Zusammenfassung
An seiner Vorlage, dem Abenteuer Casanovas mit Christine aus den ›Memoiren‹1, muß Hofmannsthal vorab die Pointe gereizt haben, daß der Verführer, um sich selber der Ehe zu entziehen, zum Ehestifter avanciert. Die Struktur dieser Pointe ist antitragisch schlechthin. Denn vollendet der tragische Held auf dem Weg, den er zu seiner Rettung einschlägt, sein Geschick, führt ihn dieser Weg, statt ihn zu retten, in den Untergang, so scheint diese tragische Dialektik2 geradezu ironisiert zu werden, wenn der Komödienheld, nachdem er sein Ziel erreicht hat, einen anderen auf den Weg schickt, den er selber nicht gehen kann, will er nicht aufhören, er selbst zu sein. Vermag der tragische Held seinen Weg nur selbst zu gehen, so darf der komische sich vertreten lassen, ja er ist fähig, das Geschick, dem der tragische unterliegt, als das der anderen souverän zu bestimmen, um sich selber ihm zu entziehen. Ist der Inhalt dieses vom Helden gelenkten Geschicks der anderen nun deren Glück, ihr von Beginn an bekundetes Ziel, wird der Held frei nicht auf Kosten seines Stellvertreters, sondern zu dessen Gunsten, so müßte die Komödie, die derart Freiheit und Glück am Ende harmonisiert, das Wesen ihrer Gattung ideal erfüllen.
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Pickerodt, G. (1968). Cristinas Heimreise. In: Hofmannsthals Dramen. Studien zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99679-4_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99679-4_13
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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