Zusammenfassung
Christine Pauli stellt dar, was kodierendes Beobachten kennzeichnet. Diese Art des Beobachtens ist geeignet für Fragestellungen, welche die standardisierte und quantifizierende Erfassung des Auftretens von bestimmten Verhaltensweisen, Ereignissen oder Merkmalen der Interaktion erforderlich machen. Sie eignet sich für den systematischen Vergleich größerer Fallzahlen sowie für die statistische Überprüfung von Hypothesen. Der Unterschied zwischen kodierender Beobachtung und Schätzverfahren wird erläutert undmündet in dem Beispiel einer kodierenden Beobachtung, an dem erläutert wird, wie die zu beobachtenden Dimensionen oder Elemente in einem Beobachtungsmanual festgelegt werden. Abschließend werden Nutzen und Grenzen des Verfahrens für die Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen reflektiert.
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Notes
- 1.
In der Literatur werden verschiedene Bezeichnungen für die hier angesprochenen Beobachtungsverfahren verwendet: Gebräuchlich sind die Bezeichnungen systematische Verhaltensbeobachtung (Faßnacht 1995) oder standardisierte (Gniewosz 2011), strukturierte oder quantifizierende (Bortz und Döring 1995) Beobachtung. Im Folgenden wird, der Terminologie dieses Buches folgend, die Bezeichnung „kodierende Beobachtung“ verwendet.
- 2.
Da es im vorliegenden Kapitel nicht um eine systematische Einführung in standardisierte Beobachtung als Forschungsmethode, sondern um eine praxisorientierte Einführung im Hinblick auf die Nutzung kodierender Beobachtungsverfahren bei der Einübung in die Unterrichtsbeobachtung im Kontext der Ausbildung von Lehrkräften geht, beschränkt sich die Darstellung auf einige wenige Grundbegriffe und Unterscheidungen, die unter diesem Gesichtspunkt von Bedeutung sind. Interessierte Leser und Leserinnen seien auf ausführlichere Darstellungen verwiesen, z. B. bei Bortz und Döring (1995, S. 240 f.), Faßnacht (1995), Seidel und Prenzel (2010) oder Gniewosz (2011).
- 3.
Schweizerische Videostudie im Rahmen der TIMSS 1999 Video Study (Reusser et al. 2010).
- 4.
Diese Darstellung, die im Kontext der Inhaltsanalyse entwickelt wurde (Bos und Tarnai 1999), findet sich in der Literatur mittlerweile in unterschiedlichen Varianten, die sich hinsichtlich der Zuteilung einzelner Tätigkeiten zu den fünf Schritten leicht unterscheiden (vgl. z. B. Seidel und Prenzel 2010).
- 5.
Bei Schätzverfahren werden andere Maße verwendet, auf die hier nicht eingegangen wird (vgl. z. B. Schuster 2010; Wirtz und Caspar 2002).
- 6.
Aufgabe: Ein rechteckiges Gartengrundstück ist doppelt so lang wie breit. Vergrößert man die Länge um 4 m und die Breite um 5 m, so nimmt der Flächeninhalt um 146 m2 zu. Wie viele Birken könnte man auf dem ursprünglichen Grundstück pflanzen, wenn eine Birke 4 m2 Land benötigt? Die Aufgabe lag in verschiedenen Varianten unterschiedlicher Schwierigkeit vor.
- 7.
Da die Kodierung in der Videostudie anhand der Videoaufnahmen erfolgte, beschränkt sich die Transkription auf verbale Äußerungen. In den hier wiedergegebenen Episoden wurde ein Minimum an ergänzenden Informationen eingefügt, um die Episoden auch ohne Videoaufnahme verständlich zu machen.
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Pauli, C. (2012). Kodierende Beobachtung. In: de Boer, H., Reh, S. (eds) Beobachtung in der Schule – Beobachten lernen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18938-3_3
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