Zusammenfassung
„Erscheine, grosser Geist …“ In seinem »Charakter der Teutschen Gedichte« von 1734 hatte Bodmer das epische Genie beschworen, dessen Auftreten in Deutschland er sich sehnlichst herbeiwünschte. Wir wissen aus seinem ersten Brief an Bodmer vom 10. August 1748, wie Klopstock von diesen Worten gerührt war. In seiner Erregung über die ersten Gesänge des »Messias« begrüßte Bodmer in Klopstock einen Geist, „der einen gleichen Schwung mit dem Milton nehmen wird“1. Klopstock schreibt in seinem Brief, daß er seinen Homer und seinen Virgil gelesen habe und innerlich von den sächsischen Kritikern enttäuscht sei. Dann sei er auf die Werke von Bodmer und Breitinger gestoßen und habe sie verschlungen; nun wünsche er, daß ihre versprochene Abhandlung über das Erhabene bald erscheinen möge. Es war Bodmers Übersetzung gewesen, durch die er Milton zuerst kennengelernt hatte, und es war Milton gewesen, der die Flamme in ihm nährte, die Homer entfacht hatte. Zunächst hatte er verschiedene weltliche Themen erwogen. Dann war er durch die Lektüre von Pyras »Tempel der wahren Dichtkunst« (Erstveröffentlichung Halle 1737) veranlaßt worden, das Thema der Erlösung der Welt durch Christus zu behandeln. Fasziniert von diesem Werk und von der Lektüre Miltons, Homers und Virgils, begann er noch auf der Schulbank das Vorhaben zu durchdenken. In Jena (wo er sich 1745 immatrikulierte) begann er Teile der späteren ersten drei Gesänge niederzuschreiben. Diese waren in dichterischer Prosa abgefaßt und sind verschollen. Ein Hinweis im einleitenden Essay des zweiten Bandes des »Messias« deutet darauf hin, daß der Stil dieser Prosa Fénelons »Télémaque« nachempfunden war.
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Anmerkungen
›Freymüthige Nachrichten‹ (1748), 25. Herbstmonath. P. Grosser, »Der junge Klopstock im Urteil seiner Zeit« (1937), ist nützlich für die Einschätzung von Klopstocks Wirkung auf seine Zeit. Zwei Untersuchungen erschienen, während ich an diesem Kapitel arbeitete: M. Freivogel »Klopstock, der heilige Dichter«, Bern 1954, und K. A. Schieiden »Klopstocks Dichtungstheorie«, Saarbrücken 1954.
G. C. L. Schuchard »Studien zur Verskunst des jungen Klopstock«, Stuttgart 1927.
Zum Stil der Oden vgl. I. Böger »Bewegung als formendes Gesetz in Klopstocks Oden«, Berlin 1939; G. Goldbach »Das Stilproblem der Odendichtung Klopstocks«, Diss. München 1938; und E. Kaußmann »Der Stil der Oden Klopstocks«, Diss. Leipzig 1931.
Über Klopstocks Sprache ist verhältnismäßig viel geschrieben worden. Die grundlegende Arbeit leistete Friedrich Petri in seinen »Kritischen Beiträgen zur Geschichte der Dichtersprache Klopstocks«, Greifswald 1894. Von den späteren Untersuchungen seien erwähnt Jellineks »Bemerkungen über Klopstocks Dichtersprache« in der Walzel-Fest-schrift, 1924; Walzels Artikel »Barockstil bei Klopstock« in der Jellinek-Festschrift, 1928; ein Artikel von Beißner »Klopstock als Erneuerer der deutschen Dichtersprache«, in: ZfDk. LVI, 1942, und verschiedene Artikel von August Langen, der einen Einfluß des Pietismus auf Klopstocks Wortschatz verteidigt: »Klopstocks sprachwissenschaftliche Bedeutung«, in: ›Wirkendes Wort‹, VI, 1952–1953, der einschlägige Abschnitt seiner »Deutschen Sprachgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart«, in: »Deutsche Philologie im Aufriß«, Bd I, 1952, 21957, und »Verbale Dynamik in der dichterischen Landschaftsschilderung des 18. Jhs«, in: ZfdPh. LXX, 1949 (worin auch Klopstocks Einfluß auf andere behandelt wird). Horst Engert »Klopstocks Dichtung und unsere Zeit«, in: ZfDk. XXXV, 1921, behandelt einige sprachlichen Fragen. Max Freivogel »Klopstock«, Bern 1954, enthält einen guten Abschnitt über die poetische Sprache. Isabella Papmehl-Rüttenauer »Das Wort HEILIG in der deutschen Dichtersprache von Pyra bis zum jungen Herder«, Weimar 1937, widmet ein zentrales Kapitel Klopstocks Gebrauch dieses Wortes. Langen führt zwei ungedruckte Dissertationen auf, nämlich W. Popp »Wortwiederholung in Klopstocks Messias«, Greifswald 1923, und P. Rosenberg »Klopstock und die deutsche Sprache«, Wien 1934. I. Bacon »Pietistische und rationalistische Elemente in Klopstocks Sprache«, in: JEGP, XLIX, 1950, bringt nach meiner Ansicht keine überzeugenden Beweise für „rationalistische“ Elemente vor.
vgl. besonders August Langen »Der Wortschatz des deutschen Pietismus«, Tübingen 1954. Ein früherer Artikel von Sperber, „Der Einfluß des Pietismus auf die deutsche Sprache“, in: DVjs. VIII, 1930, enthält viele wertvolle Anmerkungen.
Karl Kind »Klopstock«, Berlin 1941, 21948.
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Blackall, E.A. (1966). Die Grosse Manier. In: Die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache 1700–1775. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99901-6_10
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