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Schule als zubereiteter Erfahrungsraum

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Die entscholastisierte Schule
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Zusammenfassung

Die pädagogische Bewegung zielt auf eine Schule ab, in der das Kind für eine seiner eigentlichen Kraft gemäße und zugleich vom Wohl der Gruppe angeforderte Verrichtung vorbereitet wird. Das Kind soll damit nicht zu einer jener eng umgrenzten Funktionen hingeleitet werden, die das spezialisierte Arbeitsleben unserer Gesellschaft kennt. Die Schule soll die großen Bündel der urtümlichen Betätigungen in das Blickfeld rücken, die bei allen Völkern und zu allen Zeiten wesentlich die gleichen sind. Von der klassischen Einteilung der Stände in nährende, wehrende und lehrende bis zu der aus Amerika stammenden Unterscheidung von Hand- und Wortnaturen: immer sind wir den Urberufen und mit ihnen auch den typischen Begabungs- und Bedürfnisebenen des Menschen auf der Spur. Wohl immer weist ein jeweils ganz bestimmter Könnensüberdruck den Menschen darauf hin, daß er den Acker baut, Viehherden züchtet, Fische fängt, Metalle gräbt, Handwerke oder Industrien treibt, Verkehr und Handel unterhält. Auch im verzwickten Massendasein ist ihm jeweils aufgegeben, daß er wissenschaftlich forscht, Kranke versorgt, Recht findet, Sitte stiftet, Volk und Staat behütet, künstlerische Werke schafft und jene letzten Wahrheiten verkündigt, die allein der Glaube fassen kann. Die Schule soll, wie Goethe in der »Pädagogischen Provinz« gefordert hat, erproben, wo die Natur des Kindes »eigentlich hinstrebt, ob sie sich gleich mit zerstreuten Wünschen bald da-, bald dorthin wendet. Weise Männer lassen den Knaben unter der Hand dasjenige finden, was ihm gemäß ist«. Am Ende wird nicht der Beruf gefunden, sondern nur die Könnens- und Bedürfnisebene, aus der sich später der Beruf ergibt. John Dewey hat bemerkt, daß man in einer solchen Schule den Beruf nur in dem Sinne finden wird, in dem Columbus Amerika entdeckte, als er dessen Küste berührte. Die Schule hat nicht etwa zu entscheiden, ob der Knabe Nieter auf einer Schiffswerft werden kann, aber sie hat herauszufinden, ob er ein ursprüngliches Bedürfnis nach metallverarbeitenden Tätigkeiten hat: ob er sein eigentliches Können hier erlebt. Die Schule führt den jungen Menschen an die Eingangspforte zum Beruf.

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Heise, H. (1960). Schule als zubereiteter Erfahrungsraum. In: Die entscholastisierte Schule. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99954-2_3

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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