1 Einleitung

Stadtquartiere mit vielfältigen sozialen Problemlagen stellen eine Herausforderung für die Raumentwicklung dar. Obgleich die sozialwissenschaftliche Forschung in diesen Bereichen intensiv ist und auch die Politik Programme aufgesetzt hat (wie zum Beispiel das Programm „Soziale Stadt“), um Problemen begegnen zu können, ist der Bedarf an vielversprechenden Lösungsansätzen immer noch groß. Der Staat ist mit dem Anspruch, räumliche Disparitäten auszugleichen und Lösungen für soziale Problemlagen zu erwirken, als alleiniger Akteur überfordert. Engagierte Akteure aus unterschiedlichen sozialen und institutionellen Kontexten können hier von Bedeutung sein. Auch wenn diese Akteure ihre Kreativität einbringen und Entwicklungsprozesse in den Quartieren voranbringen können, verfolgen sie jedoch oft unterschiedliche, auch konkurrierende Strategien, wodurch neue Probleme hervorgerufen werden können.

Im Folgenden wird ein Projekt vorgestellt, das sich mit Raumpionieren in Stadtquartieren Berlin-Moabits und Hamburg-Wilhelmsburgs befasste und Ende 2011 abgeschlossen wurde.Footnote 1 Dem Projekt lag unter anderem die Frage zugrunde, inwiefern engagierte Akteure, die als „Raumpioniere“ bezeichnet werden, ihre subjektive Perspektive auf ihre Quartiere einbringen, oder anders formuliert, wie sie mit ihrer Kreativität, ihren Raumdeutungen, Visionen, Projekten, sozialen Netzwerken und kommunikativen Strategien „von unten“ Neues in die Quartiere einführen und wie sie ggf. Beiträge zur Verbesserung von Lebensqualität und zur sozialen Integration leisten können. Eine übergreifende – theoretisch motivierte – Frage des Projekts war es indes, wie es zu einer Rekonstruktion bzw. Transformation bestehender Raumdeutungen kommen kann und welche Rolle dabei Kommunikationen spielen.

In den nächsten Abschnitten sollen das theoretische Konzept, das methodische Design und ausgewählte Ergebnisse des Projekts skizziert werden. Zu Beginn werden Grundzüge des theoretischen Ansatzes, der als „Theorie der kommunikativen Raum(re)konstruktion“ bezeichnet werden soll, und des empirischen Vorgehens vorgestellt (Abschnitt 2). Im Anschluss daran wird gezeigt, was für die ausgewählten Stadtquartiere charakteristisch ist (Abschnitt 3). Geklärt wird sodann, was man unter „Raumpionieren“ verstehen kann, welche subjektiven Perspektiven bzw. Raumdeutungen diese Akteure haben (Abschnitt 4), aber auch wie verschiedene Vorstellungen von den Quartieren verhandelt werden. Es wird deutlich werden, dass sich die verschiedenen Akteure in ihren Visionen für die Quartiere erkennbar unterscheiden und bei ihren Integrationsbestrebungen paradoxerweise ganz neue Exklusionen hervorbringen können (Abschnitt 5). Ein Fazit wird den Beitrag abrunden (Abschnitt 6).

2 Zur Erforschung von Raumpionieraktivitäten – Theoretischer Hintergrund und Forschungsdesign

2.1 Das Konzept der kommunikativen Raum(re)konstruktion: Von subjektiven zu intersubjektiv geteilten Raumdeutungen

Die Analyse von Kommunikationen im Zusammenhang mit Fragen der Raumentwicklung sowie der sozialen Exklusion und Inklusion ist in der internationalen sozialwissenschaftlichen Raumforschung relativ neu. Zwar ist im Verlauf des so genannten „cultural turn“ die Überlegung selbstverständlich geworden, dass Räume als soziale Konstruktionen verstanden werden müssen. Bei der theoretischen Ausarbeitung dieser Annahme haben Raumtheoretiker aber vor allem die Rolle menschlicher Bedeutungszuschreibungen (Wissen) und/oder menschlichen Handelns in den Vordergrund gestellt (Lefebvre 1991; Giddens 1993; Bourdieu 1984; Werlen 1997; Löw 2001; Thrift 2007).

Dass im Prozess sozialer Raum(re)konstruktionen auch Kommunikationen bzw. Diskurse bedeutend sind, hat man zwar seit geraumer Zeit erkannt (Paasi 1989; Healey 1992; Hastings 1999; Lees 2004; Glasze/Mattissek 2009), die theoretische Fundierung dieses Gedankens blieb jedoch bislang hinter dieser Erkenntnis zurück. Auch empirisch fehlt es bisher noch an systematischen Erkenntnissen über Mechanismen einer kommunikativen Konstruktion und Rekonstruktion von Raum.

Es gibt also noch wenige theoretische Ansätze, die den Gedanken von der sozialen Konstruktion von Raum unter systematischer Einbeziehung der Dimension der Kommunikation zu klären suchen. Auffallend ist dabei, dass die wenigen, die dies tun, entweder von der Theorie autopoietischer Systeme Luhmanns oder der poststrukturalistischen Diskursanalyse Foucaults (Glasze/Mattissek 2009) inspiriert sind. Entsprechend tun sie sich mit der Dimension des handelnden Subjekts mehr oder weniger schwer.

Die derzeit in Erarbeitung befindliche „Theorie der kommunikativen Raum- (re)konstruktion“ ist demgegenüber ein dezidiert akteurs- bzw. handlungszentrierter Ansatz (Christmann 2010). Sie zielt darauf, den Zusammenhang zwischen Handeln, WissenFootnote 2 und Kommunikation herzustellen. Dies geschieht, indem der Ansatz des Sozialkonstruktivismus (Berger/Luckmann 1987) in seiner erweiterten Fassung des „kommunikativen Konstruktivismus“ (Knoblauch 1995, 2001a, 2001b; Reichertz 2009a; Keller et al. 2005) mit dem wissenssoziologischen Diskurskonzept Kellers (2001, 2004, 2008) und ausgewählten raumtheoretischen Bausteinen, wie dem des relationalen Raumbegriffs Löws (2001), verbunden wird.

