Frankfurt am main Oktober–Dezember 1834

Zusammenfassung

Der Dichter Grabbe verließ im October des Jahrs 1834 seine Vaterstadt Detmold, wo er als Auditeur angestellt war, sein Amt aber ziemlich übereilt aufgegeben hatte. Er wandte sich nach Frankfurt, hauptsächlich durch den Umstand bewogen, daß der Chef der Hermann’schen Buchhandlung, Kettembeil, sein Verleger und ihm auch sonst befreundet war. Sein erstes Auftreten in Frankfurt zeigte schon ganz die wüste Zerfahrenheit seines Wesens. Genialität und Cynismus berührten sich in ihm ganz nah und die tiefere Beobachtung fand leicht heraus, daß ein beginnender, unheimlicher Wahnsinn die Verbindung herstellte. Hatte er doch seine Jugend unter der jungen Literatur der norddeutschen Hauptstadt zugebracht, in einer Sphäre, die ihn jedem frischen Lebensgenuß entrückte! Hier kannte man weder Frühlingslust und Waldeinsamkeit, noch die Freude der stillen Arbeit. Die Tage wurden im Kaffeehaus verdämmert, die Nächte mit Schauspielern und Theaterverwandten in der Punschhöhle mit überreiztem Austausch nachtwandlerischer Einfälle getödtet. Die Fieberblässe galt für ein Zeichen genialer Aufregung; Blasirtheit vor dem Genuß war das Merkmal der Coterie; auch ohne Wanderschaft und Abentheuer wollte schon Jeder einen Junker Harold darstellen. Als Talente wie C.T.A. Hoffmann und Grabbe zu einer klareren Auffassung, in der Poesie wenigstens, sich durchkämpften, hatten sie schon an Körperkraft und Geistesfrische zu große Einbuße erlitten. Duller meint, Grabbe habe mit seinem Stolz auf innere Schätze zu dem soliden Centralplatze des deutschen materiellen Verkehrs nicht gepaßt; wir glauben eher, daß die ernstgewordene Zeit den Sinn für solche Genies nicht mehr hatte, welche ihre Räuberjahre bis in das Mannesalter fortsetzten.