Zusammenfassung
Am 9. August 1797 schreibt Goethe, der gerade seine Vaterstadt besucht, an Schiller: „Ich glaube sogar eine Art von Scheu gegen poetische Produktionen, oder wenigstens in so fern sie poetisch sind, bemerkt zu haben, die mir aus eben diesen Ursachen ganz natürlich vorkommt. Die Poesie verlangt, ja sie gebietet Sammlung, sie isoliert den Menschen wider seinen Willen, sie drängt sich wiederholt auf und ist in der breiten Welt (um nicht zu sagen in der großen) so unbequem wie eine treue Liebhaberin.“1 Schiller scheint nach einer solchen Äußerung seines Freundes schon lange auf der Lauer gelegen zu sein. Goethes Gelassenheit, seine Souveränität und Ironie, seine Kondeszenz dem Publikum gegenüber hatten schon seit geraumer Zeit nach der gebührenden Antwort verlangt. So setzt Schiller sich in Positur, holt aus und schlägt mit polemischer Pranke zu, obgleich die beiläufige Bemerkung des Anderen an und für sich keineswegs danach angetan war, einen solchen Aufwand zu rechtfertigen. Er schreibt: „So viel ist mir auch bei meinen wenigen Erfahrungen klar geworden, daß man den Leuten, im ganzen genommen, durch die Poesie nicht wohl, hingegen recht übel machen kann, und mir däucht, wo das eine nicht zu erreichen ist, da muß man das andere einschlagen.
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Anmerkungen
Bertolt Brecht, Anmerkungen zur Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«. Stücke III (Berlin: Suhrkamp 1955), S. 267, 266 und 259.
Karl Ende, Beitrag zu den Briefen an Schiller aus dem Kestner-Museum. In: Euphorion XII (1905), S. 388.
Albert Leitzmann, Die Quellen von Schillers und Goethes Balladen (Bonn: Marcus, 2. Aufl. 1923), S. 13.
Martin Esslin, Das Theater des Absurden (Frankfurt: Athenäum 1964), S. 141.
Friedrich Schiller — Die Kraniche des Ibykus. In: Die deutsche Lyrik. Hrsg. von Benno v. Wiese. Bd I (Düsseldorf: Bagel 1956), S. 356.
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Stöcklein, P. (1968). Szene und Tribunal. In: Das Schweigen der Sirenen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99753-1_11
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