Auszug
Die Rede von der Wissensgesellschaft gehört heute zum Standardrepertoire jeder bildungspolitischen Diskussion. Wissen, so die Behauptung, ist die zentrale Ressource des 21. Jahrhunderts. Doch dieses Wissen befindet sich in einem permanenten Veränderungsprozess. Seine Quantität steigt kontinuierlich an. Schon ist die Rede von einer Wissensexplosion — eine Begriffsbildung die ähnlich problematisch ist wie jene von der Bevölkerungsexplosion in den 1960er Jahren. Dabei wird vielfach übersehen, dass mit dem Wissen auch das Nichtwissen wächst.1 Die Beständigkeit des Wissens nimmt ständig ab. Die Halbwertzeit des Wissens (der Zeitraum innerhalb dessen der Ausgangswert auf die Hälfte gesunken ist) wird angeblich immer kürzer und soll in Zukunft weiter sinken. Seine globale Verteilung folgt nicht mehr ökonomischen und politischen Machtstrukturen. Zwar bedeutet Wissen weiterhin Macht, aber der Zugang zu dieser Macht ist im Zeitalter der digitalen Vernetzung nicht mehr ausschließlich an Ressourcen wie Geld und staatliche Macht gebunden. Die Entstehung und Verbreitung von Wissen entzieht sich in zunehmendem Maße dem Einflussbereich von Wirtschaft und Politik. Die Industrienationen können längst nicht mehr davon ausgehen, dass der hohe Lebens- und Bildungsstandard den bisherigen Vorsprung an Wissen auch für die Zukunft sichern wird (vgl. Miegel 2005). Daher gilt Bildung als eines der Megathemen des 21. Jahrhunderts.
Zum Begriff des Niohtwissens und zum Umgang mit diesem vgl. Kade 1997: 131f. Zur Bedeutung des Nichtwissens in der Wissensgesellschaft vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 1998b: 88f, sowie 1998c: 94f.
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Gohl, C., Jürgen, W. (2008). Beteiligung braucht Wissen — Beteiligung schafft Wissen. In: Vetter, A. (eds) Erfolgsbedingungen lokaler Bürgerbeteiligung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-09026-9_12
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