Im Zentrum der sozialkonstruktivistischen Theorie Bergers und Luckmanns (1987: 20) stand einst die Frage: „Wie ist es möglich, dass subjektiv gemeinter Sinn zu objektiver Faktizität wird? Oder, in der Terminologie Webers und Durkheims: Wie ist es möglich, dass menschliches Handeln (Weber) eine Welt von Sachen hervorbringt?“ Auf diese Frage bieten die Autoren mit ihrer Theorie der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit eine Antwort. Das Zitat deutet bereits an, dass Einzelsubjekte mit ihren subjektiven Deutungen als Ausgangspunkt genommen werden. Detailliert wird dann beschrieben, wie sich subjektive zu gemeinsam geteilten Deutungen formen. Intersubjektiv geteilte „Wirklichkeitsdeutungen“, ein Begriff, der synonym zum Wissens-Begriff verwendet wird, sind nach Berger und Luckmann das Ergebnis eines dialektischen Handlungsprozesses, der sich in drei Schritten vollzieht: In der Externalisierung subjektiven Sinns, der Objektivierung dieses Sinns und der Internalisierung des objektivierten Sinns. Als zentral für die Objektivierung von Sinn wird dabei die Sprache erachtet (ebd.: 69). Im Rahmen von Sprache werden bestimmten Gegenständen durch bestimmte Zeichen gemeinsam geteilte Bedeutungen dauerhaft zugeschrieben. Erst in der theoretischen Weiterentwicklung durch Knoblauch (1995, (2001a, 2001b; Luckmann 2002a, 2002b, 2002c; Keller et al. 2005; Reichertz 2009b) ist an die Stelle der Sprache das übergreifende Element der Kommunikation getreten. Kommunikation wird dort als ein reziprok aufeinander bezogenes – soziales – Handeln verstanden, das sich Zeichen unterschiedlicher Art bedient, nicht nur der Sprache. In Kommunikationen, so lautet die Annahme, wird Wissen produziert, vermittelt und transformiert (Knoblauch 1995: 5). Entscheidend ist dabei, dass der Begriff der Kommunikation wesentlich besser geeignet ist, die Dynamiken und Aushandlungsprozesse von Wirklichkeitsdeutungen fassbar zu machen, als der Begriff der Sprache, der eher ein starres System und eine wirkmächtige Struktur impliziert.

Wie Keller (2004, 2008) zeigen konnte, hat jedoch der sozialkonstruktivistische Ansatz – auch in seiner neueren Prägung – noch eine Schwäche: Kommunikative Handlungen werden dort in erster Linie in Verbindung mit Handelnden in Face-to-face-Situationen untersucht. Obwohl kollektive Akteure und institutionalisierte Prozesse der öffentlichen Kommunikation in der wissenssoziologischen Theorie nicht grundsätzlich ausgeblendet werden, bleiben sie doch eher unterbelichtet. Kellers wissenssoziologische Diskursanalyse sucht in Anlehnung an Foucault den sozialkonstruktivistischen Ansatz genau um diese Komponenten zu erweitern. Letztlich soll geklärt werden, wie über diskursive Praktiken Wissens- und Machtordnungen entstehen. Während aber in der poststrukturalistischen Perspektive Foucaults dem handelnden Subjekt keine bedeutende Rolle in den Dynamiken der Wissensgenese zugestanden wird, zeichnet sich Kellers theoretisches Konzept gerade dadurch aus, dass es die handlungstheoretische Perspektive des Sozialkonstruktivismus aufrecht erhält und mit struktur- und institutionentheoretischen Elementen aus Foucaults Theorie anreichert.

Die Theorie der kommunikativen Raum(re)konstruktionFootnote 3 schließt sich an all diese Überlegungen an und verbindet sie. Sie beginnt nach dem Vorbild des sozialkonstruktivistischen Ansatzes mit der Externalisierung subjektiver Raumdeutungen durch Einzelsubjekte. Vor diesem Hintergrund wird dann die kommunikative Konstruktion intersubjektiver Raumdeutungen wie auch die Objektivierung dieser Deutungen beleuchtet, um so die Entstehung von Kulturräumen mit ihren spezifischen kollektiven räumlichen Identitäten herzuleiten. Dies kann hier aus Platzgründen nicht weiter ausgeführt werden. Detaillierter soll dagegen dargestellt werden, wie in dem theoretischen Ansatz Prozesse der Raumrekonstruktion gesehen werden, wie also die Transformation von bestehenden Raumkonstruktionen bzw. von Kultur- und Identitätsräumen gefasst wird.

Auch in diesem Zusammenhang wird zunächst dem einzelnen Subjekt mit seinen Wirklichkeitsdeutungen und seiner personalen Identität eine Bedeutung eingeräumt. Thomas Luckmann und Peter L. Berger (1964) weisen darauf hin, dass die Identität des Subjekts einerseits in hohem Maße durch die spezifische Geschichte und Kultur einer Gesellschaft bestimmt wird. Sie betonen allerdings andererseits, dass sich in modernen Gesellschaften aufgrund von Prozessen der Mobilität, der massenmedialen Wirklichkeitsangebote und der Pluralisierung von Weltauffassungen auch neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Identitäten ergeben. Das Subjekt wählt aus dem Markt verschiedener Deutungen aus, stellt sie sich zusammen und schafft Neues daraus. Begriffe wie „Patchwork-Identität“ oder „Bastelmentalität“ bringen dies zum Ausdruck (Beck 1994). Das kreative Subjekt mit seiner „Bastelmentalität“ kann damit zum Ausgangspunkt für neue Deutungen und Visionen werden. Es kann potenziell Neues einbringen und ggf. zu einem transformierenden Akteur werden.

Transformierende Akteure treten indes in der Regel nicht isoliert auf. Vielfach sind sie in einen Sozialzusammenhang, wie z.B. eine Gruppe, eingebunden, stehen also in einem Interaktionszusammenhang mit anderen. Innerhalb des Handelns und der Binnenkommunikationen der Gruppe werden neuartige, subjektive Raumdeutungen der Akteure verhandelt. Als Mitglieder eines spezifischen Kulturraumes müssen sie sich allerdings mit bestehenden Raumdeutungen auseinandersetzen, denn diese Konstruktionen haben auf der Basis von Objektivierungen eine gewisse Deutungsmacht entfaltet. Neue und ggf. bestehende kulturelle Raumkodierungen werden abgestimmt, umgebildet und zu gemeinsamen, kollektiven Deutungen entwickelt, die bis auf Weiteres für die Gruppe Gültigkeit haben. Dieser Prozess darf als ein Vorgang der sozialen Integration von (subjektiven) Perspektiven aufgefasst werden. Das in der Gruppe entstandene gemeinsame Wissen bildet dabei die Grundlage für das raumbezogene Handeln und das weitere raumbezogene Kommunizieren innerhalb wie auch außerhalb der Gruppe.

So kann beispielsweise die Gruppe ihre (auf diese Weise „neu“Footnote 4 entwickelten) Raumdeutungen externalisieren, denn auch sie ist nicht isoliert. Sie steht ihrerseits in einem Sozialzusammenhang mit anderen Gruppen, die sich dem räumlichen Umfeld zuordnen. Diese Gruppen generieren ihrerseits in ihren Binnenkommunikationen (neue) Raumdeutungen, was nicht bedeutet, dass sie exakt die gleichen („neuen“) Deutungen von diesem Raum entwickeln. Es ist möglich bzw. wahrscheinlich, dass sie jeweils ein in gewissem Maße eigenes, gruppenspezifisches Wissen ausbilden und bezüglich des Raumes somit von einer etwas anderen Wirklichkeit ausgehen. Damit wird deutlich, dass der Raum für die Akteure nicht einfach als solcher objektiv existiert. Vielmehr muss man von einem relationalen Raum ausgehen.

