Zusammenfassung
Goethe verdankt dem französischen philosophischen Denken seine Befreiung und hält Abstand von den Methoden und Inhalten dieses Denkens. Die französische Sprache ist für ihn eine Schule der Klarheit und muß sich Mangel an Ausdrucksmöglichkeiten vorwerfen lassen. Die französische Literatur führt ihn in die klassischen Formgesetze ein; er sieht sich gezwungen, sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen. In Einzelheiten findet er Hilfe und Unterstützung bei französischen Naturforschern ohne den analytischen Charakter ihres Verfahrens gutheißen zu können. Er liebt und bewundert französische Künstler, vermag sich aber doch nicht recht dazu zu entschließen, ihre Werke in die höchste Kategorie seiner spekulativen Ästhetik einzureihen. Er schätzt, bewundert und liebt Franzosen; indessen ist der französische Menschentypus nicht sein Idealtypus. Das besagt, daß Goethe zwischen dem französischen Geist und dem seinen eine gewisse Antinomie fühlt: die von Verstand und Vernunft; denn so wenig er als Philosoph zu gewagten Gedankengängen und großen systematischen Konstruktionen neigt1, ist er doch der Mensch des metaphysischen Schauers, des Geheimnisses und der Poesie; er ist zu den Müttern hinabgestiegen. Frankreich bleibt das Land der Aufklärung; Goethe ist über sie hinausgeschritten.
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Fuchs, A. (1964). VI. In: Goethe und der französische Geist. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99958-0_6
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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