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Der Ernst der Narrenfreiheit — Ironie als Standpunkt

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Narrenfreiheit und Selbstbehauptung
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Zusammenfassung

Der anarchische Narr ist Satiriker, ohne es — als Subjekt — zu wollen, der Humorist entdeckt in sich eine »satirische Bosheit«, die wirklich auszuagieren er — als Subjekt — nicht mehr wollen kann. Es sei nochmals daran erinnert, daß der erhabene Humor sich nicht nur über die »verkehrte Welt« allein erhebt, sondern über deren traumatische Erfahrung, also auch über die Betroffenheit und affektive Bindung an eben diese Welt. Der Humorist distanziert sich damit von dem, was an ihm selbst »Natur« ist. Er sucht die Souveränität eines Subjekts, dem die — äußere und innere — Natur nichts mehr soll anhaben können. Auch der erhabene Humor ist daher Satire nicht primär im Sinn eines diagnostizierenden Zwecks, sondern auch er ist Diagnose mehr beiher, gemessen am Interesse des Subjekts, seine Souveränität trotz allem zur Geltung zu bringen. Er schützt denn auch nicht nur vor der Desillusionierung der Hoffnung des Subjekts, sondern nicht zuletzt auch davor, daß »Tat« wird, was er als »vernichtende Idee« in sich erfährt: auch daher die so häufigen nachdrücklichen Hinweise darauf, daß nicht der einzelne, sondern die »Menschheit« sein Gegenstand ist; das Abstraktum ist weniger verletzlich. Daher wäre auch die Praxis seines satirischen Unwillens ein Aktionismus, in dem er die Aggressionen, gegen die er sich humoristisch schützt, als solche zu Handlungen des Subjekts machen würde. Auch um davor sich zu schützen, versucht der Humorist sich zu stoischem Gleichmut geradezu zu erziehen. In einem Brief an Pfarrer Vogel schreibt der junge Jean Paul, daß es in einer Welt, in der die Tollen den einzigen Klugen ins Tollhaus stecken würden, das Klügste sei, sich selbst »die Schellenkappe« zuzuschneiden.

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Anmerkungen

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Müller, V.U. (1978). Der Ernst der Narrenfreiheit — Ironie als Standpunkt. In: Narrenfreiheit und Selbstbehauptung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99859-0_6

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