Zugrunde gelegt wird hier der relationale Raumbegriff Löws (2001). Während Löws relationaler Raumbegriff aber eher im physischen Sinn verstanden werden muss, als eine zeitlich sich konstituierende „relationale (An-)Ordnung von Körpern, welche unaufhörlich in Bewegung sind, wodurch sich die (An-) Ordnung selbst ständig verändert“ (ebd.: 131), wird „der“ Raum hier zuerst im ideellen Sinne als ein relationales Wissenskonstrukt betrachtet, weil er seine Existenz zuallererst den Bedeutungszuschreibungen von Handelnden verdankt. Dabei handelt es sich um Zuschreibungen, die sich in Abhängigkeit von den kommunikativ ausgehandelten Raumdeutungen je nach Gruppe unterscheiden. Dies kann dann insofern Konsequenzen für das raumbezogene Handeln haben, als die Handelnden „den“ Raum – vor dem Hintergrund unterschiedlicher Bedeutungszuschreibungen – durch unterschiedliche (An-)Ordnungen von Lebewesen und Gütern gestalten wollen, was ein Anlass für Konflikte sein kann. Welche Wirklichkeitsdeutungen bzw. welche Handelnden sich durchsetzen können, hängt von Machtkonstellationen ab. Hier entsteht ein Feld für soziale Exklusionen.

Wenn gesagt wird, dass sich Raumdeutungen je nach Gruppen unterscheiden können, so bedeutet dies nicht, dass es über die Gruppen hinweg keine gemeinsam geteilten Bedeutungszuschreibungen geben könnte. Eine völlige Homogenität der Bedeutungszuschreibungen hat jedoch in einer komplexen Gesellschaft Grenzen. Dies zeigt sich, wenn man die Situation in Netzwerktreffen untersucht. Einzelakteure können als Vertreter („Delegierte“) einer bestimmten Gruppe zusammen mit Vertretern anderer Gruppen in Netzwerktreffen zusammenkommen und agieren. Auch Netzwerktreffen zeichnen sich durch regelmäßige Handlungs- und Kommunikationsbeziehungen aus, wenn auch nicht in gleichem Umfang wie in Gruppen-Treffen. Netzwerke bilden somit einen Handlungs- und Kommunikationsraum, der oft nicht so dicht ist wie der innerhalb der einzelnen Gruppen. Darin werden über die „Delegierten“ raumbezogene Wirklichkeitsdeutungen der beteiligten Gruppen verhandelt. Die Gruppenvertreter im Netzwerk können über die anderen Gruppenvertreter die (ggf. „neuen“) Wirklichkeitsdeutungen anderer Gruppen wahrnehmen, verarbeiten, manche Wissenselemente aufnehmen, andere ablehnen oder modifizieren und möglicherweise auch völlig neue gemeinsame Elemente entwickeln. Es entsteht ein kollektives Wissen auf der Ebene des Netzwerks.

Zwischen den beteiligten Gruppen(-vertretern) eines Netzwerks können ungleiche Verteilungen „gemeinsamer“ Raumdeutungen innerhalb der Netzwerkstruktur entstehen. Es ist also möglich, dass sich unterschiedliche Formen der ideellen Nähe herausbilden: So können zum Beispiel die kollektiven Raumdeutungen etwa einer Gruppe A leicht mit denen einer Gruppe B, aber nur schwer mit denen einer Gruppe C oder D vereinbart werden. Was die einen Vertreter als gemeinsame Deutungen teilen, können andere ablehnen. Auf der Basis von Konflikten kann es zur Inklusion bestimmter Gruppen und zur Exklusion bestimmter anderer Gruppen kommen.

Die Problematik unterschiedlicher Raumdeutungen, potenzieller Konflikte und sozialer Exklusionen wird in heterogenen Akteurskonstellationen verschärft. Funktional differenzierte Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in unterschiedliche Funktionsbereiche wie Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik aufgliedern, um nur die wichtigsten zu nennen. Jeder der Bereiche ist durch spezifische Interessen und Raumbezüge und zum Teil sogar durch bestimmte gesellschaftlich definierte Aufgaben im Hinblick auf Räume gekennzeichnet. So hat etwa die Politik die Aufgabe der Raumordnung. Das heißt, unterschiedliche Akteure haben, je nach ihren spezifischen institutionellen Zugehörigkeiten und den damit verbundenen kommunikativen Kontexten, jeweils spezifische raumbezogene Wirklichkeitsdeutungen ausgebildet. Netzwerke, die sich aus Vertretern unterschiedlicher Funktionsbereiche zusammensetzen, können daher in besonderem Maße Wissens-Inkompatibilitäten aufweisen. Machtkonstellationen verschärfen derartige Inkompatibilitäten. So können politische und/ oder wirtschaftliche Akteure mit ihren Raumdeutungen und ihren Möglichkeiten für ein raumbezogenes Handeln und Gestalten zivilgesellschaftliche Akteure ausschließen. Dennoch können zivilgesellschaftliche Akteure die Deutungen und den Gestaltungswillen politischer oder wirtschaftlicher Akteure konterkarieren. Damit sind Spannungen adressiert, die oftmals in öffentlichen Kommunikationen ihren Niederschlag finden.

Die Theorie der kommunikativen Raum(re)konstruktion nimmt in den Blick, dass Einzelakteure, Gruppen und Netzwerke nicht nur in ihren Binnenkommunikationen potenziell neue Raumdeutungen entwickeln bzw. alte transformieren, sondern dass sie ihre Deutungen auch in Außenkommunikationen, und dies oft in medialer Form, an große Öffentlichkeiten vermitteln. Diskursive Aushandlungen von Raumdeutungen in „großen Öffentlichkeiten“ sind damit ein weiterer Gegenstand des Ansatzes. Hier spielt das wissenssoziologische Diskurskonzept Kellers (2001, 2004, 2008) eine zentrale Rolle. Bei der Herausbildung, Vermittlung und Transformation von Diskursthemen nehmen Medien eine herausragende Rolle ein. Sie sind die Arenen, in denen Diskurse sich entfalten, gegeneinander antreten oder verschränken. Für raumbezogene Diskurse in lokalen Kontexten sind besonders Lokal- oder Regionalmedien hervorzuheben. Freilich fungieren Medien nicht einfach als Nachrichtenübermittlungsinstanzen, die Außenkommunikationen von Akteuren, Gruppen oder Netzwerken aufnehmen und weiterleiten. Vielmehr treten sie in diesem Prozess aufgrund eines journalistischen Handelns wie dem der Nachrichtenselektion und der Nachrichteninszenierung als sehr spezifische Akteure auf, die neben anderen Diskursakteuren einen erheblichen Einfluss auf raumbezogene Wirklichkeitskonstruktionen nehmen können. Diskurse sind dabei immer umkämpft.

2.2 Empirisches Vorgehen

Vor diesem konzeptionellen Hintergrund wurden im Rahmen des Forschungsprojekts drei soziale „Aggregationsformen“ mit folgenden Fragestellungen und Methoden in den Blick genommen: Raumpioniere als Einzelakteure, Gruppen- und Netzwerktreffen der Raumpioniere und nicht zuletzt lokale Öffentlichkeiten mit ihren raumbezogenen Diskursen.

