Zusammenfassung
Wo wie hier die polaren Kräfte schon so weit harmonisiert sind, daß das Glück selbst in einem göttlichen Licht erscheint, tritt die Zwischenlösung des Fortunaproblems mithilfe des Fatum Christianum [1] in den Hintergrund und macht dem Bestreben Platz, das vermeintliche Handeln Fortunas direkt auf Gott und seine Providenz zurückzuführen. Der Kompromiß hat damit aber nicht an Bedeutung verloren, schon die um ihn kreisenden Begriffe „Schikkung“ und „Verhängnis“ bezeugen seine Fortdauer. Ebensowenig kann von einer streng historischen Entwicklung gesprochen werden, nach welcher ein ,neuer‘ Deutungsversuch das mittelalterliche System ablösen würde. Bereits bei Augustin nämlich finden sich Ansätze einer Betrachtung, welche der unmittelbaren Nähe Gottes zum Wirkungsbereich der Fortuna gilt und die später parallel neben den Methoden ihrer Negation und der Schicksalsverkettung verläuft. Gott, sagt Augustin, ist Urheber und Spender des Glücks, weil er einzigwahrer Gott ist; er selbst gibt an Gute und Böse die irdischen Reiche, nicht blindlings und zufällig — denn er ist Gott und nicht die Fortuna —, sondern nach einer Ordnung der Dinge und Zeiten, die uns verborgen, ihm jedoch wohl bekannt ist. [2] Seine Worte weisen unmißverständlich die göttliche Provenienz jener Macht aus, die sich gerade am Hof, dem eigentlichen Aktionsraum Fortunas, entfaltet. Was dort Ergebnis ihres launischen Spiels zu sein scheint, ist letztlich in Gottes weisem, dem Menschen aber unbegreiflichen Plan festgelegt.
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Kirchner, G. (1969). Fortuna als Organ des Schöpfers. In: Fortuna in Dichtung und Emblematik des Barock. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99733-3_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99733-3_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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