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„How Fucking Lame“?

Zur Konstruktion von Weiblichkeit und Agency in True Blood

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Banale Kämpfe?

Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 51))

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Zusammenfassung

„Oh bless your heart. I'm so sorry I didn't get here faster“ (Strange Love, Se. 1, Min 24.44) keucht die junge Kellnerin Sookie Stackhouse atemlos. Sie hat eben ihre Abendschicht in der Bar Merlotte's unterbrochen, um einem Angreifer eine Eisenkette um den Hals zu schleudern, während sie eine zweite Angreiferin mit einem Messer in Schach hält. Alles getragen von einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit und Gelassenheit; und alles für eine Figur, die vor allem für ihren Bedrohungscharakter bekannt ist: Einen Vampir. In den ersten Einstellungen der Szene betritt dieser Vampir die Bar. Sookie ist von dem Gast angetan und als sie erfährt, dass der Vampir in einen Hinterhalt gelockt werden soll, um an sein Blut zu kommen, das in True Blood als Droge gehandelt wird, beschließt sie ihn zu retten.

Antwort von Sookie Stackhouse, als sie erfährt, dass ihre außergewöhnlichen Kräfte darauf zurückzuführen sind, dass sie eine Fee ist (I Smell a Rat, Se. 3, Min. 0.12).

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Notes

  1. 1.

    Das Vampirblut V gilt in TB als Droge, die Euphorie, Lust, Kraft und Wachheit verspricht. Damit verändert es die Machtverhältnisse in der Serie, weil nun Menschen den Vampiren* gefährlich werden können und auch wollen, etwa um an ihr Blut zu gelangen, z. B. wenn Sookies Bruder und seine Freundin den homosexuellen Vampir Eddie entführen, um ihn als Blutbank zu benutzen.

  2. 2.

    True Blood ist eine HBO Serie von Alan Ball (Six Feet Under/American Beauty). Die ersten drei Staffeln werden seit März 2011 auf RTL2 im Nachtprogramm ausgestrahlt. Sie basieren auf der 11-teiligen Fantasy Buchreihe „The Sookie Stackhouse Novels“, geschrieben von Charlaine Harris.

  3. 3.

    Eines der zentralen Rolemodels, das auch im akademischen Kontext Rückhalt gefunden hat, ist die Serie Buffythe Vampire Slayer: So heißt es auf der Buchrückseite von „Horror als Alltag“: „Buffy ist ein Mädchen, das Dämonen mächtig auf die Mütze gibt. Herrschaftliche Strukturen, die in der realen Welt so schwer zu fassen sind, erhalten ein Gesicht, in das man schlagen kann“ (Beckmann u. a. 2010).

  4. 4.

    In zahlreichen Vampir-Serien, wie den Vampire Diaries, in der zwei konservative Vampir Brüder um die attraktive Elena Gilbert konkurrieren, oder in Twilight, den Kino Verfilmungen der Biss-Roman-Reihe von Stephenie Meyer, in der eine sanftmütige Bella Swan dem Ideal der romantischen Liebe ihre sterbliches Leben zu opfern bereit ist, bleiben die weiblichen Subjektentwürfe verhalten und stereotyp. Ein geradezu prekäres Hofieren von sexistischen und rassistischen Ausarbeitungen von Gender und Race zeigt sich in den ersten Folgen der verfilmten Fantasy-Romane „Das Lied von Eis und Feuer“ von Georg R. R. Martin, die als Games of Thrones in den USA auf HBO und im deutschsprachigen Pay-TV TNT anliefen.

  5. 5.

    Diese Partizipation gestaltet sich als ausdauernder Kampf um Anerkennung und Bürger*rechte, die auch die Bild- und Schriftsprache der Serie markieren. Das wird in zahlreichen Analogien deutlich, etwa zwischen der US-amerikanischen LGBT-Bewegung und dem fiktiven Kampf der Vampire*. So wird im Vorspann der Westboro Baptist Church ‚God hates fags‘ zu ‚God hates fangs‘ oder ‚Coming out of the closet‘ zu ‚Coming out of the Coffin‘ (vgl. Brace/Arp 2010).