Die Raumpioniere als Einzelakteure wurden mittels so genannter problemzentrierter qualitativer Leitfadeninterviews befragt (Witzel 1982, 2000). Hier war von Interesse, welche soziokulturellen Hintergründe sie haben, aus welchen sozialen Milieus sie also stammen und an welche Deutungswelten sie anknüpfen. Gefragt wurde auch, woher die Raumpioniere in räumlicher Hinsicht kommen, welche Raumbezüge, Raumbindungen und welche Raumvorstellungen sie haben. Außerdem wurden die Motive, Ziele und Erfahrungen eruiert, die die Akteure im Hinblick auf die von ihnen ins Leben gerufenen, quartiersbezogenen Aktivitäten haben. Von Bedeutung war für die Studie die Frage, welche kommunikativen Strategien die Raumpioniere in diesem Zusammenhang ggf. verfolgen. Unterstützt durch das neue Programm „VennMaker“Footnote 5 wurden zudem in einem gesonderten Teil der Interviews egozentrierte Netzwerke der Akteure erhoben. Die Raumpioniere wurden danach gefragt, mit welchen anderen Akteuren sie vernetzt sind, von wem sie Unterstützung erfahren, wer also förderlich für die Realisierung der Vorhaben ist, wer strategisch wichtig, aber auch wer eher hinderlich ist. Die Akteure äußern sich hier zu ihren Netzwerkstrategien und nicht zuletzt zu ihrer ideellen Nähe oder Ferne im Hinblick auf raumbezogene Deutungen und Ziele anderer Akteure. Auf dieser Basis sind komplexe Bilder von Netzwerken entstanden, in denen sich auf der Grundlage der Selbsteinschätzungen der Akteure bereits erste Inklusionen und Exklusionen abzeichneten (vgl. Abschnitt 3).

Auch auf der Aggregationsebene der Akteursgruppen und Netzwerktreffen wurden soziale Einbettungen von Raumpionieren untersucht, was dort jedoch mittels einer fokussierten Ethnografie geschah (Knoblauch 2005). Eine fokussierte Ethnografie verfolgt, anders als die klassische Ethnografie, keinen Anspruch auf eine holistisch angelegte dichte Beschreibung des gesamten Feldes. Sie zielt vielmehr auf die Beobachtung von ausgewählten, meist kommunikativen, Akteurshandlungen. Entsprechend wurden im Forschungsprojekt teilnehmende Beobachtungen von Face-to-Face-Binnenkommunikationen und Kommunikationskulturen in den kleinen Öffentlichkeiten der Gruppen und Netzwerke durchgeführt. Dabei wurde die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, wie die Quartiere und ggf. der ganze Stadtteil in welchen Akteurskonstellationen jeweils wie verhandelt werden. Es wurde untersucht, was die kommunizierten Raumdeutungen beinhalten, inwiefern auf Raumdeutungen aus öffentlichen Diskursen Bezug genommen wird und inwiefern Auseinandersetzungen mit öffentlichen Negativ-Images erfolgen. Gefragt wurde, inwieweit eingebrachte Raumdeutungen miteinander konkurrieren, wie sie umkämpft, inhaltlich modifiziert und anschlussfähig gemacht oder abgelehnt werden. Nicht zuletzt wurde analysiert, wie die verschiedenen Akteursgruppen im Feld zueinander stehen, welche Nähe- und Distanzkonstellationen sich beobachten lassen, ob sie miteinander oder gegeneinander agieren.

Die abstrakteste Aggregationsebene stellte die der Öffentlichkeit mit den sich darin vollziehenden Diskursen dar. Dieses Feld wurde mittels des Forschungsprogramms der Wissenssoziologischen Diskursanalyse untersucht (Keller 1997, 2001, 2004, 2008).Footnote 6 In diesem Rahmen wurde zum einen analysiert, was die Raumpioniere, Akteursgruppen und Netzwerke in Form von Pressemitteilungen, Plakaten, Flyern, Broschüren, Internetforen etc. nach außen kommunizieren und mit welchen Inhalten sie dies tun. Zum anderen wurde gefragt, wie die Stadtteile und ihre Quartiere in den lokalen und regionalen Massenmedien öffentlich thematisiert werden, welche Eigenschaften ihnen zugeschrieben werden und ob ggf. unterschiedliche Raumdeutungen verhandelt werden. Von besonderem Interesse war dabei, ob – und, wenn ja, wie – die Medien über die Aktivitäten von Raumpionieren berichten, welche Themen sie von diesen Akteuren aufgreifen, wie sie diese diskutieren und in welchem Verhältnis die von den Raumpionieren eingebrachten Themen zu anderen Themen, insbesondere zu den Negativ-Images, stehen.

3 Hamburg-Wilhelmsburg und Berlin-Moabit mit ihren Problemlagen und Images

Es ist oben bereits gesagt worden, dass Raumpionieraktivitäten am Beispiel von Quartieren in den Stadtteilen Hamburg-Wilhelmsburg und Berlin-Moabit untersucht wurden. Bei der Auswahl dieser Fälle ist um der Vergleichbarkeit Willen darauf geachtet worden, dass die Stadtteile ähnliche Rahmenbedingungen haben. Gemeinsam haben Hamburg-Wilhelmsburg und Berlin-Moabit zunächst von ihrer räumlichen Lage her, dass sie – sehr zentrumsnah – in Großstädte eingebettet sind. Beide weisen zudem innerhalb der Gesamtstadt eine „Insellage“ auf. Die „Insellage“ ergibt sich zum einen aufgrund der die Stadtteile umgebenden Flusslandschaften. In Berlin-Moabit sind es die Spree und Kanalverläufe, in Hamburg-Wilhelmsburg sind es die Norder- und die Süderelbe, die die Stadtteile vom Rest der Stadt abtrennen und nur durch Brücken zugänglich machen. Zum anderen wirken in beiden Fällen Verkehrsinfrastrukturen und Industrieflächen begrenzend. Entscheidend ist indes, dass die Stadtteile auch in Bezug auf ihre Sozialstrukturen und sozialen Problemlagen sehr ähnlich sind. Kennzeichnend für sie sind mit jeweils knapp über 30 Prozent hohe Anteile an Beziehern von staatlichen Transferleistungen und mit ebenfalls über 30 Prozent hohe Anteile an Migranten. Wilhelmsburg und Moabit sind im Vergleich zu ihrer Gesamtstadt insofern durch räumliche Disparitäten gekennzeichnet, als sie deutlich schlechtere Lebensbedingungen haben und entsprechend als sozial benachteiligt gelten. Die Bewohner weisen eine geringe Kaufkraft auf, was in den letzten Jahrzehnten dazu führte, dass Konsum- und Freizeitinfrastrukturen kontinuierlich abnahmen. Eine vernachlässigte Bausubstanz kommt in manchen Quartieren als Problem hinzu. Typisch sind darüber hinaus Exklusionspraktiken innerhalb der Stadtteile, die sich zum Beispiel in Konflikten zwischen Deutschen und Migranten, zwischen Angehörigen unterschiedlicher Ethnien wie auch zwischen rivalisierenden Jugendgangs zeigen.

