Zusammenfassung
Frühe, hastige Industrialisierung und der sich ausdehnende Marktgesellschaftlicher Aufstieg der Bourgeoisie mit der ökonomisch und politisch entscheidenden Verfügungsgewalt über die großen Kapitaliengleichzeitiger Abstieg des ökonomisch unterlegenen, handwerktreibenden und lokal austauschenden Kleinbürgertums, Schwächung des grundbesitzenden Adels, Entstehen städtischen Proletariats — dieser beschleunigte, anwachsende Produktionsprozeß mit seinen gesellschaftlichen Umschichtungen ließ den Traum einer besseren, einer ruhigeren Vergangenheit auftauchen, mochte sie auch beschränkte gewesen sein. Rückwärtsgewandte Utopie, wie so viele Utopien des frühen 19. Jahrhunderts, ist Stifters »Nachsommer«. Auskonstruiert ist ein vorindustrieller Zustand. Grundlage dieses sind Agrarwirtschaft, Manufaktur und seltsam dunkel bleibender Handel. Aber was da als vergangener Zustand wiederhergestellt werden soll, war nie so gewesen. Feudalistische Agrargesellschaft des vormärzlichen Österreichs, an welcher die Utopie orientiert ist, erscheint als verbürgerlichte; Grundherrschaft ist aufgehoben. Die Einwohner des utopischen Landes genießen die formalen bürgerlichen Freiheiten, die später erst, nach 1848, allen zugesprochen wurden. So dauert auch Herrschaft in ihm fort, aber die des bürgerlichen Eigentums.
Dies septimus nos ipsi erimus.
Augustinus: De civitate Dei. XXII.
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Glaser, H.A. (1965). Umriss. In: Stifters »Nachsommer«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99885-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99885-9_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-99885-9
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