Zusammenfassung
Heike de Boer richtet den Blick auf die beobachtende Person und diskutiert die Bedeutung von Wahrnehmungsgewohnheiten für den Beobachtungsprozess. Mögliche Fehlerquellen werden dargestellt und beispielhaft an schriftlichen Reflexionsprozessen Studierender illustriert. Erkennbar wird, wie die Beobachtung einzelner Schüler/-innen an die Reflexion der Beobachtungsmotive und des Beobachtungsprozesses sowie an einenmehrperspektivischen Austausch über Beobachtetes gekoppelt werden kann, um damit eine Auseinandersetzung mit den je eigenen Annahmen und Urteilen anzustoßen.
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Im alltäglichen Verhalten gehen Wahrnehmen und Beobachten oft ineinander über. Beobachten unterscheidet sich vom Wahrnehmen durch die Zielgerichtetheit. Es ist planvoll und gekennzeichnet durch einen aktiven Aneignungsprozess der Wirklichkeit (Wawrinowski & Martin 2003, S. 12. ff.).
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Zum Beispiel Pygmalion-Effekt: Dem Effekt nach sollen sich Erwartungen, Einstellungen, Überzeugungen sowie Stereotype des Lehrers an und über den Schüler nach Art der „selbsterfüllenden Prophezeiung“ auswirken.
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Wawrinowski und Martin unterscheiden die Selektion, Organisation, Fixation und Akzentuierung der Wahrnehmung (2003, S. 15 ff.).
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Die Beobachtungen wurden verschriftlicht, interpretiert, in einer Gesamtbewertung zusammengefasst und durch eine Reflexion des eigenen Beobachtungsprozesses ergänzt. Die in 5 Jahren entstandenen 100 Mikrostudien wurden einer Re-Analyse mit der Fragestellung untersucht, wie Studierende sich der kindlichen Perspektive annähern und welche Lernprozesse in diesem Kontext sichtbar werden. Alle folgenden Beispiele sind Beispiele aus den vorliegenden Mirkrostudien und wurden zum Teil bereits in de Boer 2009, S. 209–229 veröffentlicht.
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Dieser Abschnitt lehnt sich an die Darstellung von de Boer 2009, S. 209–229 an.
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Alle Beobachtungen wurden anonymisiert.
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Die Beobachtungen waren gekoppelt an die Aufgabe, ein Kind in möglichst vielfältigen Situationen zu beobachten, d. h. in unterschiedlichen sozialen, fachlichen und methodischen Zusammenhängen. Jeder Beobachtung ging eine Fragestellung voraus, die den Beobachtungsfokus, die ausgewählte Situation und die eigenen Vermutungen sichtbar machen sollte.
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„Protonormalismus“ hingegen ist für Link der Prozess, Normalitäten mit massiven Mitteln gegen Denormalisierung durchzusetzen (vgl. Link 2008, S. 64).
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Diese schriftliche Reflexion des Beobachtungsprozesses bilden das Kapitel der zum semesterbegleitendem Praktikum abgelegten Beobachtungsstudie und erfolgten im Anschluss an eine halbjährige Beobachtungszeit.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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de Boer, H. (2012). Der Blick auf sich selbst. In: de Boer, H., Reh, S. (eds) Beobachtung in der Schule – Beobachten lernen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18938-3_12
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