Neben den vergleichbaren Rahmenbedingungen gibt es allerdings auch Unterschiede, die sich vor allem in den Stadt(teil)kulturen und -politiken zeigen. Wilhelmsburg hat insofern eine besondere Situation, als Hafen, Industrieanlagen, Mülldeponien und Verkehrsinfrastrukturen erhebliche Belastungen für die Bewohner in Form von schadstoffreichen Emissionen, Gerüchen und Lärm mit sich bringen. Auch die Sturmflut, die Hamburg-Wilhelmsburg im Jahre 1962 mit verheerenden Zerstörungen heimgesucht hat, ist bis heute im kollektiven Gedächtnis präsent geblieben. Diese Erfahrungen sind Ausgangspunkte für die Wilhemsburger Identität. Sowohl das schlimme Schicksal der damaligen Sturmflut als auch die (immer noch) als real wahrgenommenen Bedrohungen, Vernachlässigungen und Benachteiligungen vielfältiger Art sind prägend für die Wilhelmsburger Inselmentalität. Wilhelmsburger nehmen ihren Stadtteil als einen Ort wahr, der für Hamburg bislang vor allem als Flächenreserve und Abfallplatz gedient hat, als einen Ort, wo Müll und Sozialprobleme abgeladen werden, als einen „Raum für den Rest“. Die Bezeichnung „Raum für den Rest“ spiegelt dabei das Lebensgefühl und die vielfältigen Exklusionserfahrungen von Wil- helmsburgern.

Die Hamburger Stadtentwicklungspolitik reagiert auf die Problemlagen Wilhelmsburgs seit Anfang des 21. Jahrhunderts mit dem Programm „Sprung über die Elbe“. Diese Politik zielt im Zuge der wachsenden Stadt Hamburg auf die in Wilhelmsburg verfügbaren Entwicklungsflächen ab und ist bemüht, die Potenziale Wilhelmsburgs als Wohn- und Arbeitsort zu entwickeln. Seit 2006 konzentrieren sich stadtentwicklungspolitische Ansätze entsprechend auf die Internationale Bauausstellung (IBA) und die Internationale Gartenschau (igs). Dadurch werden allerdings die Befürchtungen von Wilhelmsburgern genährt, dass ihr Stadtteil weiter als Flächenreserve für Hamburg dient.

In Berlin-Moabit stellt sich die Situation anders dar. Zentrumsnahe Entwicklungsflächen sind in Berlin in größerem Umfang vorhanden als in Hamburg. Die durch die zentrumsnahe und verkehrsgünstige Lage bedingte Standortgunst von Moabit ist für städtische Akteure und Investoren bislang bestenfalls für ausgewählte Nutzungen in der Nähe des neuen Hauptbahnhofs interessant (etwa für den Bau von Hostels und Hotels). Einen Stadtteilentwicklungsansatz, wie ihn Hamburg für Wilhelmsburg vorgelegt hat, gibt es für Gesamt-Moabit nicht.

Was die Moabiter Stadtteilkultur angeht, so gibt es auch keine vergleichbaren Exklusionserfahrungen wie in Wilhelmsburg. Moabit erlebte indes eine wechselvolle Geschichte, die sich im historischen Diskurs nachvollziehen lässt. Noch im 18. Jahrhundert galt Moabit als idyllischer, ländlich geprägter Ort, im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts machte es sich als aufstrebender Industriestandort einen Namen, und schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es als ein Ort des verarmten Proletariats beschrieben (Grzywatz 1987; Baudisch/Cullen 1991; Schnur 2003). Für die weitere Geschichte und den öffentlichen Diskurs des Ortes wurde zudem bedeutsam, dass Mitte des 19. Jahrhundert der Bau eines Zellengefängnisses fertiggestellt wurde. Bis heute steht Moabit – und dies ist ein wesentlicher Teil seines Negativ-Images – für das Gefängnis und für Kriminalität.

Öffentliche Diskurse, die die Stadtteile negativ thematisieren, fügen indes den bestehenden Problemkomplexen ein weiteres Problem in Form von Stigmatisierungen hinzu. Stigmatisierende öffentliche Diskurse, die sich in NegativImages verdichten, zementieren dabei die Problemlagen der Quartiere insofern, als sie die Tendenz haben, andere Raumdeutungen bzw. positive Entwicklungen, die es ebenfalls gibt, zu ignorieren bzw. im Keim zu ersticken. Werden Quartiere dauerhaft als „unattraktiv“ etikettiert, werden raumbezogene Identifikationsprozesse und bürgerschaftliches Engagement bei den Quartiersbewohnern geschwächt und Entwicklungspotenziale verschüttet.

4 Raumpioniere – subjektive Perspektiven auf die Quartiere und Gestaltungswille

Dies täuscht nicht darüber hinweg, dass es in den Stadtquartieren dennoch Entwicklungspotenziale gibt. Raumpioniere mit ihren Aktivitäten begreifen wir als einen wichtigen Faktor in diesem Zusammenhang. Charakteristisch für Raumpioniere ist, und damit verkörpern sie gewissermaßen die „subjektive Seite der Stadt“, dass sie Räume – wenn auch häufig zunächst nur ihren subjektiven Lebensentwürfen folgend und Gelegenheitsstrukturen nutzend – in der Selbst- und/ oder Fremdwahrnehmung neu denken bzw. nutzen, dass sie ggf. Visionen dazu entwickeln, darüber kommunizieren und andere Bürger zur Kommunikation darüber anregen. Was Raumpioniere mit ihren Aktivitäten in die Quartiere einbringen, kann Anlass sein, mit ganz neuen Inhalten über diese Räume und ihre Bewohner zu reden. Bisherige Deutungen vom Quartier und/oder von Teilen seiner Bewohner können auf diese Weise Modifikationen erfahren.

Auch wenn die Akteure kurz- und mittelfristig die komplexen (sozialen) Problemlagen nicht einfach lösen, können sie mit ihren (neuen) Ideen und Projekten, wie zum Beispiel der Schaffung innovativer Kunst- und Kulturangebote, der Organisation multikultureller Stadtteilfeste, der Einrichtung betreuter Fahrradwerkstätten für Jugendliche oder der Eröffnung eines Buch- und Teeladens, mittelfristig alternative Deutungen vom Quartier anregen, gemeinsame Identitätsbildungsprozesse befördern, Prozesse der sozialen Integration innerhalb der Quartiere in Gang bringen und – sofern sie sich mit ihren Aktivitäten in öffentliche Diskurse einbringen können – auch Außenwahrnehmungen bzw. Images von den Quartieren als Ganzes beeinflussen. Raumpioniere können somit soziale Inklusionsprozesse voranbringen. Sie können außerdem soziale, organisatorische oder infrastrukturelle Neuerungen im Quartier vorantreiben. Letztlich können sie damit zur Entwicklung von Lösungsansätzen für sozialräumliche Probleme beitragen.

Oft werden Raumpioniere mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in Verbindung gebracht (z.B. mit Vereinen oder Bürgerinitiativen). Wir haben den Begriff des Raumpioniers ausgeweitet auf (soziale) Unternehmer (z.B. Personen, die mit ihren Projekten Jugendliche im Quartier aus der Arbeitslosigkeit holen), Selbstständige (z.B. Besitzer eines Buch- und Teeladens), Freiberufler (z.B. Künstler, Kreative, Journalisten) und Vertreter von sozialen Organisationen in öffentlicher oder freier Trägerschaft (z.B. Street Worker oder Quartiersmanager), sofern sie ihren Raum neu deuten bzw. mit ihren Aktivitäten Neues einbringen.

