Zusammenfassung
Beim Überschreiten der Romer Landesgrenze stößt zur närrischen Reisegesellschaft Marggrafs ein weiterer Mitreisender hinzu: ein »dürrer Jüngling mit offner Brust und fliegendem Haare, und mit einer Schreibtafel in der Hand« (832). Es handelt sich um niemand anderen als den »Kandidaten Richter aus Hof im Voigtlande […] den trefflichen Verfasser der Auswahl aus des Teufels Papieren« (833) — um Jean Paul selbst. Sein Auftreten gehört — so Eduard Berend — »zu den originellsten und überraschendsten Wendungen des Romans« [1]. Der Dichter kostet die wohlberechnete Überraschung aus, wenn er mit Genuß hinzufügt: »Meine Leser werden erstaunen, der Kandidat war demnach niemand anders als — ich selber, der ich hier sitze und schreibe« (833). Doch der Kandidat ist nicht nur ein bekannter Schriftsteller, sondern vor allem ein »Wetterprophet« (833). Marggraf nimmt ihn in sein Gefolge auf und macht ihn zum Hofwetterpropheten, weil »ein echter Wetterprophet unter allen Stücken eines vollständigen Reisegepäcks das nötigste sei« (833). Die Beschäftigung, die Jean Paul sich hier zulegt, überrascht nicht, denn das Wetterprophezeien war in der Tat eine seiner größten Leidenschaften, der er sein ganzes Leben lang frönte und auf die er sich vieles zugute hielt. Auch hat er im Komet nicht zum erstenmal dieses Steckenpferd in eine poetische Darstellung seiner selbst mit einbezogen. Schon in der Satire Des Rektors Florian Fälbeis und seiner Primaner Reise nach dem Fichtelherg — einem Appendix zum Quintus Fixlein — war Jean Paul selbst als Wetterprophet aufgetreten.
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Schweikert, U. (1971). Der Dichter als Wetterprophet. In: Studien zu Jean Pauls »Komet«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99723-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99723-4_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-99724-1
Online ISBN: 978-3-476-99723-4
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