kulturen.

  6. 6.

    Aus allgemein erziehungswissenschaftlicher Perspektive lässt sich hier eine Verbindung herstellen zu den im Anschluss an Schleiermacher von Andreas Flitner formulierten Grundformen der (Familien-)Erziehung: Behüten, Unterstützen und Gegenwirken (vgl. Flitner 1982).

  7. 7.

    Die Anonymisierung der Daten gestaltete sich im Falle der Familie Levi besonders schwierig. Zur Gewährleistung der Anonymität Georg Levis mussten viele Daten, insbesondere die beruflichen Stationen, so verschlüsselt werden, dass eine Präsentation der Analyse und Interpretation der objektiven Daten mangels konkreter Angaben zumindest etwas problematisch erscheint. Insgesamt ist versucht worden, die Daten so zu anonymisieren, dass so viele Informationen wie nötig, aber so wenige Anhaltspunkte wie möglich zur Identifizierung der Person übrig blieben.

  8. 8.

    Hier zeigt sich natürlich, wie problematisch eine Anonymisierung ist, und zwar einmal, weil das hier Gesagte als unüberprüfbare Behauptung erscheinen muss, und weil außerdem die Charakterisierung der Hochschule schon die Absicht der Anonymisierung gefährden mag.

  9. 9.

    Das Interview mit Georg Levi wurde ursprünglich unter der Fragestellung nach dem weiteren Leben seines Vaters nach der Emigration aus Deutschland geführt; Georg Levi erzählt darin jedoch sowohl von der gesamten Familie und ihrer Geschichte als auch seine eigene Lebensgeschichte, so dass es auch für deren Rekonstruktion genutzt werden konnte.

  10. 10.

    Bei der Analyse und Interpretation der Erinnerungen Georg Levis ist durchaus in Rechnung zu stellen, dass dieser zum Zeitpunkt des Interviews 75 Jahre alt war, seine Erinnerungen also möglicherweise von einer gewissen Altersmilde, eventuell gar von Verklärungen geprägt sein können, was allerdings wiederum Ausdruck einer spezifischen Verarbeitungsweise von Erlebtem und somit dem Erkenntnisgewinn hinsichtlich eines spezifischen Habitus der Krisenbewältigung keineswegs abträglich ist. Diese Konstellation verweist auf eine grundlegende Problematik von biographischer Erinnerung.

  11. 11.

    Vgl. zur Situation von heimatlosen Kindern z. B. Freud/Burlingham 1951/1982.

  12. 12.

    Inwiefern damit eigene Individuierungsprobleme wiederum an die nächste Generation ,weitergegeben’ werden, ist eine Frage, die ich hier nicht mehr behandeln kann.

  13. 13.

    Vgl. dazu Eriksons Konzeption von Ich-Identität als das Gefühl, sich selbst als so einheitlich und kontinuierlich erleben zu können wie man in den Augen anderer erscheint (1959/1973: 107).

  14. 14.

    Inwiefern damit eigene Individuierungsprobleme wiederum an die nächste Generation ,weitergegeben’ werden, ist eine Frage, die ich hier nicht mehr behandeln möchte.

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Kirsch, S. (2013). Familien in der Migration – zur Bedeutung kultureller Einbindungs- und Ablösungsprozesse für die Entwicklung des Selbst in der Adoleszenz. In: Baader, M., Götte, P., Groppe, C. (eds) Familientraditionen und Familienkulturen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19064-8_11

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