Zwar gibt es Raumpioniere, die schon immer an dem fraglichen Ort gelebt haben, oft sind es jedoch Zugezogene. Beim Großteil der untersuchten Raumpioniere handelt es sich um Personen, die bei der Suche nach günstigen Wohn- und Arbeitsräumen und nach Freiräumen für die Verwirklichung ihrer Lebensentwürfe einst auf Quartiere Moabits und Wilhelmsburgs gestoßen sind. Einige sind erst vor weniger als zehn Jahren in die Quartiere gezogen, andere leben schon mehr als drei Jahrzehnte dort.

In Abschnitt 3 ist gesagt worden, dass Wilhelmsburg wie auch Moabit durch Negativ-Images gekennzeichnet sind. Im Rahmen der Interviews mit Raumpionieren zeigte sich, dass der schlechte Ruf der Viertel durchaus im Bewusstsein der Akteure präsent ist. Sie haben eine klare Vorstellung davon, was Außenstehende, die nicht in den Stadtteilen leben, über die Viertel denken. Auch die Sichtweisen, die die Bewohner selbst von ihren Orten haben, bleiben nach Beobachtungen der Akteure von den Negativ-Images nicht ganz unberührt. Dennoch sehen sie bei den Quartiersbewohnern Abweichungen von negativ ausfallenden Außenwahrnehmungen.

Was die Raumpioniere selbst angeht, so verhalten sie sich geradezu oppositionell zu den Negativ-Images. Deutlich distanzieren sie sich von den Fremdwahrnehmungen, berichten von ihren eigenen Erfahrungen und kommen zu anderen Bewertungen.

Transkriptsegment B-ER35, Paul, Kulturschaffender, Berlin-Moabit Footnote 7

P: Also offensichtlich gibt es ein hartnäckig bestehendes Vorurteil. Das ist wohl nicht so schnell aus der Welt zu schaffen. Und das ist in Berlin verbreitet: Moabit ist scheiße (lacht), da kann man nicht wohnen, da sind Kriminelle und Ausländer, und es ist gefährlich. Ich meine, das ist ja der größte Witz. Ich bekomme häufig zu hören, in Moabit kannst du nachts nicht auf die Straße gehen. Wir wohnen jetzt seit sechs Jahren hier, und es ist so harmlos, und du kannst auch als Frau Tag und Nacht hier durch die Gegend gehen. Maria, wenn sie jetzt hier wäre, würde sie auch sagen, ich habe überhaupt kein Problem hier nachts um drei alleine […]. Aber dieses Bild besteht und außerhalb stärker. Also hier in Moabit muss ich sagen, wenn man hier lebt, hat man nicht das Gefühl, dass es gefährlich oder komisch sei. Aber dieses Klischee ist, glaube ich, sehr hartnäckig […], bringt man medial immer wieder.

Paul beschreibt die in Berlin verbreitete, seit längerer Zeit bestehende und – seiner Vermutung nach – nur schwer zu korrigierende Sichtweise auf Moabit, die er gleich zu Beginn seiner Aussage als „Vorurteil“ rahmt. Dadurch, dass er die Sichtweise als „Vorurteil“ kategorisiert, kann er sich von dem, was er im Folgenden wiedergibt, absetzen. In umgangssprachlicher Weise und mit einer recht derben Wortwahl vermittelt er, wie Berlin-Moabit von außen bewertet wird: „Moabit ist scheiße“. Mit dem anschließenden Lachen kann Paul eine Distanz zu jener Aussage herstellen, die für ihn – wie das Lachen zeigt – offensichtlich nicht ernst zu nehmen ist. Man erfährt, dass mit Moabit Ausländer, Kriminalität und Gefahr assoziiert würden. Es herrsche zudem die Auffassung vor, dass man dieses Stadtgebiet nicht als Wohnort in Betracht ziehen könne. Indem er die vorherrschende Meinung als „größten Witz“ bezeichnet, macht er sie lächerlich. Was die Sicherheit in Moabiter Quartieren angeht, hat Paul Erfahrungen gesammelt, die den Fremdzuschreibungen entgegenstehen. Als Referenzperson zieht Paul sogar eine Bekannte heran, die er aus der weiblichen Perspektive sprechen lässt und die seine Erfahrungen bestätigen und bekräftigen soll. Diejenigen, die ein anderes Bild davon haben, sitzen einem „Klischee“ auf. Die Tatsache, dass sich dieses „Klischee“ („hartnäckig“) hält, schreibt der Raumpionier den Medien zu. Sie würden derartige Botschaften „immer wieder“ verbreiten. Entgegen der massenmedial verbreiteten und von Außenstehenden weithin übernommenen Negativzuschreibungen wird hier somit eine differenzierte, auf eigenen Erfahrungen beruhende Sichtweise auf das Quartier präsentiert.

Raumpioniere bewerten die Quartiere also nicht negativ. Vielmehr sind sie – wie der folgende Interviewausschnitt zeigt – fasziniert von dem Maroden, Heruntergekommenen und Brachgefallenen, das sie in den Quartieren vorfinden:

Transkriptsegment H-ER20, Michael, Unternehmer, Hamburg-Wilhelmsburg

M: Bin sehr viel herumgefahren und habe dann relativ schnell festgestellt, dass das genau der richtige Standort für mich ist. Also nicht nur von den Leuten her, weil die wirklich sehr, sehr offen sind, sondern auch weil hier wirklich – jetzt immer noch, aber damals umso mehr – wirklich viel danieder lag. Es war eine romantische Tristesse.

Der Akteur erzählt, dass er den Standort für seine unternehmerische Tätigkeit und seinen Wohnort systematisch gesucht hat: Er sei „herumgefahren“, um nach geeigneten Orten Ausschau zu halten, und habe Hamburg-Wilhelmsburg gezielt ausgesucht. Ausschlaggebend für seine Wahl war der Eindruck, dass bzw. wie sehr der Ort „danieder lag“. Anders als dies bei negativen Fremdzuschreibungen üblich ist, wird das Marode als etwas Gutes dargestellt. Das Faszinosum besteht in der „romantischen Tristesse“, die der Ort ausstrahlt.

Dies zeigt sich auch im nächsten Transkriptsegment. Dort wird zudem deutlich, was genau die Akteure am Brachgefallenen interessant finden:

Transkriptsegment H-ER01, Robert, Künstler, Hamburg-Wilhelmsburg

R: Ich gehe […] im Osten Hamburgs, im Süden Hamburgs auf, […] wo sich nie jemand darum gekümmert hat, wo kein Markt ist, wo kein Makler irgendwas macht. Da sehe ich eigentlich meine Fläche, meinen Ort, wo ich sage, hier könnte man mit Ideen hinein gehen. Hier haben wir auch die Freiheit […]. Hier finde ich Proberäume, hier finde ich, wenn ich Künstler bin und Raum brauche, hier finde ich ihn.

