Zusammenfassung
Daß die Liebe Heinrichs und Nataliens Erfüllung findet in den Gebilden gesellschaftlicher Konvention, wie sie die geordnete und kodifizierte Bürgerlichkeit des Romans beschreibt, läßt die Aura der Geborgenheit an diesen strahlen. Doch die Kraft, die die Gebilde für ihren Schein brauchen, saugen sie aus dem subjektiven Wesen der Liebe. Zur Unwirklichkeit erkaltet sie, da sie den entfremdeten Gebilden Wärme gibt. Dies verleiht den gesellschaftlichen Ordnungen zur Zeit, da schon Flaubert schrieb, ästhetisch noch einmal Legitimation, die sie geschichtlich nicht mehr besaßen. Den Schein dieser Legitimation bezogen sie aus dem im Vergleich zu Frankreich und England zurückgebliebenen status quo des Agrarstaats Österreich. Förderten dort Industrie und Handel universelle Interessen, so hier Ackerbau, Manufaktur und beschränkter Handel lokale Interessen von Kleinbürgern und Bauern. Im geographisch isolierten Binnenland, das sich gegen europäische Zivilisation und Aufklärung verstockte, deckte sich der beschränkte Gesichtskreis mit den alten beschränkten Lebensverhältnissen, letztlich einem bürgerlich geschwächten Feudalsystem als der typischen politischen Verfassung von Agrargesellschaften.
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Glaser, H.A. (1965). Die Liebe. In: Stifters »Nachsommer«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99885-9_3
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