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Fernsehprogramm für Kinder oder Fernsehprogramm der Kinder? Medienpädagogische Betrachtung eines zentralen Programmbereichs öffentlicher Kommunikation

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Medienwelten im Wandel
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Zusammenfassung

Obwohl beinahe ein ‚altes‘ Medium, sind Strukturen und Inhalte des Fernsehens auch in aktuellen Debatten ein zentraler Gegenstand. Neue und veränderte Angebotsumgebungen (vgl. Hasebrink 2001), die Umstellungen der Empfangsebenen und vor allem soziodemografische Wandlungsprozesse bedürfen erhöhter Aufmerksamkeit und fragen nach angemessener Forschung (vgl. Paus-Hasebrink 2010). Neben Verschiebungen in der Altersstruktur (niedrigere Geburtenraten, höhere Lebenserwartung) oder soziökonomischen Differenzierungen (vgl. Paus-Hasebrink/Bichler 2008) fallen vor allem Veränderungen in den sozialen Beziehungsstrukturen (Alleinerzieherinnen und -erzieher sowie Patchworkfamilien statt bürgerlicher Kernfamilie; Flexibilität der Elternarbeitsplätze, zunehmende Berufstätigkeit von Müttern; veränderte Erziehungsstile) sowie hinsichtlich der lebensweltlichen Rahmenbedingungen (z.B. veränderten Wohn- und Lebenssituationen, Verhäuslichung der Kinder) und der gesellschaftlichen Wertegefüge als Momente für Veränderungen von Medienkommunikation auf (vgl. z.B. Paus-Haase 1998: 15f.; Kränzl-Nagl/Mierendorff 2007). Insgesamt geht der Trend unter anderem zu Individualisierung, zu mehr Selbstständigkeit bzw. mehr Eigeninitiative bei Kindern (vgl. Andresen/Hurrelmann 2010: 46), zu weniger Traditionsgepflogenheiten, aber auch mehr Multikulturalität sowie zur Kommerzialisierung der Alltagswelt; für die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen sind diese Aspekte von erheblicher Bedeutung (vgl. Paus-Haase 1998: 15f.).

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Notes

  1. 1.

    Die Altersdefinition der Fernsehtreibenden für Kinder ist nicht einheitlich. Der vorliegende Beitrag bezieht sich vor allem auf das deutsche Fernsehen, wo Rezipienten unter 14 Jahren als Kinder gelten.

  2. 2.

    Entwicklungsaufgaben strukturieren nach Havighurst (1972) den Lebenslauf insofern maßgeblich, als sie über Entwicklungs- und Sozialisationsziele die Präferenzordnung des Handelns vorgeben (vgl. Oerter 2008: 38).

  3. 3.

    Auch andere Phaseneinteilungen von Kindheit sind denkbar, so unterscheiden andere Autoren beispielsweise lediglich zwischen früher und später Kindheit, wobei erstere die Phase zwischen Geburt und fünf Jahren umfasst und die zweite die Zeitspanne zwischen sechs und elf Jahren (vgl. Hurrelmann/Bründel 2003: 73).

  4. 4.

    Die folgend aufgeführten Prozentangaben im Fließtext beziehen sich auf den Umfang des Kinderprogramms (Std: Min) in den Fernsehvollprogrammen.

  5. 5.

    Im Kinderprogramm werden Infotainmentsendungen wie Rätselburg oder Trickfabrik wegen ihrer latenten Pädagogik dem Programmbereich Information (= Sach-/Ratgeber-, Lebensweltund Servicepublizistik) zugerechnet; vgl. Weiß 1998)

  6. 6.

    Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3:00–3:00 Uhr). Stichprobe: Österreich/Deutschland = 14. Kalenderwoche 2011; Schweiz = 13. Kalenderwoche 2011.

  7. 7.

    Prozentuierungsbasis: eine künstliche Woche 2008 (6:00 – 21:00 Uhr; 28. 08, 02. 09., 10. 09., 18. 09., 26. 09., 04. 10.)

  8. 8.

    Stichprobe 2008, inkl. Trailer und Werbung.

  9. 9.

    Übereinstimmend mit der Prime-Time-Konzeption in der Programmforschung der ALM/RTR/BAKOM (Weiß 1998; Woelke 2007) ist die Prime-Time der Kinderfernsehnutzung als jene Zeit definiert, in der mindestens 20 Prozent der Kinder eine Fernsehnutzung aufweisen.

  10. 10.

    In Österreich wird die Zielgruppe der Kinder zwischen drei und elf Jahren definiert.

  11. 11.

    Da Fernsehen insbesondere für Kinder unter zwei Jahren als ungeeignet beurteilt wird (vgl. American Academy of Pediatrics 2001), wäre dies eher problematisch.

  12. 12.

    In Deutschland waren dies 2006 immerhin bereits mindestens 60 Prozent der zweijährigen Personen (vgl. Götz 2007: 13).

  13. 13.

    Auch auf den ersten Blick als fiktional klassifizierbar erscheinende Angebote können im Sinne von Edu- und Infotainment als Informationssendungen zählen oder zumindest informative Aspekte enthalten (vgl. Dürager 2010). Beispiele dafür sind Sendungen wie Mama Mirabelle’s Tierkino, Albert auf Entdeckungstour oder Es war einmal … das Leben.

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Dürager, A., Woelke, J. (2013). Fernsehprogramm für Kinder oder Fernsehprogramm der Kinder? Medienpädagogische Betrachtung eines zentralen Programmbereichs öffentlicher Kommunikation. In: Wijnen, C.W., Trültzsch, S., Ortner, C. (eds) Medienwelten im Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19049-5_13

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