Zusammenfassung
Man täte also der jungdeutschen Bewegung Unrecht, sähe man hier einseitig revolutionäre Bestrebungen am Werk. Wer in den Jungdeutschen Aufständische erkennt, die einen rigorosen Kampf gegen die Welt der Väter zu führen gedachten, erweist sich darin noch als Gefangener jenes Vorurteils, das auch den Verboten und dem Bundestagsbeschluß zugrunde lag. Dem Jungen Deutschland, das sich 1830 verkannt und führerlos, von der Generation der Väter im Stich gelassen und enterbt fühlte, lag durchaus nichts am Abbruch der Beziehungen zur Welt der Älteren, und es konnte ihm auch gar nichts daran gelegen sein. Wir haben zu zeigen versucht, worin das »Neue« für die Jungdeutschen bestand : im Bemühen, an das Alte wieder anzuknüpfen, von sich aus den Zwiespalt zwischen Jüngeren und Älteren, der allerdings deutlich sichtbar geworden war, zu überbrücken. Die jungdeutschen Zeitschriften riefen nicht zu einer Verschwörung gegen das Alte auf, sondern wollten Sammelplätze sein, wo sich das alte Deutschland mit der »Moderne« treffen konnte [1]. Es ging dem Jungen Deutschland aber nicht nur um eine Vereinigung des Alten und des Jungen, also um die Überbrückung eines bloß generationsmäßigen Gegensatzes. Zugleich sollten, wie uns die jungdeutschen Zeitschriftenunternehmen verrieten, auch »Wissenschaft«, »Kunst« und »Leben« wieder miteinander in Einklang gebracht werden — das Bemühen um den Ausgleich zwischen dem Vergangenen und dem Gegenwärtigen ist nur ein Aspekt der gewissermaßen universalistischen Vereinigungsbestrebungen des Jungen Deutschland.
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Koopmann, H. (1970). Der Schriftsteller — Phänotyp der »Moderne«. In: Das Junge Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99739-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99739-5_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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