Zusammenfassung
Die kritische Dimension des erhabenen, Moralität als Innerlichkeit behauptenden Humors entfaltet sich erst da und vor allem da, wo die Moralität der Gesinnung sich ihre eigene Antinomie zu verdecken tendiert. Sein unglückliches Bewußtsein ist deren schlechtes Gewissen, und es ist von daher auch nur zu bedenklich, am »moralischen Unwillen« der Humoristen, der die Schärfe und Unversöhnlichkeit ihrer Satire ausmacht, nur zu bemängeln, daß er nicht »Tat« wird. »Verkrüppelte Revolutionäre«, wie Gansberg schreibt, sind die Humoristen Jean Pauls nicht, weil im Blick auf die Amerikanische und vor allem auf die Französische Revolution, die objektiven Bedingungen der »deutschen Misere« von ihnen als Hemmnisse der revolutionären Entäußerung des Moralismus erfahren würden [1], es ist vielmehr gerade ihr eigener moralischer Unwille, der ihre Handlungshemmung ausmacht. Die Radikalität der Satire vor allem Schoppes und Giannozzos ist unmittelbar Funktion einer Prämisse, die in der radikalen Phase der Revolution praktisch wurde: die Prämisse der Immunität der Objekte der satirischen Kritik gegenüber der Einsicht in ihr falsches Bewußtsein.
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Anmerkungen
Vgl. dazu auch: Uwe Schweikert, Jean Pauls »Komet«. Selbstparodie der Kunst, Stuttgart 1971.
Erving Goffman, Das Individuum im öffentlichen Austausch, Frankfurt/Main 1974, S. 245.
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Müller, V.U. (1978). Narrenfreiheit jenseits des »Ernsts«. In: Narrenfreiheit und Selbstbehauptung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99859-0_5
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