Zusammenfassung
Man beurteilte das Junge Deutschland freilich einseitig, ja falsch, sähe man überall nur das allgemeine Verlangen nach einer undifferenzierten Synthese zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Wir haben zu zeigen versucht, wie stark es war und wo es sich überall aussprach. Aber wenn das Junge Deutschland, vor allem seine jüngeren Repräsentanten, auf das zurückkommen wollten, was »befruchtete« — so war damit nicht jegliche Vergangenheit gemeint. Das Junge Deutschland orientierte sich an einer bestimmten Vergangenheit — der Kunstdoktrin der Klassik und darüber hinaus an dem, was ihm sonst vorbildhaft zu sein schien: an Jean Paul, am achtzehnten Jahrhundert. Die Jungdeutschen sahen in den Goetheschen Kunstmaximen so gut wie in der — ihrer Sicht nach — aufgeklärten, kunstheiteren, zur Vermittlung neigenden Haltung des achtzehnten Jahrhunderts, vor allem des französischen achtzehnten Jahrhunderts Kräfte, die bereits von sich aus vorwärtszuweisen schienen, und so knüpfte es dort an, wo es eine Möglichkeit zum Brückenschlag schon von der Vergangenheit her sah. Börne erkannte im französischen achtzehnten Jahrhundert das schöne Nebeneinander von Wissenschaft, Kunst und Leben — eben darin schien es seiner Zeit vorbildlich und nachahmenswert. Nicht weniger weit aber schienen Gutzkow Goethes Werke und Kunstregeln in das neunzehnte Jahrhundert hineinzureichen, und sie waren schon deswegen ebenfalls Regulative für die neue Literatur. Immermann etwa konnte sich eine Erneuerung der Kräfte nur von der Familie her vorstellen — eben sie fand er bereits in Goethes Romanen verherrlicht und zur Grundlage gemacht.
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Koopmann, H. (1970). Das Junge Deutschland und die Romantik: Widersprüche und Kongruenzen. In: Das Junge Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99739-5_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99739-5_6
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