Der Zyklus der Variationen wird zur Form. Durchdringung mit Elementen der Sonate. Abschluß der Variation; Variation als Abschluß. Die Geburt des Themas

Zusammenfassung

Das Jahr 1800 bedeutet für Beethoven Zusammenfassung des in fruchtbarer Werdezeit Errungenen in der 1. Sinfonie und Aufbruch zu Neuem. Das macht sich im Variationenschaffen in besonderer Weise geltend. Die „Sechs leichten Variationen über ein Originalthema“ sind der Ausgangspunkt. Aus Sonatenzusammenhang (op. 22 b) stammt das zierliche Thema; die Skizzen Beethovens geben die handwerkliche Folge: „Triolen-Basso 16tel-minore — rechte Hand 32te1“. Dann folgt ein in Noten skizzierter Takt, der wohl der nachträglich eingefügten Maggiore-Variation zugehört, und das Wort Coda. Der Plan ist klar. Der ersten Figuration in 16teln folgt Triolenfiguration, dann tritt die 16tel-Bewegung in den Baß; es folgt Minore-Maggiore, 32tel Figuration in der Oberstimme und endlich die Coda. Die Moll-Variation (poco sostenuto), eine völlige Hineinverwandlung des Themas in den Bereich der Innerlichkeit, und die webende Dur-Aufhellung, die dem Thema eine ganz neue schwebende Leichtigkeit gibt, sind der Höhepunkt. Die Coda ergreift zwei Takte des Themas und geht an ihnen nochmals die handwerklichen Mittel des Planes durch. In diesem Versuch einer überschauenden Zusammenfassung ist das Schlußproblem handwerklich gelöst. Auch die erzieherische Bedeutung, die in der Beliebtheit des Werkes bis heute fortwirkt, ist nicht zu verkennen.