Skip to main content
  • 37 Accesses

Zusammenfassung

In seiner Lobpreisung der Gedichte Theokrits hatte Geßner deren Lauterkeit und Einfachheit als Gegensatz zu dem „epigrammatischen zugespitzten“ Witz hingestellt, der zu seiner Zeit in Mode war.1 Dieser Witz war ein wichtiger Bestandteil der Atmosphäre des achtzehnten Jahrhunderts. Professor Böckmann sieht in ihm sogar das vorherrschende Element der gesamten Kultur im Deutschland der Aufklärung.2 Die Barockliteratur hatte die Zierlichkeit kultiviert; die darauf folgende Epoche hatte diese als bloß äußerlichen Schwulst abgetan und größere Beachtung des Inhalts gefordert. Wernicke lobte „sinnreiche Gedanken und Einfälle“ über „balsamierte und vergüldte Redensarten“. Christian Weise sagte mehr oder weniger das gleiche. Wernicke und Thomasius waren für das französische Ideal des bel esprit eingetreten, und Wernicke hatte unter Hinweis auf Bouhours’ Klagen über die Deutschen das Wort Witz gebraucht, um jenen esprit zu bezeichnen, den sie — die Deutschen — angeblich nicht besaßen. Bouhours hatte gesagt, daß bel esprit eine Mischung von Intelligenz und Einbildungskraft darstelle; Christian Wolff beschrieb Witz als eine Mischung aus Einbildungskraft und Scharfsinnigkeit. Indem er sich auf Lockes Unterscheidung zwischen wit als der Fähigkeit, Ähnlichkeiten, und judgement als der Fähigkeit, Unterschiede wahrzunehmen, berief, definierte Wolff Witz als „die Leichtigkeit, die Ähnlichkeiten wahrzunehmen“, betrachtete aber Scharfsinnigkeit als Teil des Witzes. Witz sei in Wirklichkeit die Entdeckung verborgener Ähnlichkeiten, und dazu sei Scharfsinnigkeit erforderlich.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 79.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. P. Böckmann »Das Formprinzip des Witzes in der Frühzeit der deutschen Aufklärung«, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1931/32, S. 52–130, und des gleichen Autors »Formgeschichte der deutschen Dichtung«, Bd 1, Hamburg 1949, S. 471–546. Die Ansicht, daß diese Formulierung zu eng sei, vertritt Bruno Markwardt »Geschichte der deutschen Poetik«, Berlin 1956, Bd 2, S. 27–29.

    Google Scholar 

  2. Ich benutze ein Expl. (in BM) der Hamburger Ausgabe von 1747. [Diese auch in 9, 12, 14, 24, 25, 38, 46, 70, 138, Wien.] Zu Hagedorns Beziehungen mit den Anakreontikern vgl. G. Witkowski »Vorläufer der anakreontischen Dichtung und Friedrich von Hagedorn«, Leipzig 1889.

    Google Scholar 

  3. J. G. Jacobi »Sämmtliche Werke«, Zürich 1819, I, S. 29; vgl. ebda, S. 112, wo er seine Abneigung gegen die melancholischen Verse der Nachahmer von Youngs »Night Thoughts« offenbart.

    Google Scholar 

  4. Gleim »Lieder« (1758), S. 8–9.

    Google Scholar 

  5. R. Haferkorn »Zum Begriff des Sentimentalen«, in: Fests. Deutschbein, Leipzig 1936.

    Google Scholar 

  6. Basil Willey »The Eighteenth Century Background«, London 1940.

    Google Scholar 

  7. Sterne »Journal to Eliza«, Everyman’s Library, London 1927, S. 177.

    Google Scholar 

  8. E. Erämetsä »A Study of the word „sentimental“ and of other linguistic characteristics of eighteenth century sentimentalism in England«, 1951; »Sentimental — sentimentalisch — empfindsam«, in: Festschrift Emil Öhmann, 1954; »Englische Lehnprägungen in der deutschen Empfindsamkeit des achtzehnten Jahrhunderts«, 1955 — alle in ›Annales Academiae Scientiarum Fennicae‹, Serie B, Bd 74, 84 und 98). Vgl. vom gleichen Autor den Artikel »Der sprachliche Einfluß Richardsons auf Goethes Werther«, in: NM, LVII, 1956, S. 118–125.

    Google Scholar 

  9. Erämetsä verweist hierzu auf K. Waentig »Die self-Komposita der Puritanersprache«, Diss. Leipzig 1932.

    Google Scholar 

  10. M. Deutschbein »System der neuenglischen Syntax«, Cöthen 1917.

    Google Scholar 

  11. W. Havers »Zur Bedeutung des Plurals«, in: Festschrift Kretschmer, Wien 1926.

    Google Scholar 

  12. E. Öhmann »Über die Pluralbildung von abstrakten Substantiven im Deutschen«, in: PBB, LXV, 1941, S. 134–152. Im Verlauf dieses Artikels kritisiert der Verfasser A. R. Lingls Dissertation »Über den Gebrauch der Abstrakta im Plural im Althochdeutschen und im Mittelhochdeutschen«, München 1934.

    Google Scholar 

  13. Th. Haas »Die Plural der Abstrakta im Französischen«, Erlangen 1884; F. Brunot »Histoire de la langue française«, Bd III, S. 461–463.

    Google Scholar 

  14. Havers »Handbuch der erklärenden Syntax«, Heidelberg 1931, S. 106 und 150.

    Google Scholar 

  15. Luise Thon »Die Sprache des Impressionismus«, München 1928; Petri (s.o. S. 433, Anm. 17).

    Google Scholar 

  16. Friedrich Sengle »Wieland«, Stuttgart 1949, S. 178 ff. Dieses ausgezeichnete Buch ist die erste wirklich umfassende Studie von Wielands Erscheinung und Werk und dürfte auf lange hinaus die Standardbiographie bleiben. Meine Kritik bezieht sich lediglich auf gewisse unglücklich gewählte Ausdrücke und sollte in keinem Fall als Äußerung eines grundsätzlichen Mißfallens an diesem so gelehrten und wertvollen Buch genommen werden.

    Google Scholar 

  17. G. Beck »Die Sprache des jungen Wieland«, Diss. Heidelberg 1913. Der erste (den Einfluß Klopstocks behandelnde) Teil dieser Arbeit wurde 1913 in Bukarest veröffentlicht.

    Google Scholar 

  18. Variante der späteren Revision. Vgl. »Sämmtliche Werke«, hrsg. v. Gruber, Leipzig 1819, VII, S. 53.

    Google Scholar 

  19. »Auswahl denkwürdiger Briefe«, hrsg. v. Ludwig Wieland, Wien 1815, Bd II, S. 149.

    Google Scholar 

  20. Böttiger »Literarische Zustände und Zeitgenossen«, Leipzig 1838, Bd I, S. 259.

    Google Scholar 

  21. vgl. Ernst Richter »Wielands sprachliche Ansichten im Teutschen Merkur“, in: ZfdPh. 58, 1933, S. 266–296.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1966 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Blackall, E.A. (1966). Die Kultur von Witz und Empfindung. In: Die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache 1700–1775. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99901-6_12

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99901-6_12

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-99902-3

  • Online ISBN: 978-3-476-99901-6

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics