Zusammenfassung
Die Kritik der normativen Gattungsbegriffe und systematischen Einteilungen der Dichtkunst ist innerhalb der im 18. Jahrhundert zu beobachtenden Revision der traditionellen Poetik eine gesamteuropäische Er-. scheinung. René Welleks Feststellung, daß die Mehrzahl der Theoretiker die Gattungsproblematik überhaupt nicht wahrgenommen, sondern die überkommenen Vorstellungen von der Hierarchie und der »idealen Reinheit« der Gattungen ungeprüft akzeptiert habe1, darf nicht uneingeschränkt gelten. Die in Frankreich als Rousseauismus, in England als Sensualismus und in Deutschland als Empfindsamkeit und Geniekult bezeichneten Geistesströmungen fanden ihren Niederschlag in der zeitgenössischen Ästhetik. Die progressive Rezeption Shakespeares lieferte in der Theorie und der dichterischen Praxis überzeugende Argumente für die Abkehr vom Regelzwang der klassizistischen Kunstdoktrin und die Wertschätzung singulärer und auf Grund ihrer Eigenart unvergleichbarer Dichtwerke. Diese Entwicklung begünstigte zwangsläufig die Opposition gegen die autoritäre Gültigkeit der Gattungslehre.
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Notizen
Hugh Blair, Lectures on Rhetoric and Belles Lettres. 4th edition. 1790, Vol. 3, S. 207 f.
Etienne de Condillac, L’Art d’écrire. Paris 1775, S. 354 (zitiert nach Wellek, Geschichte der Literaturkritik 1750–1830, S. 604).
Vgl. hierzu F. G. Klopstock, Sämnitliche sprachwissenschaftliche und ästhetische Schriften. Hg. v. A. L. Back und A. R. C. Spindler. Bd 4: Ästhetische Schriften. 1830 (= Sämmtliche Werke. Bd 16), S. 35.
H. W. Gerstenberg, Briefe über Merkwürdigkeiten der Litteratur. Hg. v. Alexander von Weilen. 1890, S. 228.
ebd., S. 228.
Karl Viëtor, Die Geschichte literarischer Gattungen. In: Viëtor, Geist und Form. 1952, S. 302. — Vgl. auch: Friedrich Beissner, Geschichte der deutschen Elegie. 1941, Vorrede, S. IX ff.
sg Vgl. hierzu Gerth, Studien zu Gerstenbergs Poetik. 1960, S. 216 f. Gerths Arbeit enthält ein Kapitel über die Gattungen (S. 173–204), trifft aber nicht auf die mir wichtig erscheinende Problematik.
Vgl. hierzu Rudolf Unger, Hamann und die Aufklärung. Bd 1. 1925, S. 249 f.
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Scherpe, K.R. (1968). Reduktion der Gattungsbegriffe auf die Erfordernisse des Genies: Klopstock und Gerstenberg. In: Gattungspoetik im 18. Jahrhundert. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99943-6_12
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