  6. 6.

    Zumindest nach den machtvollen Diskursen. Ein Großteil von sexuellen Übergriffen sowie Gewalttaten finden im persönlichen Nahbereich statt.

  7. 7.

    Diese Bedrohung funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Denn sie ist zum einen ein spielerischer Appell sexueller Verführung, zugleich scheint hier aber die Figur des Vergewaltigers durch. Dennoch bleibt es meines Erachtens vor allem ein rhetorisches Spiel, das als machtvolle Anrufung funktionieren soll: Sookie muss zum ‚schwachen‘ Geschlecht werden.

  8. 8.

    In Kunst und Mythologie sind Mänaden Begleiterinnen des Dionysus. In TB sorgt in Staffel zwei die Mänade Maryann für Unruhe in Dorf und Wald. Es kommt zu rastlosen Partys, Trinkgelagen, Opfermorden und Orgien.

  9. 9.

    Ich verweise auf den konstruierten Charakter dieser Identitätskategorien, indem ich ‚weiß‘ in einfache Anführungszeichen setze und Schwarz groß schreibe, um auf die Konstruktion dieser Grenzziehungen hinzuweisen.

  10. 10.

    Der Sprechakt funktioniert, weil er sich auf bestimmte Konventionen und Regeln berufen kann, die im Mechanismus der Wiederholung ein Scheitern oder Gelingen offerieren (vgl. Austin 1989).

  11. 11.

    Ein Widerfahrnis ist das begriffliche Gegenstück zu Freiheit und Autonomie des Menschen. Es bezeichnet ein Ereignis, das sich ohne Zutun und Verantwortung einer Person einstellt (vgl. Straub 2010: 113).

  12. 12.

    Auch Sookie werden Wutausbrüche zugestanden, doch bleiben diese großteils gerahmt von enttäuschten Erwartungen bezüglich Freundschaft, Liebe etc. Eine Wut gegenüber gesellschaftlichen Ausschlüssen oder mangelnden Perspektiven durch rassistische Strukturen wird bei ihr nicht sichtbar, weil Sookie davon als ‚weiße‘ heteronormative Frau nicht tangiert ist. Doch zudem gibt es auch das klassische Stereotyp ‚unbotsmäßige Frau‘, das sich insbesondere in der Narration ‚der‘ Schwarzen wiederfindet.

  13. 13.

    So wird Taras ‚Streitlust‘ durch die kurze Beziehung mit Ax und später durch die zu ihrer Freundin beruhigt. In der zweiten Staffel wird Tara eine kurze Verliebtheit zugestanden, die sie als ‚freundlicher‘ und ‚ausgeglichener‘ zeigt. Hier ist es das Setting der ‚romantischen Liebe‘, das Taras Wut kompensiert. In Staffel 4 verliebt sich Tara in ihre Boxpartnerin, die allerdings nichts von Taras Vergangenheit in Bon Temps weiß. Die Beziehung ist erneut von kurzer Dauer.

  14. 14.

    Meines Erachtens sind es ‚verqueerte‘ Familienverhältnisse, die nicht mehr dem klassischen Model des Familienlebens mit Vater, Mutter, Kind, sondern v. a. als Ent-grenzung ‚neuer‘ sozialer Bande zu lesen sind, schließlich ist Eric auch Pams Geliebter. Ebenfalls diskutierbar erscheint mir auch die Idee des ‚fleisch-gewordenen‘ Ödipuskomplexes, die Beziehungen können dann auch als Inzest- und Missbrauchsdiskurs lesbar werden.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden

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Jäckel, J. (2012). „How Fucking Lame“?. In: Villa, PI., Jäckel, J., Pfeiffer, Z.S., Sanitter, N., Steckert, R. (eds) Banale Kämpfe?. Geschlecht und Gesellschaft, vol 51. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18982-6_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-18982-6_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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