Robert interessiert sich gezielt für Orte, die so desolat sind, dass Akteure wie Makler dort keine Aktivitäten zeigen. Derartige Räume stellen für ihn eine Gelegenheit dar, Ideen auszuprobieren und umzusetzen. Das ist, was er für seine künstlerische Arbeit brauche. Ausdrücklich spricht er von „Freiheit“ und „Proberäumen“. Orte, die ihm den entsprechenden Freiraum bieten, bezeichnet er als „meine Fläche, meinen Ort“ (Hvh. G.C.). Die Verwendung des Personalpronomens zeigt an, dass der Akteur sich persönlich in Bezug zu einem solchen Ort setzt, dass der Ort etwas mit ihm persönlich zu tun hat, bietet er doch die Möglichkeit der Verwirklichung seiner Ideen und damit gleichzeitig der Entfaltung seiner Persönlichkeit.

Auch die Aussagen der folgenden Moabiter Akteure zeigen, dass sie sich für das Unfertige bzw. Chaotische interessieren.

Transkriptsegment B-ER16, Lars, Unternehmer, Berlin-Moabit

L: Also so einer wie ich denkt immer: Oh, prima, da kann man etwas daraus machen. Das ist das Erste, das mir einfällt.

Transkriptsegment B-ER36, Willma, Ladenbesitzerin, Berlin-Moabit

W: […] habe den chaotischsten Laden hier weit und breit gesucht, und das war der damals, der sah wirklich schlimm aus. Und dann habe ich angefangen, daran herumzubasteln an meinem Traum.

Das Unfertige fordert die Phantasien der Akteure heraus. Sie sehen stets die Potenziale der Orte, wollen sie aktiv gestalten: „da kann man etwas daraus machen.“ (Lars) In diesem Zusammenhang sollen [Gestaltungs-]Träume verwirklicht werden (Willma). Der ausgeprägte Gestaltungswille bzw. die angestrebte Umsetzung von Ideen, Träumen oder Lebensentwürfen scheint sehr individuumszentriert zu sein. Doch dies täuscht:

Transkriptsegment B-ER35, Paul, Kulturschaffender, Berlin-Moabit

P: Es geht uns vor allen Dingen [.] darum, an einem Ort aktiv zu sein, etwas zu machen und vor allen Dingen auch die Leute vor Ort zu aktivieren und zu interessieren.

Transkriptsegment H-ER01, Robert, Künstler, Hamburg-Wilhelmsburg

R: Wir versuchen nur auf eine sehr niederschwellige Art die Leute anzusprechen und sie zu aktivieren, sie zu motivieren, irgendetwas zu machen, eine Positionsveränderung vorzunehmen und mit der Positionsveränderung eine neue Perspektive zu gewinnen und vielleicht, im Idealfall, selbst laufen zu lernen in diesem System, so etwas wie Heimat auszubilden. Also ich mag den Begriff nicht, aber es ist tatsächlich so etwas.

Der Gestaltungswille beinhaltet einen Einbezug der Bewohner vor Ort. Die Akteure beabsichtigen nicht, allein zu handeln und ihre individuellen Interessen durchzusetzen. Vielmehr ist es ihr Ziel, gemeinsam mit anderen etwas tun. Ihr Handeln zielt darauf, wie es Robert und Paul formulieren, Bewohner „anzusprechen“, zu „interessieren“, zu „motivieren“ und zu „aktivieren“. Offensichtlich sind sich die Akteure dessen bewusst, dass sie in so genannten „benachteiligten“ Quartieren operieren. Denn die Bewohner sollen befähigt werden, wie Robert es ausdrückt, „selbst laufen zu lernen in diesem System“. Empowerment gehört zu den Zielen von Raumpionieren. Hier macht sich die nachbarschaftliche Orientierung der Akteure bemerkbar. Sie möchten die anderen beteiligen, mitnehmen, gemeinsam mit ihnen einen Weg des kreativen Gestaltens gehen. Was ihnen für die Quartiere vorschwebt, ist, Lebensqualität für sich und andere vor Ort zu entwickeln, Perspektiven und Potenziale zu entwickeln und sozialen Zusammenhalt zu leben.

5 Öffentliche Kommunikationen, konkurrierende Raumdeutungen und Exklusionen am Beispiel von Berlin-Moabit

Viele Raumpioniere bauen für ihr Handeln soziale Netzwerke auf, gründen Initiativen oder schließen sich bereits bestehenden Initiativen oder Vereinen an. Mit Gruppen- und Netzwerktreffen schaffen sie sich Kommunikationssituationen, in denen sie sich nicht nur darüber austauschen, wie ihre Quartiere sind und wie sie sein sollen, sondern auch darüber, wie sie es bewerkstelligen können, dass ihre Quartiere so werden, wie sie es sich vorstellen. Nicht zuletzt zielen Raumpioniere darauf, ihre Ideen und Raumdeutungen nach außen zu tragen und sie größeren Öffentlichkeiten mitzuteilen. Auch dafür schaffen sie sich Kommunikationsforen nach außen. Oft haben diese das Format von Vereinszeitungen, Kiez-Blättern, Broschüren oder Flyern. In Moabit gibt es sogar ein Online-Forum.

Will man indes größere Publika erreichen, die nicht schon von sich aus ein Interesse am Stadtteil mitbringen, und will man alternative Deutungen von den Quartieren in eine breitere städtische Bevölkerung kommunizieren, so wäre es notwendig, entsprechende Themen auch in redaktionellen Teilen von Anzeigenblättern, in Stadtteil- und nicht zuletzt in lokalen Tageszeitungen zu platzieren. Dessen sind sich Raumpioniere bewusst.

In Moabit sind Raumpioniere jedoch weit davon entfernt, die journalistische Welt der Moabiter und Berliner Lokalmedien zu erobern und darin ihre Themen und Deutungen auf die Agenda zu setzen. In Bezug auf Moabit herrscht in Berlin immer noch ein Diskurs vor, der das bestehende Negativ-Image stützt. Moabit steht in dieser Hinsicht im Schatten des Berliner Bezirks Neukölln, der unter ähnlichen Voraussetzungen wie Moabit – nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Raumpionieraktivitäten – ein beachtliches Medieninteresse auf sich ziehen konnte. Im Rahmen dieses „Hypes“ sind Aufwertungsdiskurse in Gang gekommen.

Vor diesem Hintergrund gibt es in Moabit Raumpioniere, die einen „Hype“ gar nicht wollen. Es gibt allerdings auch solche, die ihn propagieren. Nahezu unvereinbar, um nicht zu sagen gegenseitig „exklusiv“, sind zum Beispiel Deutungen, die bei Kreativen und der (ehemaligen) Hausbesetzerszene verbreitet sind, und Vorstellungswelten, die bei Akteuren im Unternehmensbereich anzutreffen sind (Christmann/Mahnken 2012).

