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Zur Öffentlichkeitsverantwortung der (Straf-) Gerichte und Staatsanwaltschaften in der Mediengesellschaft

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Book cover Litigation-PR: Alles was Recht ist

Abstract

The article focuses on the specific public responsibility of courts and public prosecutors in today’s media society. Courts and public prosecutors are required to protect the general right of personal freedom of the people subjected to it and to play an active role in the public perception of the judicial process. The article describes what to do and which fundamental principles must be followed.

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Notes

  1. 1.

    Die Wortwahl ist angelehnt an den Titel der Monographie Schmidthals‘ „Wert und Grenzen der Verfahrensöffentlichkeit im Strafprozess“ aus dem Jahre 1977.

  2. 2.

    Beispielhaft sei auf die Werke von Feuerbach (1821) oder Mittermaier (1845) verwiesen.

  3. 3.

    Grundlegend dazu BGHZ 31, 308ff. (sog. Herrenreiter-Urteil); speziell zum Strafverfahren vgl. Riepl (1998).

  4. 4.

    Zu den in Art. 5 GG enthaltenen Privilegien der Presse gegenüber Staatsorganen vgl. Herzog (2011: Art. 5 Abs. 1 S. 2 Rn. 122).

  5. 5.

    Zum Recht auf Selbstdarstellung mit besonderem Bezug auf die Position des Beschuldigten im Ermittlungsverfahren vgl. Mansdörfer (2011).

  6. 6.

    Die Richtlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren sind für Gerichte – anders als für die Staatsanwaltschaften – gerade nicht verbindlich, sondern dienen nur als im Einzelfall helfende Hinweise. Erst recht gelten die Richtlinien nicht für andere zivilrechtliche oder öffentlich-rechtliche Verfahren.

  7. 7.

    Zweifelhaft ist freilich die Berechtigung von Parallelen mit der mittelalterlichen Einrichtung des Prangers. Vgl. etwa Zabel (2011: 347ff.).

  8. 8.

    So war etwa die Erörterung masochistischer Sexualpraktiken oder der Einsatz von Messern etc. in staatsanwaltlichen Presserklärungen anlässlich des Strafprozesses gegen den öffentlich bekannten Wettermoderator Kachelmann unverhältnismäßig.

  9. 9.

    Jüngstes Beispiel ist etwa das Versicherungsunternehmen „ERGO“, das die mediale Präsenz des Unternehmensnamens durch negative Berichte über verschwenderische Lustreisen für Vertreter dazu nutzte, eine umfangreiche Werbekampagne zu starten.

  10. 10.

    Vgl. auch Nr.4a RiStBV. Dieses Gebot wird in jüngerer Zeit zunehmend missachtet. Eine wachsende Medienpräsenz der Justiz registrieren etwa Huff (2004: 403) und Jahn (2010: 15).

  11. 11.

    Grundsätzlich insoweit zuletzt BVerfGE 117, 244 – Cicero.

  12. 12.

    Das Meinungsspektrum zu dieser Frage geht hier weit auseinander. So fordert Larenz (Referat auf dem 42. DJT Verhandlungen Bd. 2, S. D 25 (31) einen Anspruch der Öffentlichkeit auf Darstellung der „Gesamtpersönlichkeit“ des Täters. Eine restriktive Gegenposition reduziert den Anspruch auf die Darstellung von Informationen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Tat (vgl. Neumann-Duisberg 1960: 114f.) Andere differenzieren und machen den Umfang der veröffentlichungsfähigen Informationen vom Einzelfall abhängig, wobei, jedenfalls „letztpersönliche Informationen“ wie Intelligenz, Gefühlsfähigkeit, Freundschaften, Liebschaften und sexuelle Neigungen ausgeklammert sein sollen (vgl. Lampe 1973: 217, 219).

  13. 13.

    Zur grundsätzlichen Interpretation des allgemeinen Persönlichkeitsrechts BVerfGE 35, 202, 220ff.; NJW 2000, 1859.

  14. 14.

    Vgl. Nr. 4a RiStBV: „Der Staatsanwalt vermeidet alles, was zu einer nicht durch den Zweck des Strafverfahrens bedingten Bloßstellung des Beschuldigten führen kann.“

  15. 15.

    Vgl. etwa ein Recht zu einem Fernseh-Interview aus der U-Haft heraus: BVerfG NStZ 1995, 566, 567. Dazu kritisch aus staatsanwaltschaftlicher Perspektive: Nehm (1997: 305, 310ff.); BGH NStZ 1998, 205; Marxen (2000: 294).

  16. 16.

    Siehe dazu bereits oben 3.1.

  17. 17.

    Siehe dagegen speziell zum verwaltungsgerichtlichen Verfahren Endemann (1987: 410).

  18. 18.

    Marxen (2000: 294f.) spricht insoweit drastisch von „veröffentlichten Strafverfahren“.

  19. 19.

    Grundlegend insoweit BVerfGE 35, 202, 219ff.; 56, 37, 41ff., 96, 171, 181.

  20. 20.

    BVerfGE 69, 83.

  21. 21.

    BVerfGE 80, 367, 379f., vgl. auch die einfachgesetzliche Regelung der §§ 131ff. StPO.

  22. 22.

    In diesem Sinne bereits Trüg (2011: 1040), dort auch weiterführend zum Rechtsschutz gegen rechtswidrige Medienauskünfte (a.a.O. S. 1044 f.).

  23. 23.

    Ein solcher liegt bereits dann vor, wenn aufgrund einzelner Tatsachen die Begehung einer Straftat auch nur möglich erscheint (§ 152 Abs. 2 StPO).

  24. 24.

    Grundlegend BVerfGE 35, 202, 219ff. – Resozialisierung.

  25. 25.

    Ein Paradebeispiel für eine insoweit verfehlte Prozessführung ergibt sich aus den Schilderungen in BGH vom 25. Juli 2011 Az.: 1 StR 631/10 (mehr dazu am Ende des Beitrages).

  26. 26.

    Einschränkungen des Rechts auf Presseberichterstattung billigt insoweit insbesondere auch der Straßburger Menschenrechtsgerichtshof, vgl. EGMR NJW 2004, 2647, 2649 – Caroline von Hannover mit zustimmender Anmerkung von Stürner (2004 : 1018f.) bzw. EGMR NJW 2006, 591, 592 – Karhuvaara.

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Trüg, G., Mansdörfer, M. (2012). Zur Öffentlichkeitsverantwortung der (Straf-) Gerichte und Staatsanwaltschaften in der Mediengesellschaft . In: Rademacher, L., Schmitt-Geiger, A. (eds) Litigation-PR: Alles was Recht ist. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18980-2_9

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