Zusammenfassung
Der vielleicht einfachste anthropologische Zugang zur Identität besteht in dem Sachverhalt, dass sich jeder Mensch als ein „etwas“ verstehen muss und dass er auch von seinen Mitmenschen als ein solches „etwas“ verstanden wird. In diesem Sinne ist Identität der anthropologische Titel für das Resultat wiederkehrender menschlicher Selbstund Fremdbeziehungen – wie auch immer diese faktisch aussehen. Vorausgesetzt ist dabei nicht, dass Menschen sich als „Ich“, „Individuum“, „Selbst“ oder „Person“ verstehen müssen – d. h. in Begrifflichkeiten, die ihre Bedeutung einer abendländischen Geschichte verdanken und insofern kaum universalisierbar sind (vgl. Schäfer 1999) –, sondern lediglich, dass Menschen sich mit irgendetwas identifizieren. Anthropologisch lässt sich Identität insofern nicht als eine vorauszusetzende Entität, sondern als das Ergebnis von reflexiven und sozialen Identifizierungspraktiken verstehen.
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Literatur
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Zirfas, J. (2014). Identität. In: Wulf, C., Zirfas, J. (eds) Handbuch Pädagogische Anthropologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18970-3_52
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