Wie oben bereits gezeigt wurde, sind einige Akteure wie zum Beispiel Kreative, Künstler, aber auch Schriftsteller oder IT-Spezialisten in Moabit vielfach gerade deshalb ansässig geworden, weil sie die Freiräume des Chaotischen, Brachgefallenen und Unaufgeräumten schätzen. Die damit verbundenen NegativImages schrecken sie nicht. Im Gegenteil. Teilweise greifen sie entsprechende „Stigmatisierungen“, wie etwa die vom „gefährlichen Berlin-Moabit“, spielerisch auf, und hoffen darauf, dass sie als kommunikatives Schutzschild fungieren können. Die Akteure haben Sorge, dass ein großes öffentliches Interesse an Moabit auch Interessen von Investoren wecken, Mietsteigerungen bewirken und schließlich den gefürchteten Prozess der Gentrifizierung in Gang setzen könnte. Moabit gehört im Gegensatz zu anderen Berliner Stadtteilen wie Prenzlauer Berg oder Kreuzberg eben (noch) nicht zu den „In“-Vierteln. Die Akteure schätzen dies, weil sie gerne unter sich in einem gut überschaubaren Kiez sind. Darin sind sie sich im Übrigen einig mit den Raumpionieren aus der ehemaligen Haus- besetzerszene. Auch diese Akteure sind sich der Gefahren bewusst, die Aufwertungsdynamiken in den Quartieren mit sich bringen können. Vor allem aber schätzen sie das überschaubare und vertraute „Dorf in der Stadt“. Was man also nicht will und entsprechend zu verhindern sucht, ist die „Vermarktung“ Moabits.

Diese Akteure beziehen ihre Frontstellung also gerade nicht gegen die von außen zugeschriebenen Negativ-Stigmatisierungen. Ihre Raumdeutungen stehen vielmehr im Gegensatz zu denen des Moabiter Unternehmensnetzwerks, wo sich erste Ansätze der strategischen Vermarktung abzeichnen. Dort gilt es, Moabit von seiner „schönen Seite“ darzustellen. So rekurriert zum Beispiel die Kampagne „Made in Moabit“ auf die Vergangenheit des Stadtteils als überregional bedeutendes, historisches Industrieareal. Die Akteure verweisen darauf, dass hier keine Produktionen aus der Schublade, sondern ausschließlich Innovationen auf der Agenda stehen. In der Deutungswelt dieser Akteure ist Moabit ein Ort der wirtschaftlichen Innovationen, der als solcher verkauft werden soll.

Die Vorstellungen davon, was Moabit ist und was es sein soll, fallen also selbst bei Raumpionieren in ein- und demselben Stadtteil unterschiedlich aus. Es gibt keine homogene Deutungswelt. Vielmehr zerfällt der kleine Kosmos Moabits angesichts der angedeuteten sozialen Differenzierungen und der Zugehörigkeit der Akteure zu unterschiedlichen sozialen Milieus in kleine Lebens- und Deutungswelten, die sich gegenseitig sogar ausschließen können. Dies macht das Engagement für „die“ Quartiersentwicklung außerordentlich schwierig. Jedenfalls sind Versuche, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, schwierig. So entstehen kurioserweise im Bemühen um eine Verbesserung der Lebensqualität und der Verminderung sozialer Exklusionen neue Exklusionskonstellationen.

Doch nicht nur, was die Ziele und Utopien verschiedener Raumpioniere angeht, gibt es Unvereinbarkeiten. Auch im Hinblick auf die Methode, wie man bestimmte Vorstellungen umsetzen kann, ist man sich nicht einig. Es zeigte sich etwa, dass eine Initiative, die dem Konzept des Community Organizing verpflichtet ist, von vielen anderen Raumpionieren (noch) sehr skeptisch beobachtet wird. Eine an anderer Stelle in Berlin schon seit längerem arbeitende Community Organizing-Initiative stellte zwar unter Beweis, dass durch einen systematischen Aufbau von Bürger-Macht und öffentlichem Druck und nicht zuletzt durch eine aktive, professionelle Medienarbeit selbst städtische Behörden zur Zusammenarbeit gebracht und dass klar gesetzte, konkrete Ziele der Quartiersentwicklung relativ rasch erreicht werden können. Wie gesagt reagieren Raumpioniere in Moabit jedoch sehr zurückhaltend auf derartige Initiativen. Das Verhältnis zwischen den seit längerem tätigen Raumpionieren und der noch jungen Community Organizing-Initiative kann überwiegend (noch) als ein Verhältnis der NichtKommunikation beschrieben werden. Denn die ausdrückliche Machtorientierung und die hochgradig formalisierte Organisationsweise dieser Bürgergruppierung ist nicht ohne weiteres passungsfähig zu dem, was sich andere Raumpioniere als Arbeitsweise vorstellen, hegen sie doch vielfach den Wunsch, breite Partizipationsprozesse anregen zu können. In diesem Rahmen sollen nicht einfach nur möglichst viele Bürger mobilisiert werden, sondern Bürger auch inhaltlich an der Entwicklung von Ideen beteiligt werden. Lediglich die eher unternehmerisch denkenden Raumpioniere haben sich bislang der Community Organizing- Initiative geöffnet und erproben Allianzen.

6 Fazit: Raumpioniere zwischen sozialer Integration und Exklusion

Raumpioniere sind Akteure, die sich bestimmten – oftmals negativ bewerteten – Räumen nicht zuletzt deshalb zuwenden, weil diese ihnen Gelegenheitsstrukturen bzw. Experimentiermöglichkeiten für ihre Lebensentwürfe bieten. Diese Akteure sprühen vor neuen Ideen und bringen subjektive Perspektiven auf den Raum ein, die sich von vorherrschenden Raumdeutungen deutlich unterscheiden.

Im Maroden und Chaotischen sehen sie Potenziale, die sie herausfordern. Sie haben eine ausgeprägte Handlungsorientierung und wollen gestalten. Manche der Akteure entfalten dadurch Wirkungen im Sozialraum, dass sie ihre neuen Perspektiven einbringen, Projekte machen und darüber kommunizieren. Sie laden Bürger der Nachbarschaft ein, die Quartiere neu zu sehen, Potenziale zu erkennen und aktiv etwas zu gestalten. Damit liefern sie Ausgangspunkte für neue Raumdeutungen, machen Raum zur Verhandlungssache, eröffnen für die Bewohner Spielräume für neue ortbezogene Identitätskonstruktionen, Zugehörigkeit und soziale Integration.

Allerdings wollen verschiedene Raumpioniere bzw. Akteursgruppen bei weitem nicht das Gleiche. Verschiedene Milieuzugehörigkeiten der Akteure bringen Deutungswelten mit sich, die nicht ohne weiteres vereinbar sind. Raumdeutungen, Zielvorstellungen und auch kommunikative Außenstrategien fallen entsprechend unterschiedlich aus. Es entsteht das Paradox, dass sich einige Akteure bzw. Akteursnetzwerke – im Kampf gegen die in den Quartieren bestehenden Exklusionen – gegenseitig voneinander abgrenzen, womit sie ihrerseits (neue) Exklusionen (re-)produzieren. Abschließend lässt sich daher frei nach Paul Watzlawick Folgendes resümieren: „Man kann nicht nicht ausschließen.“ (Watzlawick/Beavin/Beavin 1969: 53).